0329 - Der Ghoul, der meinen Tod bestellte
fester zu. Noch Sekunden, dann hatte auch Suko nichts mehr entgegenzusetzen.
Obwohl die Finger ihm die Kehle zusammenpressten, hörte er sich ächzen. Und er merkte, wie die Beretta kam. Sie rutschte aus der Halfter, wurde etwas höher gezogen, wobei Suko seinen Zeigefinger um den Abzug krümmte.
Er schoß.
Der auf ihm liegende Schleim schluckte einen Teil des Abschussknalls. Die Kugel war schräg hineingefahren und blieb auch darin stecken.
Aus geweihtem Silber bestand sie, und das war für die Ghouls absolut tödlich. Auch der, der auf dem Inspektor lag, machte keine Ausnahme. Der Schleim geriet in wellenförmige Bewegungen und rutschte zur linken Seite hin weg. Die Griffe um Sukos Hals lockerten sich. Der Chinese bemerkte die langen Schleimfäden, wie sie über den Boden strichen und wie die Tentakel eines Kraken zuckten.
Dann lagen sie still!
Der Ghoul war erledigt…
Suko wollte es kaum glauben, dass er es geschafft hatte. Er versuchte, seinen Oberkörper in die Höhe zu drücken und stellte fest, dass es auch klappte.
Langsam nur, aber immerhin.
Sofort dachte er an seinen Retter und an den zweiten Ghoul. Beide waren verschwunden!
Suko wollte es kaum glauben. Er stemmte sich auf die Füße, stand auf der Bühne wie ein Betrunkener und sah seine Peitsche in der Nähe liegen. Schwerfällig nahm er sie an sich.
Stimmen umschwirrten ihn. Die anderen kamen wie Schatten, schrieen ihn an. Man wollte ihn festhalten, Suko schüttelte die Hände ab. Er suchte den zweiten Ghoul.
Wenn es dem gelungen war, sein Opfer mitzuschleifen, sah es für den Mann mit dem Stirnband böse aus.
Suko torkelte quer über die Bühne. Er sah auf den Brettern etwas Helles glänzen und fand eine regelrechte Spur, die der zweite Ghoul hinterlassen hatte.
Ihr musste Suko folgen.
Noch immer war er schwach auf den Beinen und fiel in der seitlichen Gasse gegen den Vorhang, weil er sich einfach nicht auf den Füssen halten konnte. Durch das Gewicht gab der Vorhang nach, aber Suko konnte sich fangen, und er hörte ein Geräusch.
Es war ein hohes Kichern, gleichzeitig ein Schmatzen, jedenfalls etwas, das zu einem Ghoul passte. Suko wusste sofort Bescheid.
Er fand die Lücke im Vorhang, taumelte hindurch, sah in das erschreckte Gesicht einer Liliputanerin und fuhr die Frau hart an.
»Wo stecken die beiden?«
»Da… da hinten …«
Sie deutete über die Schulter.
Suko hörte ein Krachen, als er sich in Bewegung setzte. Etwas splitterte auseinander, innerhalb eines Lichtstrahls bewegte sich ein unförmiger Schatten, und Suko erkannte vor sich den Ghoul.
Der hielt etwas in der Hand, das dem Chinesen verdammt nach einer Eisenstange aussah.
Ein Mensch musste schon einen Schädel aus dem gleichen Material haben, um einem solchen Schlag widerstehen zu können. Und den hatte der Kämpfer mit dem Schwert bestimmt nicht.
Mit der linken Hand hielt Suko sich an einem von der Decke herabfallenden Stützpfeiler fest, die rechte streckte er aus und zielte auf den Ghoul. Bevor dieser zuschlagen konnte, hatte Suko schon gefeuert.
Die Kugel drang in den Kopf.
Schleim spritzte, der Ghoul verschwand, die Eisenstange polterte zu Boden, und Suko bekam wieder so weiche Knie, dass er sich kaum noch auf den Füssen halten konnte.
Hätte er sich nicht an der Stange festgehalten, wäre er wahrscheinlich gefallen.
So aber stand er.
Und er stand auch noch, als der Unbekannte sich aus der Holzkiste löste, in die der Ghoul ihn hineingeschleudert hatte. Der Mann wirkte auf Suko wie ein Gespenst, weil er so bleich war. Sein Gesicht war verzerrt. Nur taumelnd kam er näher.
Ihre Blicke trafen sich.
»Keine Fragen jetzt«, sagte der andere. »Wir müssen zu John Sinclair. Er und Semec…«
»Weißt du, wo er ist?« fragte Suko.
»Ich kann es mir vorstellen.«
»Dann los.«
Beide Männer hatten es schwer. Die Elektroschocks steckten ihnen noch in den Knochen. Sie schleppten sich nur mühsam voran, erreichten den hinteren Ausgang und sahen auch die zahlreichen Zuschauer, die an der Absperrung standen oder sie zum Teil überklettert hatten, wobei sie laut schreiend ihr Eintrittsgeld zurückforderten, denn sie fühlten sich durch den Abbruch übers Ohr gehauen.
Das alles interessierte Suko nicht. Es war zweitrangig und nebensächlich geworden.
Wichtig waren die Ghouls.
Beide wussten, zu welchem Wagen sie zu gehen hatten und vernahmen auch die hasserfüllten und wütenden Schreie des Jossip Semec…
***
Mit einer wütenden Bewegung schleuderte Jossip
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