0331 - Aufstand der Menschheit
zum anderen Ausgang. „Kann ich das Hotel auf diesem Weg verlassen?"
„Einer meiner Männer wird Sie begleiten", sagte Grichert. „Das erspart Ihnen weitere Schwierigkeiten." Es schien ihm noch etwas einzufallen, denn er ging Caarn nach und fragte: „Wo ist Setereyns? Haben Sie ihn im Stützpunkt untergebracht?"
„Er hatte einen Unfall", sagte Caarn ausdruckslos und ging weiter.
Grichert starrte ihm betroffen nach. Er brauchte einige Zeit, bis er sich genügend gefaßt hatte, um wieder vor die Reporter zu treten und eine neue, sensationelle Erklärung abzugeben.
*
Die Welt schien nur noch aus getäfelten Bürowänden zu bestehen, aus Bildschirmen und Funkanlagen. Heiko Anrath hatte aufgehört, die Stunden zu zählen, die er zusammen mit Reginald Bull und Mercant in den Räumen der Solaren Administratur verbrachte. Der Optimismus der unmittelbar nach der Entdeckung des Condos-Vasac-Stützpunktes von den Männern Besitz ergriffen hatte, war schnell wieder vergangen nachdem die Lagerhalle auf dem Mars explodiert war. Nun sahen sich die Verantwortlichen einem ständig stärker werdenden Druck Gwydlin Gricherts und seiner politischen Freunde ausgesetzt.
Am Morgen des 13. Februar kauerte Heiko Anrath in einem Sessel in Mercants Büro. Er hatte ein paar Stunden zu schlafen versucht, aber es war ihm nicht gelungen. Sein Gesicht - Rhodans Gesicht - hatte sich verändert. Es war härter geworden, und die Linien hatten sich tief darin eingegraben. Anrath war erschöpft und ausgelaugt. Geist und Körper schienen bei ihm schon eine Trennung vollzogen zu haben und zwei verschiedene Dinge zu sein.
Mercants Büro war zu einer Schattenwelt geworden. Es gab zwei Arten von Schatten: solche, die still an ihrem Platz verharrten, wie der Schreibtisch oder die Kontrollschaltanlage und solche, die sich bewegten, wie Mercant, Bull und die Offiziere, die ständig kamen und gingen. Das sanfte Klicken der auf- und zugehenden Tür war für Anrath das einzige Zeitmaß, das noch Gültigkeit besaß; es war intensiver als das Ticken einer Uhr, und es drang durch die Schattenwelt an sein Gehör, als wollte es ihn ermahnen, sich von seiner Müdigkeit zu befreien.
„Wir werden Neuwahlen ausschreiben müssen", erklärte Bull. „Wir können nicht hier sitzen und so tun, als sei nichts geschehen. Lassen wir Grichert in die Rennbahn - vielleicht bricht er sich das Genick dabei."
Mercant lächelte freudlos.
„Grichert hat den entscheidenden Schritt noch nicht getan", sagte er.
„Die Versammlungen, die er überall abhält, dienen nur zur Vorbereitung. Er präpariert seine späteren Wähler, und er hat Erfolg damit, weil die Menschen in ihm den Strohhalm sehen, nach dem sie in der derzeitigen Situation noch greifen können. Grichert und die Condos Vasac wollen uns noch einmal Croton Manor vorführen, wenn ich auch nicht ahne, wie sie es tun werden."
„Wir werden es rechtzeitig erfahren", sagte Major Santanjon, der ebenfalls anwesend war. „Wenn Grichert den UB so einsetzen wird, wie wir es von ihm erwarten, kann er es nicht ohne Vorankündigung tun."
Klick! machte die Tür, und Anraths Augen, die vor Müdigkeit brannten, sahen, wie ein weiterer Schatten ins Zimmer kam und sich auf den Schreibtisch zu bewegte.
Plötzlich wurde es still, und Anrath erfaßte, daß alle auf Mercant blickten, der hinter dem Schreibtisch saß und ein Papier in den Händen hielt, das ihm der Ankömmling überreicht hatte.
„Sie haben vor wenigen Augenblicken eine bemerkenswerte Voraussicht gezeigt", sagte Mercant zu Major Santanjon. „Was Sie vorhersagten, ist tatsächlich eingetroffen. Gwydlin Grichert hat die Vertreter der Presse und des Fernsehens für heute abend nach Watan eingeladen. Dort soll Croton Manor wieder zu der Menschheit sprechen."
„Watan?" wiederholte Reginald Bull. „Das habe ich noch nie gehört. Handelt es sich um eine Stadt?"
„Es ist eine kleine Stadt im Himalaya-Gebiet", antwortete Mercant. „Diese Zusammenhänge werden jetzt klar. Die Condos-Vasac besitzt irgendwo im Himalaya-Gebiet eine kleine Transmitterstation.
Croton Manor wurde vom Mars aus dorthin gebracht. In Watan wird der Maler vor die Kameras treten und seine Beschuldigungen wiederholen. Da das Fernsehen mit Sicherheit Gricherts Einladung folgen wird, braucht Manor in Watan keine Zuschauer."
„Eines verstehe ich nicht", murmelte Santanjon nachdenklich. „Warum soll Manor noch einmal in der Öffentlichkeit auftreten? Grichert muß einen besonderen Grund
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