0329 - Der Ghoul, der meinen Tod bestellte
seinen geleeartigen und hellen Schleim auf, wobei das Zeug auch nach allen Seiten wegspritzte, und der Ghoul selbst immer stärker zusammengedrückt wurde, als hätte ihn ein Eisenstempel in die Knie gezwungen.
Das alles war vor meinem Bett geschehen. Und dort breitete er sich auch aus.
Monica, seine Helferin, stand am Vorhang, war kreidebleich, und nur dort, wo die Messer sie aus versehen getroffen hatten, rann das Blut aus der Wunde.
Ich schaute zur Tür hin.
Suko stand dort. Er hielt die Beretta noch in der Rechten, während er sich mit der Linken auf einem Tisch abstützte, damit ihn die Schwäche nicht umriss.
Ich war sprachlos, denn ich hatte neben ihm einen Mann erkannt, von dem ich wusste, dass ich ihm mein Leben verdankte.
Zum erstenmal schaute ich ihn genauer an. In den folgenden Sekunden der Stille nahm ich seine Gestalt, wie der Fotoapparat ein Bild, in mir auf.
Er war kleiner als Suko. Nur eine Idee, dafür ebenso breit in den Schultern. Ein blaues Hemd trug er. Passend zum Stirnband, das den Kopf mit den hellen Haaren umschlang. Die Nase war leicht gekrümmt, die Wangenknochen stachen schärfer hervor. Der Körper schien nur aus Muskeln zu bestehen. Ein Kämpfer, wie er im Buche stand, und er trug ein Kurzschwert bei sich. Ähnliche Waffen hatte ich schon bei den Ninja und Samurais gesehen.
Als er Atem holte, wölbte sich sein breiter Brustkasten.
Mit einer Hand winkte ich ihm zu und krächzte ein kaum zu verstehendes »Danke«.
***
Wir hatten die Kollegen alarmiert. Es begannen die langen Verhöre, denen wir nicht beiwohnten. Außerdem hatte sich Monica sehr gesprächig gezeigt, so dass wir wussten, dass es den Ghouls allein um die Rache für Xorrons Tod gegangen war.
Sie hatten versagt, doch es war verdammt knapp hergegangen.
Viel interessanter war da unser Lebensretter. In eine ruhige Ecke hatten wir uns mit ihm zurückgezogen, und wir erfuhren, dass er weder Engländer noch Japaner war, sondern Türke.
Er kam aus dem Land am Bosporus. Mehr wollte er nicht sagen.
Wir hakten auch nicht nach, denn wir hatten Vertrauen zu ihm gefunden.
Seinen Namen erfuhren wir auch.
Er hieß Yakup Yalcinkaya.
»Den werde ich kaum behalten«, sagte ich.
Er lachte. »Yakup reicht.«
»Auch für mich?« fragte Suko.
»Sicher, mein Freund.« Yakup schlug Suko auf die Schulter.
Okay, seinen Namen wussten wir jetzt. Nur war uns nicht bekannt, weshalb er sich auf unsere Fersen gesetzt und uns das Leben gerettet hatte.
»Ich habe euch gesucht«, erklärte er.
»Uns?«
»Ja, denn ich möchte nicht allein in meinen nächsten Kämpfen stehen. Ich brauche eure Unterstützung. Es gibt nur zwei auf der Welt, die sie mir geben können. Und das seid ihr.«
»Gegen wen sollen wir dich unterstützen?« erkundigte sich Suko.
Gespannt schauten wir Yakup an. Seine Antwort überraschte uns beide gleichermaßen.
»Gegen Shimada!«
Suko wurde blass, ich ebenfalls. Verhört hatten wir uns nicht.
Eines stand jedoch fest.
Es ging mal wieder zur Sache…
ENDE
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