0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
zehn ihre Schlafzimmertür klappen hörten. Außerdem hatte Mrs. Maspet keine Nachtcreme aufgelegt, was sie sonst nie vergisst.«
»Wenn ihr aber nicht gut gewesen wäre, so hätte sie doch bestimmt schon vorher ihre Medizin genommen«, meinte Phil.
»Das habe ich mir auch schon überlegt«, antwortete Elsie. »Sie lag mit ihrem Make-up, das sie tagsüber trug, im Bett. Und das schien mir erstaunlich.«
»Ich habe den Eindruck, dass Sie einen Verdacht haben.«
»Den habe ich - und Rebecca ebenfalls. Unserer Ansicht nach haben sich die beiden gestritten, und Mrs. Maspet ist dabei unwohl geworden. Vielleicht hat sie sich deswegen beeilt, schnell ins Bett zu kommen. Aber so ganz bin ich davon nicht überzeugt. Sie hätte mit der Medizin nicht zu warten brauchen, bis sie lag. Sie hätte sie vorher nehmen können.«
Sie schwieg einen Augenblick, und dann sagte sie hastig:
»Kommen Sie mit. Ich will Ihnen etwas zeigen.«
Wir eilten hinter ihr her in den ersten Stock hinauf. Das Schlafzimmer der Mrs. Maspet war noch in dem Zustand, in dem es Elsie um neun Uhr gefunden hatte. Nur die Tote war abtransportiert. Elsie ging auf einen' Schrank zu und öffnete ihn.
In diesem Schrank hingen mindestens zwei Dutzend Kleider und verschiedene Mäntel.
»Sehen Sie hier«. Elsie raffte zwei Kleider zusammen und deutete auf den Boden des Kleiderschrankes.
Dort lagen ein Rock, ein Pullover, Wäsche und ein paar Strümpfe.
»Ja und?«, fragte ich.
»Das sind die Sachen, die Mrs. Maspet gestern getragen hat. Sie ist sonst sehr ordentlich, hängt jedes Kleidungsstück weg und steckt die Wäsche und Strümpfe dort drüben in die Wäschetruhe. Ich begreife nicht, warum sie die Sachen in den Kleiderschrank gestopft hat. Das sieht ihr absolut nicht ähnlich.«
Mehr hatte Elsie uns nicht zu sagen. Wir fragten Rebecca, die Köchin, die noch viel weniger wusste. Mit dem was wir gehört hatten, war nicht viel anzufangen.
»Warum sollte Mrs. Maspet, wenn sie sich nicht wohl fühlte, auf die umständliche Prozedur des Abschminkens und Auftragens von Nachtcreme nicht einmal verzichtet haben?«
Bevor wir gingen, fragten wir nach Carloman und erfuhren, er sei da gewesen und nach ungefähr zehn Minuten wieder gegangen. Er war in einem Taxi gekommen und hatte beim Wegfahren den Chrysler benutzt. Auch das war nichts Besonderes.
Unterwegs aßen wir in einem Drugstore, und um zwölf Uhr waren wir wieder im Office. Dort erwartete uns eine Botschaft von Rechtsanwalt Brugess, der um einen Anruf bat. Ich setzte mich sofort mit ihm in Verbindung.
»Sie wissen zweifellos von dem plötzlichen Ableben meiner Klientin«, sagte er. »Im Zusammenhang damit halte ich mich für verpflichtet, Ihnen eine vertrauliche Mitteilung zu machen.«
»Und die wäre?«
»Mrs. Maspet hat vor nunmehr acht Tagen ein Testament gemacht, besser gesagt, sie hat ihre vor drei Jahren -nach dem Tod ihres Mannes - getroffene Verfügung abgeändert.«
»Inwiefern?«
»Mrs. Maspet hat eine Nichte von dreiundzwanzig Jahren. Diese Nichte studiert in Paris. Was sie studiert, weiß ich nicht. Mrs. Maspet hat einige Jahre nichts von ihr gehört, da es aber die einzige Blutsverwandte ist, die sie besitzt, hat Mrs. Maspet bestimmt, dass das Mädchen das Antiquitäten- und Auktionshaus übernehmen kann. Der Rest des nicht unbeträchtlichen Vermögens sollte aufgeteilt werden. Verschiedene wohltätige Organisationen sollten Legate erhalten, und ein Barbetrag von fünfzigtausend Dollar sollte durch mich verwaltet werden, bis die Nichte, sie heißt Sybille Maspet, heiraten werde. An diesem Tag sollte ich ihr das Geld auszahlen. So lautete das ursprüngliche Testament. Jetzt dagegen verfügte Mrs. Maspet, dass Mister Carloman das Geschäft, die Wagen und das Geschäftsvermögen erben solle. Das Privatvermögen und das Haus bleiben jedoch unter meiner treuhänderischen Verwaltung, bis die Nichte gefunden wird, der diese Werte alsdann zu übergeben sind. Sollten meine Nachforschungen nach Sybille Maspet im Verlauf eines Jahres zu keinem Ziel führen, so erbt auch diesen Rest Mister Carloman.«
»Sind Sie sicher, dass dieses Testament echt ist und wirklich den Wünschen Ihrer Klientin entspricht?«
»Natürlich, sonst hätte ich es nicht zur Aufbewahrung angenommen.«
»Dann weiß ich nicht, warum Sie mich überhaupt anrufen. Mrs. Maspet hat ihre Verfügungen getroffen. Obwohl sie unverständlich sind, müssen wir sie respektieren.«
»Die Hauptsache kommt noch. Gestern Mittag rief mich
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