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0327 - Wer die Blutfrau lockt

0327 - Wer die Blutfrau lockt

Titel: 0327 - Wer die Blutfrau lockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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England ihre Kreise hatten. Angeblich waren sie eine Art Bollwerk gegen die Dämonen. Doch es gelang ihr nicht, hier echte Mitkämpferinnen zu finden. Die Weißen Hexen, die sie kennenlernte, waren Kreise von Freundinnen, die unter obskuren Bedingungen Zusammenkünfte hielten, die meist erotischen Charakter hatten. Sie murmelten Zaubersprüche, die meistens absonderlich, noch mehr aber lächerlich waren. Durch die Bücher von Professor Zamorra wußte Marenia Melford, daß es hauptsächlich kleine Clübchen waren, die unter absonderlichen Voraussetzungen abartige Parties feierten.
    Heute morgen hatte sie die Chance erkannt, die sich ihr bot, den berühmten Geisterjägern mit einem Erfolg ihre Mitarbeit anzubieten.
    Die Notiz des Polizeibezirks von Northwood, wo Jugendliche eine Gruft geöffnet hatten, aus der angeblich eine menschliche Gestalt gestiegen war…
    ***
    Auf dem Friedhof von Northwood 24 Stunden früher…
    Die vier Gestalten, die sich über die halb verfallene Friedhofsmauer hangelten, glichen Wesen der Nacht. Doch es waren Menschen. Jugendliche zwischen sechzehn und achtzehn Jahren, die sich auf unvorstellbare Art von der Schaueratmosphäre eines uralten Friedhofs hingezogen fühlten. Dieser Friedhof war so alt, daß es keine Wächter gab und niemanden, der Anstoß nahm, wenn sich Menschen in der Nacht hier trafen, um das prickelnde Gefühl des Gruseins kennen zu lernen.
    Sie gehörten einer Gruppe an, die einen neuen Trend verfolgte, die sich aus der Punk-Bewegung ableitete. Gothics nannten sie sich. Sie beschäftigten sich mit okkulten Dingen und der Welt des Unheimlichen, ohne diese Dinge jedoch richtig ernst zu nehmen. Die Bücher, die sie auf Flohmärkten und Second-Hand-Shops erwarben und deren Inhalt sie studierten, waren meist die Nachdrucke der Werke von Scharlatanen aus dem vorigen Jahrhundert, als das Geschäft mit dem Unheimlichen blühte. Seit Allan Cardec, der Begründer des modernen Spiritismus, seine Philosophien und Erkenntnisse in dem Buch der Geister und dem Buch der Medien niedergeschrieben hatte, glaubten viele andere selbsternannte »Geisterbeschwörer«, es ihm nachtun zu können. Andere dagegen brachten Dinge zu Papier, die sich sehr geheimnisvoll anhörten und die dennoch nur das Werk eines einfühlsamen Scharlatans waren, der mit der Gutgläubigkeit der Leute sein Geschäft machte.
    Meist geschah bei Beschwörungen, die auf der Grundlage solcher Bücher gemacht wurden oder bei spiritistischen Sitzungen, die ohne empfangsbereites Medium abgehalten wurden, gar nichts. Die so Genarrten stellten dann in einem Anhang der Bücher fest, daß man ihm die Schuld gab am Mißerfolg, weil er gewissen Zauberformeln mit der verkehrten Betonung ausgesprochen hatte. Oder daß bei verschiedenen Ausrufungen nur die Anfangsbuchstaben von Namen standen, die angeblich so heilig waren, daß sie niemals ausgesprochen werden durften.
    Mehrfach hatte die Gruppe dieser Gothics sich an Beschwörungen und Herbeirufungen dieser Art ohne Erfolg versucht.
    Die Gothics hatten irgendwann festgestellt, daß alleine für den magischen Zirkel, der angeblich Schutz vor dem Grauen, das man herbeirufen will, gewähren soll, mehrere Möglichkeiten zur Verfügung standen. Jedes Buch schrieb etwas anderes. In manchen Beschreibungen mußten die Schriftzeichen unbedingt in alten hebräischen Buchstaben geschrieben sein, während andere auch die lateinischen Blockbuchstaben zuließen. Die Namen der Engel und Schutzgeister, die darin angegeben wurden, waren überall verschieden. Und die Hierarchie, die in der Hölle vorherrschte, war überhaupt vollkommen diffus wiedergegeben.
    Welches war der richtige Schutzzauber, wenn tatsächlich mal eine Kreatur des Teufels ihrem Ruf folgte. Denn Wesen dieser Art sind furchtbar neugierig, und Menschen, die auf diese Art den Kontakt mit dem Satan suchen, sind schon halb in den Klauen des Bösen. Dem Teufel, dem ewigen Versucher, ist es daran gelegen, die Menschen durch Gedanken, Worte und Taten von Gott abzulenken. Und indem der Mensch auf diese Art versucht, mit den Dämonen in Kontakt zu kommen, begeht er eine große Sünde. Mehr noch. Er liefert sich dem ewigen Versucher aus, dessen List und Heimtücke grenzenlos ist, wenn es darum geht, Menschen auf seinen Wegen zu führen und nach ihrem Tod die Seelen triumphierend ins Reich der Schwefelklüfte hinabzuzerren.
    Die Neugier und der Wissensdurst der Menschen macht es dem Teufel leicht. Wie jener Jüngling in Sais den Schleier vom

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