0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
einen unverständlichen Namen. Er fragte, ob man auch nicht vergesse, Rattlesnake zur richtigen Zeit hierher zu schicken. Der Cop am Telefon erinnerte sich und antwortete: Wenn man uns sagt, pünktlich um zwölf Uhr, so ist er pünktlich um zwölf Uhr dort. Damit war das Gespräch zu Ende. Ich bin der Überzeugung, dass Carloman, der ja in den Morgenblättern von Rattlesnakes Verhaftung gelesen hatte, sich das Nötigste zusammenreimte und zu dem Entschluss kam, es dürfe niemals zu einer Gegenüberstellung kommen. Er fuhr also hierher, füllte um elf Uhr fünfundvierzig den Anmeldezettel aus und wartete dann ein paar Blocks weiter an der 60. Straße auf die Ankunft des Polizeiwagens mit dem Gefangenen. Er schoss, rückte aus und wechselte den Chevrolet gegen das Taxi aus. Das war das ausgeklügelte Alibi, das er sich verschafft hatte. Ich gehe aber noch weiter. Mrs. Maspet hatte Lunte gerochen. Das, was ich jetzt ausgeknobelt habe, witterte sie bereits. Du musst bedenken, dass er sie schon zweimal veranlasst hatte, ihm ein falsches Alibi zu geben, das erste Mal für die Nacht des Bankraubes bei Hodge, und das zweite Mal für den Mord an Eva Edson. Ob die Maspet bewusst ein falsches Alibi gab, weiß ich selbstverständlich nicht. Jetzt aber wurde sie misstrauisch. Am Abend gab es eine Auseinandersetzung, von der das Mädchen ein paar Worte aufschnappte. Die beiden gingen dann hinauf, wo sich die Auseinandersetzung fortsetzte und so heftig wurde, dass Mrs. Maspet einen Herzanfall erlitt. Niemand wird es Carloman jemals beweisen können, aber ich bin der Überzeugung, dass er ihr die Medizin wegnahm oder auf andere Art dafür sorgte, dass sie sie nicht nehmen konnte. Er wartete, bis sie tot war, und legte sie dann ins Bett. Er hatte alles, wie er glaubte, prachtvoll hergerichtet, aber er hatte in der Eile nicht daran gedacht, dass Mrs. Maspet allabendlich ihr Make-up entfernte und Creme auftrug. Er hatte aüch ihre Kleider und Wäsche einfach in den Schrank gestopft, genauso, wie er sie jetzt bei dem so genannten Selbstmord der Mrs. King auf dem Stuhl hatte liegen lassen. Dieser ›Selbstmord‹ hat sich meiner Überzeugung nach so abgespielt, dass Carloman, der sich von Ethel King entlarvt sah, ihr Schlaftabletten in einen Drink warf und wartete, bis sie bewusstlos geworden war. Dann inszenierte er den Selbstmord, und machte nur den einen Fehler, die Mordwaffe mitzunehmen. Um halb elf war er nicht oder noch nicht da. Wahrscheinlich hatte Ethel King gesagt, sie werde vor dem Schlafengehen baden. Als der Kellner um halb elf den letzten Brandy brachte, lief bereits das Wasser. Um elf Uhr war es nicht der Kellner, der kam, sondern Carloman, der sich eine Kellnerjacke übergezogen hatte. Kein Mensch würde in einem Mann mit schwarzer Hose und weißer Jacke etwas anderes vermuten als einen Kellner. Wahrscheinlich machte er kein Geheimnis daraus, sondern erklärte Ethel lachend, er habe das getan, weil ja nicht jeder zu wissen brauchte, dass er sie so spät noch in ihrem Appartement besuche.«
»Alles, was du mir da sagst, Phil, leuchtet mir ein, aber wie willst du das beweisen? Es sind Indizien, die nicht einmal zur Erhebung einer Anklage ausreichen.«
»Dann sind wir also so weit wie vorher?«
»Es sieht so aus, aber wir können uns Gewissheit verschaffen«, sagte ich. »Wenn überhaupt ein wirkliches Beweisstück zu finden ist, so gibt es zwei Plätze, an denen wir es suchen können. Erstens: Carlomans Zimmer im Haus der Mrs. Maspet. Und zweitens: deren Office.«
»Dazu müssten wir einen Hausdurchsuchungsbefehl haben. Ich werde sofort das Nötigste veranlassen.«
»Ich möchte jede Wette darauf eingehen, dass Gentleman-Ben noch nicht zu Hause ist.«
»Und die beiden Mädchen?«
»Nach den Vorschriften genügt es, wenn wir ihnen den Hausdurchsuchungsbefehl zeigen.«
***
Um sieben Uhr fuhren wir los und stoppten schon ein paar Minuten danach vor dem Haus der 71. Straße, Nummer 4.
Ich fuhr meinen Jaguar, den Carloman kennen musste, um die Ecke in die 70. Straße und wir gingen zu Fuß weiter.
Wir klingelten und Elsie öffnete uns. Wir zeigten ihr den Hausdurchsuchungsbefehl, und das Mädchen händigte uns die Schlüssel aus. Dann verzog sich das Mädchen.
Fünf Minuten später standen wir in Carlomans Zimmer.
Dort roch es nach Zigaretten und Juchtenparfum. Bevor wir Licht machten, ließen wir die Läden herunter und schlossen die Tür.
Dahn machten wir uns an die Arbeit.
Im Kleiderschrank hing eine weiße
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