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0327 - Wer die Blutfrau lockt

0327 - Wer die Blutfrau lockt

Titel: 0327 - Wer die Blutfrau lockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Werkzeugkoffer mit sich schleppte, um die Tür zu öffnen. Thuss, die sechzehnjährige Ex-Punkerin mit dem Hang für Grüfte und Leichensteine folgte zum Schluß. Dieses Hin- und Hergelaufe auf dem alten Friedhof ging ihr mächtig auf den Geist. Ihr taten die Füße weh und mehrfach empfahl sie, die Suche aufzugeben und sich ein besonders verwahrlostes Grab auszusuchen. Hier wollten sie kleine Lichter entzünden, über Kopfhörer Musik hören und die schauervolle Atmosphäre genießen.
    Joe, der den schweren Werkzeugkoffer schleppen mußte, schloß sich der Bitte an. Er empfahl, die Tür am Tage zu suchen und den Weg zu markieren.
    »Ruhe!« knurrte Judas. »Wir müssen die Tür finden. Heute noch. Der volle Mond begünstigt unser Vorhaben, indem er uns leuchtet.«
    »Er begünstigt auch die Wesen, die im Dunkeln hausen!« Rattas Stimme klang leise und etwas ängstlich. »Der Mond ist fast voll. Das bedeutet, daß sein Schein den Vampiren Kraft gibt, sich aus ihren Särgen zu erheben und sich Menschen in seinen Strahlen zu Wölfen verwandeln.«
    »Na und!« zischte Judas. »Gerade so was wollen wir doch erleben!«
    Niemand wagte zu widersprechen. Obwohl jeder für sich Angst vor dem hatte, was vielleicht durch eine unbedachte Handlung aus dem Totenschlaf herausgerufen werden konnte, folgten sie ihrem Anführer.
    »Ich glaube, es war an den Mauern der alten, verfallenen Friedhofskapelle!« versuchte sich Ratta zu erinnern.
    »Na klar. Wo auch sonst!« Judas schlug sich mit der flachen Hand vor den Kopf. »Wir Dussel laufen über den Totenacker ohne uns drüber klar zu sein, daß eine Tür zu einem Gebäude oder einer Gruft führen muß. Hier zwischen den Gräbern gibt es so was nicht. Los, rüber zur alten Kapelle!«
    »Und wenn wir da auch nichts finden, fahren wir zurück zum Batcave und Ratta muß einen ausgeben, weil sie uns diese Anstrengung zu nächtlicher Stunde zugemutet hat!« fügte Thuss hinzu.
    »Abwarten!« meinte Judas trocken.
    ***
    Es war ein Zufall, daß sie das Blinken des Mondlichts auf die Türbeschläge aufmerksam machte. Die Metallteile, welche halb verwitterte Eichenbohlen zusammenhielten und die Klinke, die noch nicht überall von Rost überzogen war, spiegelten das Licht des Erdtrabanten wider.
    Mit Messern, die sie mit sich führten, schnitten die Gothics die Äste ab, von denen die geheimnisvolle Tür fast vollständig umrankt war. Sie war an der Rückseite der alten Friedhofskapelle, durch deren Fenster der Wind spielte. Das zerfallene Dach zeigte an, daß hier keine Einsegnungen mehr vorgenommen wurden. Die Gothics wußten aus alten Zeitungen, daß die Friedhofskapelle schon seit mehr als hundert Jahren nicht mehr benutzt wurde.
    Thuss entdeckte die geheimnisvollen Zeichen auf der Tür zuerst. Mit zitternden Fingern wies sie auf eigenartige Symbole, die kaum noch kenntlich auf der Tür waren. Die alten Bretter der Tür waren morsch und das Holz mit grünweißem Schimmel und Schwamm überzogen. Aber fragmentartig tauchten überall mit verblaßter, roter Farbe gemalte Zeichen auf, die sie aus ihren okkulten Büchern kannten.
    Ein christliches Kreuz in der Mitte war umgeben von Symbolen der Kaballa, der ägyptischen Mysterienkulte und den heiligen Zeichen, die aus der Zeit der keltischen Druiden überliefert waren. Dazu Buchstaben in unbekannten Schriften.
    »Hier sind hebräische Zeichen!« stieß Thuss hervor, die sich mit solchen Dingen etwas beschäftigt hatte. »Die Buchstaben dort sind griechisch und was hier kreisförmig angeordnet ist, das sind nordische Runensymbole. Ich bin sicher, daß es eindeutige Warnungen sind!«
    »Warnungen wovor?« mischte sich Joe ein und schob das Mädchen beiseite, um das halb verrostete Schloß zu prüfen.
    »Vor dem, was hinter dieser Tür im Schlafe der Ewigkeit schlummert!« hauchte Thuss. »Bestimmt etwas Gräßliches, das nie wieder hervortreten darf.«
    »Hier steht ein Name, den man entziffern kann!« flüsterte Ratta aufgeregt. »Geht mal beiseite, daß ich ihn lesen kann!« Sie schob Joe von der Tür und nahm Judas das Licht ab. Jetzt sahen alle die fragmentarische Schrift, die jedoch noch gut zu entziffern war. Sie stand genau unter einer rostzerfressenen Metallplatte, auf der ein Name mit Geburts- und Todesdaten stand.
    »Rest in Peace - Ruhe in Frieden!« las Ratta die Schrift auf dem Metall. »Lord Edward of Rutherford, Geboren am 25. Dezember 1813 - Gestorben am 30. April 1879.«
    »Donnerwetter!« stieß Judas hervor. »Wenn das stimmt,

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