0323 - Herrin der Vampirburg
Halle und zwar zur großen Freitreppe hinüber. Da kauerte Patty am Boden! Sie drehte den Kopf, und aus weit aufgerissenen Augen, mit halb geöffnetem Mund, sah sie John an. Ihr Overall war aufgerissen, und sie sah aus, als habe sie einen Kampf hinter sich.
»Was ist geschehen?« stieß John hervor. »Patty, bist du in Ordnung?«
Sie zuckte zusammen. Da begriff er, daß sie ihn erst in diesem Moment erkannte. Hinter dem Strahl der Taschenlampe war er für sie höchstens ein dunkler Schemen gewesen.
»John!« Sie richtete sich langsam auf. Mit ein paar Schritten war er bei ihr und half ihr, stützte sie.
»Wo ist der Kerl, der dich überfallen hat? Das war doch kein Geist, oder…?«
»Kein Geist«, sagte sie leise und sah sich um. »Ich muß hier raus, John. Bring mich hier raus. Ich weiß nicht, wo sie jetzt ist… sie ist verschwunden…«
»Wer - sie?« fragte John. Er dachte an die große Fledermaus, die ihn hatte angreifen wollen, dann aber ausgewichen war. War die Fledermaus über Patty hergefallen? Er fragte sie danach.
Patty schüttelte den Kopf.
»Nein«, sagte sie, während sie an seiner Seite dem Portal zustrebte. Die Kälte, die von draußen hereinwehte, erfrischte sie. - »Nicht die Fledermaus… Ich glaube auch nicht, daß es eine Fledermaus war. Es muß etwas anderes gewesen sein. John - glaubst du an Dämonen?«
Er nickte stumm.
»Ich jetzt auch. Das Flugbiest muß ein Dämon gewesen sein. Seine Augen waren wie Phosphor. Aber es war nicht allein. Die Frau - sie war schlimmer.«
»Frau?« Er hob die Brauen, während sie ins Freie traten. »Was für eine Frau?«
»Eine - Vampirin, John. Bitte, lach mich nicht aus. Es war eine Vampirin. Ich habe die Zähne gesehen, und sie besitzt unglaubliche Kraft. So stark kann kein Mensch sein. Etwas lähmte mich, und dann wollte sie zubeißen…«
Der Mond war durchgebrochen und schien jetzt in den Burghof. Unwillkürlich sah John erst zum Himmel, ob da etwas flog, aber nichts war zu sehen. Dann starrte er Pattys Hals an.
Keine Bißwunden… oder…?
»Sie hat nicht zugebissen. Sie schrie plötzlich gellend auf, und dann war sie weg. Und dann - kamst du. Ich will weg hier.« Sie zitterte. Plötzlich sah John etwas, das ihm nie so bewußt aufgefallen war. Erst jetzt… im Mondlicht blitzte ein kleines Silberkreuz am Halskettchen des Mädchens!
»Dein Kreuz«, stieß er hervor. »Es hat die Bestie zurückgeschleudert!«
Sie tastete nach dem kleinen Schmuckstück.
»Oh«, sagte sie.
»Komm, zum Wagen.« Er lachte sie nicht aus. Eine Vampirin… so etwas mochte es geben, wenn es schon Geister gab. John führte das Mädchen durch das Burgtor, über die Zugbrücke zum Volkswagen.
Das Fahrzeug war leer.
Diane war verschwunden…
***
Diane hatte im verschlossenen Wagen gewartet. Auch sie hatte den Schrei vernommen, wenn auch nur ganz schwach, und gesehen, wie John losrannte. Da wußte sie, daß etwas nicht stimmte.
Sie bekam panische Angst.
Am liebsten wäre sie hinters Lenkrad gerutscht, hätte den Wagen gewendet und wäre talwärts gerast. Aber sie konnte doch John und Patty nicht hier oben zurücklassen.
Hätten sie sich doch nicht auf diese verflixte Wette eingelassen! Diane ballte die Fäuste, preßte sie vor den Mund. Plötzlich glitt etwas Großes, Düsteres heran. Eine Fledermaus am Nachthimmel!
Gab es denn diese Biester hier überhaupt? Und warum nur diese eine? Traten Fledermäuse nicht immer in Schwärmen auf?
Das Biest war riesig. Es jagte direkt auf den Volkswagen zu, blieb schwingenschlagend daneben in der Luft hängen. Diane schrie leise auf. Die Fledermaus hatte es auf sie abgesehen!
Die grün glühenden Augen…
Etwas ging von diesen Augen aus, das Diane in ihren Bann zog. Sie konnte ihren Blick nicht mehr davon lösen. Leise stöhnte sie. Sie mußte diese Augen ganz nah vor sich sehen, ganz nah…
Sie klappte den Beifahrersitz nach vorn, öffnete die Tür und zwängte sich ins Freie. Die große Fledermaus schwebte nach wie vor still in der Luft und schlug dabei nur sehr träge mit den Schwingen. Das war doch kaum möglich… diesen schweren Körper so leicht in der Luft zu halten…
Diane richtete sich hoch auf.
Da schob sich die Fledermaus vorwärts, verkrallte sich in Dianes Kleidung und hüllte ihren Kopf förmlich mit den Flughäuten ein. Die spitzen Zähne packten blitzschnell zu. Diane wollte schreien, aber dann war es kein Schmerz mehr, sondern ein Gefühl des Wohlbehagens. Wenig später löste sich die
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