0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
machte mich an eine Durchsuchung der Räume.
Ich begann mit dem Schlafzimmer. Im Nachttisch lag ein Fläschchen mit bunten Vitaminkapseln und ein leeres Röhrchen, das ein Schlafmittel enthalten hatte. Das Bett war unbenutzt. In den Schränken hingen kostbare Kleider.
Im Toilettentisch fanden wir eine verschlossene Stahlkassette, die wahrscheinlich Schmuck enthielt, und ein paar Geldscheine und Cremetuben, Flaschen mit Gesichtswasser und Dosen mit Make-up.
Zum Schluss fand ich auch ein Schlüsselbund, an dem auch der Schlüssel zu der Stahlkassette hing. Ich öffnete. Sie war angefüllt mit kostbarem Schmuck. Außerdem lag darin ein Scheckbuch der First National, von dem Mrs. King ausgiebig Gebrauch gemacht hatte. Der letzte Scheck lautete über tausend Dollar und trug das Datum des Vortages.
»Wo sie das Geld wohl gelassen hat?«, meinte Phil.
Wir suchten danach. Wir fanden nur ein paar kleine Scheine und Münzen.
»Sie wird es ausgegeben haben, Jerry. Ich weiß, dass du in den Krümeln suchst, wenn aber jemand die tausend Dollar gestohlen hätte, so würde er auch die Schmuckkassette mitgenommen haben.«
***
Es klopfte, und ein junger Mann im Straßenanzug trat ein. Es war James Brink.
»Sie haben heute Nacht hier Dienst gehabt?«, fragte ich.
»Ja, von neun Uhr abends an.«
»Sie wurden von dem Zimmermädchen zu Mrs. King geschickt?«
»Ja, es war ungefähr neun Uhr fünfzehn. Mrs. King bat um Kaffee und Brandy. Sie saß am Tisch und schrieb etwas in ein kleines Buch.«
»Sie war also allein?«
»Ja, und sie war auch noch allein, als sie gegen halb elf zum zweiten Mal klingelte und noch ein Glas Brandy haben wollte. Als ich es ihr fünf Minuten später brachte, war die Tür zum Badezimmer halb geöffnet, und ich hörte das Wasser rauschen.«
»Was war Ihr Eindruck von Mrs. King? Sah sie nervös aus, oder war sie niedergeschlagen?«
»Nicht im geringsten. Sie war guter Laune und gab mir einen Dollar Trinkgeld.«
»Und danach?«
»Danach wurde ich in verschiedenen anderen Appartements gewünscht und war dauernd beschäftigt. Erst um zwölf Uhr erfuhr ich, was geschehen war.«
»Sie sagten eben, dass Mrs. King Ihnen ein Trinkgeld gab«, warf Phil ein. »Woher nahm sie diesen Dollar?«
»Aus einer schwarzen Lackledertasche.«
»Ist es diese da?«
»Ja. Sie konnte zuerst kein Kleingeld finden und fragte mich im Scherz, ob ich hundert Dollar wechseln könne.«
»Hatte denn Mrs. King so viel in der Tasche?«
»Ich weiß nicht, ob es Hundert-Dollar-Scheine waren, aber sie trug ein ganzes Päckchen Banknoten bei sich.«
»Sie haben keine Ahnung, wie viele es waren?«
»Nein, aber es muss eine ganze Menge gewesen sein.«
»Und sie steckten in dieser Handtasche?«
»Ja.«
In der schwarzen Lackledertasche hatten wir nichts anderes als Kleingeld gefunden. Vielleicht aber hatte Mrs. King das Päckchen Scheine woanders hingelegt.
Wir bedankten uns und ließen den Kellner gehen. Dann stöberten wir weiter.
Vor allem interessierte mich der Schreibtisch, dessen Laden unverschlossen waren. In den Fächern war ein wüstes Durcheinander von Rechnungen, Bankauszügen und Privatbriefen, die aber nichts Besonderes enthielten.
Zum Schluss machte ich mich über die Schreibtischunterlage her. Eine Schreibtischunterlage kann unter Umständen vieles verraten.
Als ich sie hochhob, rutschte ein beschriebenes Blatt unter dem Löschpapier hervor.
Phil bückte sich, nahm es auf und überflog es.
Ich sah, wie seine Brauen sich zusammenzogen.
»Möglicherweise haben wir den Grund des Selbstmordes gefunden.«
Es war ein kurzer Brief. Er lautete:
Liebe Ethel Wie ich Dir schon sagte, bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass wir doch nicht zusammenpassen. Ich halte es darum für besser, wenn wir uns beizeiten trennen.
Du hast mir zwar wiederholt versichert, dass Du mich liebst, aber ich kenne Dich und weiß, dass ich nicht der Erste bin, in den Du Dich vorübergehend verliebt hast. Wir haben nette und amüsante Stunden zusammen verbracht, aber es ist an der Zeit, dass wir uns trennen. Ich wünsche Dir für die Zukunft alles Gute.
Bitte versuche nicht, mich umzustimmen. Es wäre zwecklos.
Ben
»Das kann nur Ben Carloman sein«, sagte ich. »Wahrscheinlich war ihm die Frau zu neugierig.«
»Und deshalb soll eine Frau wie Ethel King Selbstmord begangen haben?« Mein Freund schüttelte den Kopf.
»Ich hatte vorgestern Abend durchaus nicht den Eindruck, dass sie ernsthaft verliebt sei.«
»Außerdem sagte uns der
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