033 - Der Frosch mit der Maske
einen guten Dienst zu leisten.«
Es war jetzt beinahe zehn Uhr vormittags, und Dick war schwach von Hunger und Mangel an Schlaf. Ein- oder zweimal, während sie den Weg nach Harley Terrace zurücklegten, sah Elk sich um.
»Erwarten Sie jemanden?« fragte Dick, dem die Möglichkeit einer Gefahr aufdämmerte. »Ich habe gerade einen Mann gesehen, der uns nachgegangen sein kann, einer in einem braunen Überrock.«
»Ach nein«, sagte Elk gleichgültig. »Das ist einer von meinen Leuten. Aber haben Sie etwas dagegen, wenn wir hinübergehen?« Und ohne die Antwort abzuwarten, faßte er Gordons Arm und führte ihn über die breite Straße. »Das dachte ich mir!«
Ein kleiner Fordwagen, der in Riesenlettern den Namen einer Wäscherei trug und bis jetzt nur langsam hinter ihnen hergefahren war, überholte sie nun mit größter Geschwindigkeit. Elk folgte dem Auto mit den Blicken, bis es Trafalgar Square an der Ecke Whitehall erreichte. Aber statt nun nach links gegen Pall Mall oder rechts nach dem Strand abzubiegen, machte der Wagen einen Halbkreis und kam ihnen entgegen. Elk drehte sich um und gab ein Zeichen.
Der Detektiv im braunen Mantel, der ihnen gefolgt war, sprang sogleich auf das Trittbrett des Autos. Eine heftige Unterredung zwischen ihm und dem Chauffeur entspann sich, und endlich fuhren sie zusammen weiter.
»Erwischt!« sagte Elk lakonisch. »Jetzt führt er ihn auf die Direktion und hält ihn dort wegen irgendeiner Anschuldigung fest. Es ist nämlich die leichteste Art, jemand zu verfolgen, wenn man ein Geschäftsauto benützt«, sagte Elk. »Ein Geschäftswagen kann nämlich machen, was er will, und niemand nimmt davon die geringste Notiz. Wäre uns eine Limousine nachgefahren, so hätte sie die Aufmerksamkeit jedes einzelnen Schutzmanns erregt. Es war nichts anderes als ein Aufpasser. Aber mir schien es plötzlich«, sagte er mit einem Schaudern, »als wäre es der Tod selber.«
»Nehmen wir ein Auto«, sagte Dick, und seine Vorsicht war so groß, daß er drei leere Taxis abwartete, ehe er das vierte anrief.
»Kommen Sie mit«, sagte Dick. »Ich möchte Sie jetzt nicht gleich allein lassen. Ich habe ein leeres Zimmer, wenn Sie schlafen wollen.«
Elk begleitete Gordon nach Harley Terrace. Der Diener, der ihnen die Tür öffnete, sagte: »Ein Herr ist da, der auf Sie wartet. Er ist schon seit einer halben Stunde hier.«
»Wie heißt er?«
»Johnson.«
Tatsächlich war es der Philosoph, der sich aus dem Sessel erhob, obgleich Herrn Johnson in diesem Augenblick jeder Beweis für das Gleichgewicht der Seele, das die hauptsächlichste Eigenschaft aller Philosophen zu sein pflegt, mangelte. Der dicke Mann war ganz außer sich. Er saß verstört und unbequem auf dem äußersten Ende seines Sessels, so wie Dick ihn damals im Herons-Klub sitzen gesehen hatte.
»Hoffentlich werden Sie mir verzeihen, daß ich hierhergekommen bin, Hauptmann Gordon«, sagte er. »Ich habe ja vielleicht wirklich kein Recht, meine Sorgen zu Ihnen zu tragen.«
»Es freut mich, daß Sie in mir Ihren Freund sehen«, sagte Dick, indem er ihm, die Hand schüttelte. »Kennen Sie Herrn Elk?«
»Wir sind ja alte Bekannte!« sagte Johnson, und für einen Moment kehrte all seine Freundlichkeit zurück.
»Ich muß unbedingt frühstücken«, sagte Dick, »wollen Sie nicht mein Gast sein?«
»Mit Vergnügen. Ich habe heute morgen noch nichts gegessen. Die Sache steht nämlich so, Hauptmann Gordon, daß er mich hinausgeworfen hat.«
Dick sah ihn verblüfft an. »Was? Maitland hat Sie entlassen?«
Johnson nickte. »Und zu denken, daß ich dem alten Teufel so viele Jahre für dieses winzige Gehalt gedient habe! Und nie habe ich ihm Anlaß zu irgendeiner Klage gegeben! Hunderte und Tausende Pfund sind durch meine Hände gegangen, ja, auch Millionen. Bei mir hat immer alles auf den Penny gestimmt. Natürlich, denn wenn das nicht der Fall gewesen wäre, so hätte er es ja sofort entdeckt. Er ist der größte Mathematiker, dem ich je begegnet bin. Und er kann doppelt so schnell rechnen und schreiben als sonst irgendein Mensch«, fügte er mit widerstrebender Bewunderung hinzu.
»Es ist eigentlich merkwürdig, daß ein Mensch von so ungeschlachtem Benehmen und so roher Sprache solche Talente hat«, sagte Dick.
»Für mich ist er ein Wunder gewesen, seit ich ihn kenne«, gestand Johnson. »Wenn man ihn reden hört, so könnte man glauben, er wäre ein Straßenkehrer. Und doch ist er ein sehr belesener Mann von großer Bildung.«
»Kann er
Weitere Kostenlose Bücher