0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
Rücksicht. Ich fand nichts.
Das Einzige, woraus ich vermutlich etwas hätte ersehen können, nämlich das Tagebuch, hatte Eva verbrannt.
Um halb acht ging ich wieder.
Es hatte erneut angefangen zu regnen.
Ein Sturm brauste über die Stadt und ließ die Tropfen gegen die Windschutzscheibe schlagen.
Meine Stimmung entsprach genau dem Wetter.
Ich fuhr zum FBI-Gebäude.
Phil war bereits zurück. Er hatte mit dem Diener und dem Fahrer gesprochen. Lorraine, der Diener, hatte seiner ersten Aussage nichts hinzugefügt, aber der Fahrer war weniger diskret und dafür ehrlicher.
Er hatte Eva wiederholt am Abend abgeholt und in Hodges Haus gebracht.
Sie war nie länger als bis elf Uhr geblieben, aber Hodge hatte Anweisung gegeben, er wollte während der Anwesenheit des Mädchens nicht gestört werden.
Das war eine Bestätigung dessen, was Mrs. Edson mir gesagt hatte.
Um neun Uhr fünfzehn kamen die Reporter.
Sie kamen in Scharen angerückt.
Die Burschen vom Daily Mirror, vom Morning Telegraph, vom Herald, von der Times, und von Der Post, und - Louis Thrillbroker vom Morning News. Sie überfielen uns wie ein Bienenschwarm.
Lieutenant Brainer, von der City Police, hatte nicht gewusst, wie viel er ihnen sagen'dürfe und sie an uns verwiesen.
Wir veranstalteten eine improvisierte Pressekonferenz.
Das einzig Gute daran war, dass wir Gelegenheit hatten, dabei auch die Fahndung nach Ben Carloman alias Greg Rickers, in die Zeitungen zu bringen.
Das Foto wurde bereits vervielfältigt und würde den verschiedenen Blättern noch in der Nacht zugestellt werden.
Wir atmeten auf, nachdem die Gesellschaft wieder abgerückt war.
Es wurde fast Mitternacht, bevor wir nach Hause fahren konnten.
***
Die erste Neuigkeit am nächsten Morgen erfuhren wir von unserem Schusswaffensachverständigen Slick.
Er hatte festgestellt, dass die Kugel, die Eva Edsons jungem Leben ein Ende gemacht hatte, aus einer anderen Waffe gekommen war, als die, die man bei der Obduktion in den Körpern des Wächters und des Bankiers herausgeholt hatte.
Das war eine Überraschung. Aber andererseits wussten wir ja, dass an dem Überfall auf die Bank zwei Leute beteiligt gewesen waren. Es war anzunehmen, 20 dass der Komplice von Carloman die Schüsse abgegeben hatte.
Die Morgenblätter brachten den Fall ganz groß Sekretärin verrät Bankgeheimnisse.
War sie mit den Räubern im Bunde?
So hießen die Schlagzeilen. Teilweise wurde Eva Edson als das bedauernswerte Opfer des Gangsters hingestellt, teilweise als Komplicin geschildert, die Carloman als unbequeme Zeugin aus dem Weg geräumt hatte.
Um zehn Uhr klingelte das Telefon.
Phil nahm den Hörer ab, meldete sich und gab mir einen verstohlenen Wink, mich einzuschalten.
»Wer sind Sie? Sie müssen mir das noch einmal sagen«, sagte mein Freund.
»Ich bin Ben Carloman. Sie sollten mich doch kennen.«
»Wenn Sie so schlechte Witze machen wollen, so suchen Sie sich dazu jemand anderen aus«, schnauzte Phil. »Wir haben hier mehr zu tun, als Verrückten zuzuhören.«
»Ich bin wirklich Ben Carloman, und es liegt mir sehr viel daran, Sie zu sprechen«, sagte der Mann eindringlich. »Ich möchte mich nur vorher vergewissern, dass Sie mich nicht kassieren.«
»Das hängt davon ab, was Sie uns zu sagen haben«, meinte mein Freund vorsichtig und blinzelte mir zu. »Was wollen Sie von uns?«
»Ihnen klarmachen, dass ich mit dem Bankraub und dem Mord an dem Mädchen nicht das Geringste zu tun habe. Ich habe die Gräuelberichte in der Presse gelesen, und das ist das Erste, was ich davon hörte.«
»Sehr interessant, Mister Carloman«, antwortete mein Freund ironisch. »Wie wollen Sie das anfangen?«
»Ich kann es Ihnen beweisen. Ich bin seit etwa vier Wochen in New York. Das Einzige, was ich versäumt habe, ist die Meldung bei der Polizei, und das wäre für Sie auch die einzige Möglichkeit, mich festzunehmen. Im Übrigen habe ich ein einwandfreies Alibi und kann nachweisen, dass ich eine gut bezahlte Stellung bekleide.«
»Es würde uns jedenfalls brennend interessieren, Ihre Angabe nachzuprüfen. Wenn Sie Ihrer Sache so sicher sind, so kommen Sie doch einfach zu uns. Sie wissen doch wohl, wo das FBI-Gebäude liegt.«
»Das könnte Ihnen so passen«, lachte er. »Sie würden mich dabehalten und dazu habe ich wirklich keine Lust.«
»Tja, dann werden Sie wohl warten müssen, bis wir Sie erwischt haben«, meinte Phil. »Wir werden Sie erwischen. Einige tausend Cops, sämtliche G-men und ein paar
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