0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
sich nach vierjähriger Ehe wegen seelischer Grausamkeit von ihm scheiden. Es war ein recht gutes Geschäft für Klein-Ethel. Sie bekam eine runde Million als Abfindung und lebt seitdem herrlich und in Freuden.«
Ich behielt das Pärchen im Auge.
Ethel King wurde immer beschwipster, und ich hatte den Eindruck, dass auch Gentleman-Ben nicht mehr nüchtern war. Um zwei Uhr brachen die beiden auf.
Ethel stolperte und wäre gefallen, wenn Ben sie nicht aufgefangen hätte. Ben nahm Ethel am Ellbogen und begleitete sie hinaus.
Er fuhr immer noch den ererbten Chrysler, der in unmittelbarer Nähe meines Jaguars stand. Phil hatte ich in der Eile im Stich lassen müssen. Ich folgte Ben und seiner Ethel bis zur 51. Straße. Ihr Ziel war ein zwar lustiges, aber keineswegs vornehmes Lokal. Es hieß: Le Singe Qui Chante, was so viel heißt wie: Der singende Affe.
Ben ließ seinen Domino im Wagen. Seine Dame würde in dieser vorgerückter Stimmung sicherlich nicht auffallen. Auch ich deponierte den Colt und die Schreckschusspistole im Handschuh-.
fach. Glücklicherweise war mein übriges Kostüm nicht auffallend.
Ich schlängelte mich hinter den beiden her, und es gelang mir, einen Platz in der Box zu erwischen, die neben jener lag, in der die beiden sich niedergelassen hatten. Die Trennwände dieser Boxen waren aus Bambusstäben und Schlingpflanzen, sodass man zwar nichts sehen, aber alles hören konnte.
Gentleman-Ben und Ethel flirteten. Sie schienen sich gut zu kennen.
»Du bist doch eigentlich ein smarter Junge«, schmeichelte sie, »sag doch deiner Süßen, wie du den Job bei Hodge geschoben hast.«
»Ich habe überhaupt nichts geschoben, und ich weiß nicht, wovon du redest, Ethel. Sei vernünftig.«
»Gerade weil ich vernünftig bin, frage ich dich. Ich zerbreche mir schon seit Tagen den Kopf, wie du das wohl gemacht hast. Du kannst zwar die Polizei oder sogar den G-men vormachen, du wüsstest nichts davon, aber doch nicht mir.«
»Halt den Mund.«
Ethel lachte, und bestellte eine Flasche Pommery.
»Sag’s mir doch, Ben. Wie hast du das Ding geschoben? Wie bist du zu einem Alibi gekommen?«
»Sag mal, Ethel, würdest du mir kein Alibi geben, wenn ich dich darum bitte?«
Mindestens zwanzig Sekunden blieb es mucksmäuschenstill. Dann lachte Ethel. Sie lachte so vergnügt, als habe ihr jemand den neuesten Witz erzählt.
»Du bist ein Teufelskerl, Ben, aber ich möchte doch mehr wissen. Wie war .das mit dem Burschen, den die Polizei verhaftet hatte und der auf dem Weg zur Vernehmung umgebracht wurde?«
»Ich weiß überhaupt nicht, was du meinst, Ethel. Du musst schon deutlicher werden.«
»Wenn ich deutlich werde, Darling, wirst du mir vielleicht böse. Du verstehst mich auch so. Du musst bedenken, dass es in New York eine ganz Menge guter Privatdetektive gibt, und wenn man auf Geld nicht zu sehen braucht, kann man alles erfahren.«
»Hast du mir etwa einen Privatdetektiv auf den Hals gehetzt?«, zischte Ben.
»Zuerst nimm die Pfoten weg«, zischte sie böse. »Mit mir kannst du die Scherze nicht machen. Ich habe dir niemand auf den Hals gehetzt, sondern mich nur für Dinge interessiert, über die eine Menge Menschen reden. Es ist einfach erstaunlich, wie du es gedreht hast, dass gerade die G-men, die hinter dir her waren, dir ein Alibi geben mussten.«
»Meine liebe Ethel, das ist ein Geheimnis, das ich nicht einmal dir preisgebe. Im Übrigen geht es dich nichts an.«
»Komm mir nicht dumm, Ben«, flüsterte sie, »und im Übrigen merke dir, ich bin kerngesund. Ich bin nicht herzkrank, und ich brauche keine Medizin.«
»Du bist ein ausgekochtes Stück.«
Ethel King spürte wohl, dass sie zu weit gegangen war. Sie fing an zu lachen und sprach von anderen Dingen.
Um vier Uhr brachen sie auf.
Ben bestieg seinen Chrysler, während auf Ethel ein feudaler Rolls Royce mit livriertem Chauffeur wartete.
Ich fuhr zurück ins Copacabana, konnte aber meinen Freund nicht finden. Also machte ich, dass ich nach Hause kam. Es war halb fünf, und damit höchste Zeit.
Nun war also das Problem wieder da, das Problem Ben Carloman.
Sogar' Leute wie Ethel King beschäftigten sich damit, wenn auch aus verschiedenen Gründen. Ethel wollte Sensation. Das war wohl der einzige Grund, warum sie sich überhaupt mit Gentleman-Ben eingelassen hatte.
Sie musste auch genau gewusst haben, was mit ihm los war, sonst hätte sie keinen Privatdetektiv bemüht, um noch mehr zu erfahren. Jedenfalls war sich Ethel King offenbar nicht
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