033 - Lautlose Bedrohung
ihn nur noch weiter auf.
Er wollte um jeden Preis kämpfen, selbst wenn es ihn das Leben kostete.
Unvermittelt machte er eine Rolle vorwärts, drehte sich in seinen Bruder hinein und trat mit aller Kraft zu. Seine Fersen hämmerten Shog'tar mitten ins Gesicht. Er konnte spüren, wie dessen linkes Jochbein unter den Hacken zerbrach.
Der Zusammenprall war so heftig, dass beide in entgegengesetzte Richtungen davon geschleudert wurden. Das Wasser in dem engen Raum wurde aufgewühlt, Schlamm wirbelte vom Boden empor, doch die Lichtfinger der Handlampen zeigten genau, wo der jeweilige Gegner zu finden war.
Knapp vor der Wand vollführte Dog'tar eine elegante Wende und jagte wieder auf seinen verhassten Bruder zu, der ihm bereits mit vorgerecktem Schockstab entgegen kam. Sofort richtete er seine Handlampe auf Shog'tars Augen und warf sich zur Seite.
Sein Bruder schoss geblendet an ihm vorbei. Dog'tar rammte ihm den Schockstab zwischen die Kiemen und drückte auf den Sensor.
Höchste Intensität.
Der Energiestoß jagte durch Shog'tars Hals, seine Atm ungswege wurden umgehend paralysiert.
Trotzdem wälzte er sich zur Seite und fauchte angriffslustig wie eine Muräne. Seine Bewegungen wirkten etwas fahrig, doch eigentlich hätte er völlig gelähmt sein müssen.
Dog'tar warf den Schockstab zur Seite und stürzte sich mit bloßen Flossenhänden auf seinen Gegner. Er wusste längst nicht mehr, gegen wen oder warum er eigentlich kämpfte - er wollte einfach nur noch den Rausch der Gewalt spüren, so direkt wie möglich.
Shog'tar hob abwehrend die Arme, doch seine Geschwindigkeit wurde durch die Atemprobleme gehemmt. Dog'tar durchbrach mühelos seine Deckung und packte ihn brutal an der Kehle. Ihre rudernden Beine verwirbelten das Wasser im Raum zu einem Strudel, während sie sich wie ein lebendes Knäuel im Kreise drehten. Dann gelang es Dog'tar endlich, seinen Bruder in die Ecke zu drängen. Shog'tars Kopf hämmerte mit voller Wucht gegen die Stahlwand.
Ein Stöhnen drang über seine Lippen. Verzweifelt versuchte er sich aufzurichten, zur Wehr zu setzten. Doch Dog'tar ließ ihm keine Chance.
Blind vor Wut packte er den Kopf des Gegners und hämmerte ihn erneut gegen den harten Stahl. Und dann wieder und wieder. Bis eine rosige Wolke in die Höhe stieg und der Körper unter ihm erschlaffte.
Dog'tar hielt inne. Er spürte eine gähnende Leere in sich aufsteigen, die nicht von Scham oder Schuldgefühlen gefüllt wurde, sondern von einem neuen, noch größeren Wutanfall. Brüllend schleuderte der Hydrit den toten Körper von sich. Trommelte mit den Flossenhänden gegen die Stahlwand, bis die filigranen Knöchel zwischen seinen Schwimmhäuten brachen. Zertrümmerte die Überreste der Schlafkoje und alle anderen Einrichtungsgegenstände des Raumes. In seinem Amoklauf spürte er nicht, wie er sich selbst verletzte, denn sein Schmerzempfinden war vollkommen ausgeschaltet.
Nur einem tiefsitzenden Urinstinkt war es zu verdanken, dass er endlich der Enge des U- Bootes entfloh, die ihn in den Wahnsinn trieb.
Sinnlose Laute fauchend jagte er zum Schott hinaus. Ohne auf Skelette oder sonstige Funde zu achten tauchte er die engen Gänge entlang. Sein unkontrollierter Bewegungsdrang mündete in schnellem Flossenschlag, sodass er ohne weitere Selbstverstümmlungen den Bug des Schiffes erreichte.
Dämmriges Zwielicht fiel durch das Leck ein, wies ihm den Weg ins Freie. Triumphierend schoss er hindurch, um neue Opfer zu suchen, die er seine Macht spüren lassen konnte - doch ein dunkler Schatten, der über dem U-Boot schwebte, ließ ihn verwirrt inne halten. Da schoss der schlanke Körper auch schon herab.
Trotz seines Blutrauschs fühlte Dog'tar Furcht in sich aufsteigen, als er den Grauhai erkannte, den sie kurz zuvor verjagt hatten. Normalerweise mieden diese Meeresjäger alle Hydriten, da sie ihre Schockstäbe fürchteten - doch die blutenden Flossenhände wirkten auf den blutgierigen Räuber wie eine Einladung zum Festtagsschmaus. Drohend öffnete er sein riesiges, mit spitzen Zähnen gesäumtes Maul.
Trotz des furchteinflößenden Anblicks verspürte Dog'tar nicht die geringste Angst.
Nicht einmal als er realisierte, dass er seine Waffe im Wrack verloren hatte. Statt zu fliehen suchte er den ungleichen Kampf! Fauchend warf er sich dem Hai mit bloßen Händen entgegen. Er wollte ihn packen und in Stücke reißen.
Falls der Meeresjäger über die Attacke überrascht war, so ließ er es sich nicht anmerken. Mit kräftigen
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