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033 - Lautlose Bedrohung

033 - Lautlose Bedrohung

Titel: 033 - Lautlose Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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ein. Er fasste die Zügel etwas fester und lenkte den Man'tan über den Abgrund. Ein prüfender Blick über die linke Schwinge bestätigte seine Vermutung, dass es da nicht viel zu sehen gab. Nur einen schlammbedeckten Hang, der sich nach siebzig Me- tern in völliger Finsternis verlor. Dort unten begann die Dämmerzone.
    Weit und breit schwamm niemand herum. Wozu sich also die Mühe machen und in die ungemütlichen Tiefen hinab tauchen? Dog'tar tippte dem Man'tan mit der Ferse in den Nacken, um dem Lasttier zu signalisieren, dass es die hintere Schwingenwölbung herun- terklappen konnte.
    Die implantierten Dressurcodes zeigten sofort Wirkung. Gehorsam stieg der Man'tan mit dem Vorderleib in die Höhe, sodass sein Rücken eine abschüssige Fläche bildete. Den Gesetzen der Schwerkraft folgend rutschte der Korallenschutt in die Tiefe.
    Stück für Stück trudelten die Überreste ihres alten Eigenheims hinab.
    Nur noch wenige Fuhren, dann konnten sie auf dem leeren Platz eine moderne Sphäre aufbauen.
    Dog'tar wollte den Man'tan schon zurück lenken, als unter ihnen ein Rumpeln laut wurde.
    Die abgekippten Korallenstücke schlugen in den Hang ein, rissen loses Geröll mit sich und lösten einen wahren Erdrutsch aus. Schlammwolken stiegen in die Höhe.
    Die beiden jungen Hydriten beobachteten fasziniert, wie der sich ausbreitende Sedimentschleier gespenstische Formen, die an die fiebrige Visionen einer-Kugelfischvergiftung erinnerten, ins Wasser modellierte.
    Plötzlich mischte sich unter das monotone Poltern des Gerölls ein seltsamer Missklang, der Dog'tar aufhorchen ließ.
    Zuerst dröhnte es, als ob die Steinbrocken auf einen Hohlraum trommeln würden, dann folgte lautes Knirschen wie bei einem splitternden Knochen. »Da unten ist etwas!«, stieß Shog'tar überrascht hervor.
    Eine äußerst simple Feststellung, doch sein älterer Bruder war viel zu perplex, um mit einem herablassendes Kommentar zu kontern.
    Als der Erdrutsch nachließ, spähte, er konzentriert in die Tiefe, doch die Schwaden raubten ihm die Sicht auf das, was dort geschehen war.
    Wurde unter ihnen irgendetwas oder gar irgendjemand durch ihre Nachlässigkeit verschüttet? Dieser schreckliche Gedanke ließ ihm fast das Blut in den Adern gefrieren.
    »Los, wir müssen nachsehen!«
    »Na klar!« In Shog'tars Augen glitzerte Furcht, aber auch familiäre Solidarität. Der Zorn auf seinen Bruder war auf einen Schlag verflogen. Es gab jetzt Wichtigeres, um das sie sich kümmern mussten.
    Behutsam lenkte Dog'tar den Man'tan zum Kontinentalschelf. Hier konnte das Lasttier warten, bis sie nach dem Rechten gesehen hatten. Mit Schockstäben bewaffnet machten sie sich an den Abstieg.
    Die Strahlen ihrer Handlampen bohrten sich wie bleiche Geisterfinger durch die aufgewirbelten Schwebstoffe, die nur langsam wieder absanken, um den Hang mit einer neuen Decke aus Sand, Kiesteilchen und organischen Ablagerungen zu überziehen. Das Wasser wirkte plötzlich undurchdringlich, als mus- sten sie durch eine mit Schlamm gefüllte Höhle tauchen.
    Dunkelheit umgab sie. Die Dreckpartikel rieben wie Schmirgelpapier über ihre Schuppenhaut, doch sie mussten weiter!
    Vielleicht gab es dort unten jemanden, der Hilfe brauchte. Mit zu schmalen Schlitzen zusammengezogenen Augenlidern kämpften sich die beiden Hydriten voran.
    Kopfüber drangen sie durch die trüben Wasserschichten. Ihre robusten Schuppen schützten sie vor der zunehmenden Kälte.
    Während sie sich halb blind den felsigen Hang hinab tasteten, ließen sie ihre Handlampen unablässig wandern.
    Die gleißenden Strahlen schufen dünne Lichttunnel, die schon nach wenigen Metern von den umher wirbelnden Partikeln verschluckt wurden.
    Es war, als ob man gegen ein lebendes Wesen ankämpfte, das nur vor der Helligkeit zurückwich, um das verlorene terrain sofort zurück zu erobern.
    Algen und Seefedergewächse schälten sich aus dem grünen Wirbel. Ein breiter Felsvorsprung wurde sichtbar, über den die Gerölllawine hinweg gefegt war.
    Zwischen den Pflanzen wölbte sich etwas Langgezogenes, Dunkles, das wie der Kadaver eines toten Wals wirkte. Der Kopf des Tieres schien zerfetzt zu sein, als wäre er mit einem Sprengsatz harpuniert worden.
    »Was ist das?«, rief Shog'tar verblüfft. Seine Stimme zitterte, denn er fürchtete auf die Kriegsarche des Mar'os gestoßen zu sein.
    Mit diesem sagenumwobenen Gefährt, das von zwanzig Riesenhaien gezogen wurde, war der grausame Gott einst von einer Schlacht zur nächsten gefahren,

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