0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
nicht wusste, ob aus Platin oder Chrom, zutage und bot eine Zigarette an.
Wir lehnten ab, was Carloman uns nicht im Geringsten übel zu nehmen schien. Zehn Minuten später kam der Anwalt mit Mrs. Maspet zurück.
»Es ist alles in Ordnung«, erklärte er. »Mrs. Maspet wird ihre Aussage diktieren und unterschreiben. Kann ich noch etwas für Sie tun?«
»Wir möchten die unterschriebene Aussage mitnehmen.«
Während .der nächsten halben Stunde saßen wir mit Carloman herum und langweilten uns.
An dem Alibi, das Mrs. Maspet ihm gegeben hatte, war nicht zu rütteln. Die Frau war über jeden Zweifel erhaben und außerdem kein Gänschen mehr.
Trotzdem… Von Beginn an hatte die Ausführung des Bankraubes, mit Ausnahme der drei Morde, Carlomans Stempel getragen. Die Indizien waren überwältigend und jetzt kam diese Frau und warf mit ein paar Worten das ganze Beweisgebäude wie ein Kartenhaus um.
Es war, als ob der Kerl Gedanken lesen könnte. Plötzlich schlug er die Beine übereinander, zog die tadellos gebügelten Hosenbeine gerade und sagte lächelnd:
»Vielleicht wäre ich in der Lage, den Verbrecher zu finden, der Hodges Bank ausgeraubt und die Morde verübt hat.«
»Was für ein Interesse sollten Sie daran haben?«
»Das dürfte auf der Hand liegen. Der Mann, der - wie die Zeitungsberichte sagen - mir ähnlich sieht und sich die früher von mir angewendete Methode angeeignet hat, wollte den-Verdacht auf mich wälzen. Ich bin nicht gesonnen, mir derartiges bieten zu lassen. Das ist der Grund, warum ich mich mit Ihnen verbünden möchte.«
»Ein netter Verbündeter«, brummte mein Freund.
Entweder war alles das, was man uns hier vorgesetzt hatte, ein glänzend aufgezogenes und noch glänzendes gespieltes Theater, oder es stimmte. Und dann konnte uns ein Tipp dieses ausgekochten Burschen vielleicht weiterbringen.
»Wenn Sie uns einen vernünftigen Tipp geben können, so würde das auch den letzten Schatten von Verdacht von Ihnen nehmen.«
»Sie verdächtigen mich also immer noch«, erwiderte er im Ton gekränkter Unschuld. »Ich finde, dass dies eine Beleidigung für Mrs. Maspet ist.«
»Es liegt mir nichts ferner, als die Dame zu beleidigen. Ich kann mir nur nicht denken, dass ein Ben Carloman von gestern auf heute plötzlich ein arbeitsamer und gesetzestreuer Bürger wird.«
»Was die Arbeit belangt, so bringe ich mich dabei nicht um. Was Mrs. Maspet an mir besonders schätzt, ist meine gute Nase für lukrative Geschäfte. Ich schmeichle mir, dass sie keine größere Transaktion unternimmt, ohne sich darüber mit mir beraten zu haben.«
»Ich möchte nur wissen, wie Sie es fertig gebracht haben, sich diesen Goldfisch einzufangen.«
»Ich kann mich nicht erinnern, mich jemals mit einer Frau abgegeben zu haben, die nicht charmant war.« Damit versiegte unsere Unterhaltung.
Es dauerte noch eine Viertelstunde, bis der Anwalt mit seiner Klientin zurückkehrte. Er überreichte uns die eng beschriebenen Papierbögen. Die Aussage deckte sich genau mit dem, was Mrs. Maspet vorher erklärt hatte. Sie unterschrieb, und Brugess beglaubigte die Signatur. Er war sogar so vorsichtig uns zu ersuchen, als Zeugen gegenzuzeichnen.
Mrs. Maspet und Carloman verabschiedeten sich. Und während ich ans Fenster trat und nachdenklich'auf die Straße hinunterblickte, hörte ich, wie Phil fragte:
»Was halten Sie von alledem, Mister Brugess?«
»Es steht mir nicht zu, an meiner Klientin Kritik zu üben«, entgegnete er vorsichtig. »Ich habe sie auf die Wichtigkeit ihrer schriftlichen Aussage hingewiesen und sie darauf aufmerksam gemacht, dass eine Unwahrheit schwere Folgen nach sich ziehen würde. Ich habe ihr auch zu bedenken gegeben, dass es sehr gefährlich ist, einem Mann vom Schlage Carlomans so viel Rechte und Vollmachten zu geben, wie sie das augenscheinlich tut, selbst wenn dieser Mann scheinbar den Beweis geliefert hat, dass er seine Vergangenheit hinter sich geworfen hat. Die Frau antwortete mir, sie habe genug Menschenkenntnis erworben, um zu wissen, was echt und was falsch sei. Sie verbitte sich jede Einmischung in ihre privaten Angelegenheiten.«
»Das heißt, dass Carloman seinen berühmten Charme hat spielen lassen, und die Frau darauf hereingefallen ist«, sagte ich.
Der Anwalt hob die Schultern.
Ich wendete mich wieder dem Fenster zu.
Gerade waren Mrs. Maspet und ihr Verkaufsleiter aus der Haustür getreten. Ein luxuriöser Chrysler - letztes Modell - glitt an den Bordstein. Der Fahrer sprang heraus
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