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0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht

0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht

Titel: 0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
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Mrs. Maspet an, und ich hatte den Eindruck, dass sie ziemlich aufgeregt war. Sie verabredete mit mir, dass sie heute Vormittag zu mir kommen werde. Ich fragte selbstverständlich warum, und da meinte sie, sie habe sich entschlossen, einen Zusatz zu ihrem Testament zu machen. Ich fragte überrascht, ob sie es denn schon wieder ändern wollte, und da antwortete sie: ›Nein, nicht abändern. Ich will nur Maßnahmen für den Eventualfall treffen, der hoffentlich niemals eintreffen wird.‹ Das war alles. Sie wäre also heute um elf Uhr dreißig in mein Büro gekommen, wenn sie nicht in der Zwischenzeit gestorben wäre.«
    »Ich weiß natürlich, was Sie andeuten wollen, Mister Brugess«, erwiderte ich. »Sie lieben diesen Carloman genauso wenig wie ich und trauen ihm genauso wie ich alles Üble zu. Aber wie Sie selbst sagen, hat Mrs. Maspet ihr Testament freiwillig gemacht. Sie rief Sie gestern an und wollte einen Zusatz niederlegen, der nur für den Eventualfall gedacht war. Wohlverstanden, sie wollte das Testament nicht ändern. Ich bin zwar kein Rechtsanwalt, aber ich glaube, dass das Testament unter diesen Umständen rechtsgültig ist. Es wäre natürlich etwas anderes, wenn Mrs. Maspet Ihnen erklärt hätte: ›Ich komme morgen zu Ihnen und werde Carlomann enterben, und dafür werde ich meine Köchin Rebecca zur Erbin einsetzen‹.«
    »Dann würde ich das bestehende Testament natürlich anfechten«, erklärte Brugess.
    »Aber wie die Dinge liegen, können Sie genauso wenig tun wie wir.«
    »Das weiß ich. Ich dachte nur, Sie hätten einen Ausweg.«
    »Der einzige Ausweg, den es gäbe wäre der Widerruf der seinerzeit gemachten Aussage Ihrer verstorbenen Klientin. Sie hat Carloman mit dem Alibi versehen, das er für die Nacht des Bankraubes bei Hodge brauchte. Ob dieses Alibi echt ist, wissen wir nicht und können es jetzt auch kaum mehr erfahren.«
    ***
    Im Laufe des Tages erfuhr ich von Lieutenant Crosswing das Resultat der Obduktion.
    Doc Price hatte die Zeit des Todes fast ganz genau feststellen können.
    Der Tod musste gegen elf Uhr dreißig eingetreten sein.
    Das war keine weltbewegende Eröffnung, ja, es war nicht einmal wichtig.
    Der springende Punkt war, dass der Arzt die Todesursache nachgeprüft und festgestellt hatte, dass die Diagnose des Hausarztes stimmte.
    Ich beschloss, Ben Carloman aus meinem Gedächtnis zu streichen.
    Er war jetzt ein reicher Mann geworden und würde sich hüten, in seine alten Gewohnheiten zurückzufallen. Und für uns gab es keine Möglichkeit, ihm ein Verbrechen nachzuweisen.
    Und um den Bankraub und den Mord an Eva Edson aufzuklären, mussten wir tatsächlich von vorn anfangen. Der einzige Anhaltspunkt, den wir hatten, war der tote Gangster, mit dem Spitznamen Rattlesnake, dessen Waffe zu den Morden in der Hodge Banking Corp. verwendet worden war und der zweifellos einen Anteil der Beute in der Tasche getragen hatte.
    Es wurde überall nachgeforscht, mit wem er in den letzten Wochen und sogar Monaten gesehen worden war, aber keine der vielen Spuren, die wir verfolgten, führte zu einem Ziel.
    Über drei Monate beschäftigten wir uns mit dem Komplex von Verbrechen, die unter der Bezeichnung »Hodge Bankraub« bekannt geworden war.
    Dann packten wir die Akten beiseite.
    Es war eine Atempause, die man einlegt, wenn die Arbeit nicht so recht von der Hand gehen will.
    Man kann nichts erzwingen. Wachsam bleiben ist alles.
    ***
    Auch in New York wird Karneval gefeiert, wenn auch anders als in Europa.
    Bei uns beschränken sich die Festlichkeiten auf die Ballsäle großer Hotels und auf die Nachtclubs aller Kategorien zwischen Greenwich Village und dem Vergnügungsviertel rund um die 52. Straße.
    »Warum sollen wir nicht auch einmal?«, fragte mich Phil lachend am Abend des 25. Februars. »Wir gehen als Gangster. Das ist eine Maske, die wir mit geringen Mitteln und absolut naturgetreu mimen können.«
    Der Gedanke war gar nicht so übel.
    Wie ein großes Inserat in der News verkündete, fand heute Abend in dem feudalen Nachtclub Copacabana ein Ball unter dem Motto: »Auf der Bowery« statt.
    »Wenn du den Gangster spielt, komme ich als G-man«, grinste ich. »Ich stecke mir einen Colt in den Hosenbund und lasse aus jeder Tasche ein Paar stählerne Armbänder baumeln. Ich ziehe meinen alten Zweireiher ab und mache ein nachdenkliches Gesicht. Ich werde den ersten Preis bekommen…«
    »Und die ganze Innung blamieren«, ergänzte Phil.
    Wir fuhren gegen acht Uhr nach Hause. Ich hatte

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