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0332 - Die Pest aus den Slums

0332 - Die Pest aus den Slums

Titel: 0332 - Die Pest aus den Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Pest aus den Slums
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daran, lockerte es. Leichter strömte die Luft in die Lungen. Die schwarzen Wolken vor seinen Augen verflüchtigten sich.
    Er richtete sich auf, stemmte sich langsam hoch. Er befand sich am Rand der Fahrbahn. Sein Gesicht war zerschunden, sein Anzug voller Staub und Schmutz.
    Die Halbstarken waren verschwunden. Leer lag die Truxton Street, leer wie die Straße einer verlassenen Stadt.
    Dann rollte ein Wagen aus einer Toreinfahrt, fuhr wenige Yards und stoppte dicht neben ihm.
    Das linke vordere Fenster wurde heruntergekurbelt.
    Vier Schüsse zerrissen die Stille. Vier Kugeln trafen den Mann am Straßenrand. Sein Körper bäumte sich auf, sein Mund öffnete sich zu einem letzten Schrei.
    Während der Motor des Wagens aufbrüllte und das Fahrzeug davonschoß, starb auf dem Pflaster der Truxton Street der G-man Allan Surth im Alter von siebenundzwanzig Jahren.
    ***
    Ich ging durch die Truxton Street.
    Männer saßen auf den Treppenstufen und spielten Karten. An den Ecken standen Frauen und schwatzten miteinander. Kinder liefen umher. Es war der Anblick einer gewöhnlichen New Yorker Straße in einem nicht sehr guten Wohnbezirk.
    Aber die Zeichen des Verfalls waren nicht zu übersehen. Vor den Schaufenstern zahlreicher Geschäfte waren die Gitter heruntergelassen. Keine Auslage lockte den Käufer an, und fast die Hälfte aller Glasscheiben war zerbrochen.
    Ich passierte das Gelände einer kleinen Fabrik. Kein Pförtner stand vor dem Tor. Der Hof lag verlassen. Ein Schild baumelte am Gitter, das Fabrikgelände und Straße trennte.
    Ich erreichte die Kreuzung Truxton Street/Oak-Point-Street. Ich ging die Oak-Point-Street hinunter bis zum ersten Haus der Barry Street.
    Vom großen Verschiebebahnhof her gellten die Signalpfiffe und das Donnern der Puffer, wenn die rangierten Wagen aufeinanderstießen. Auf dem Eastriver heulten die Sirenen der Frachtdampfer und zischten die Dampfpfeifen der schweren Verladekräne. Das hier war nicht Touristen-New York mit Empire-State-Building, Rockefeller-Center, Uno-Glashaus und Wolkenkratzergebirgen. Das hier war Hunts Point, ein Bezirk der Bronx, eingezwängt zwischen dem riesigen Verschiebebahnhof und den Hafenanlagen des Eastrivers, ein Bezirk ohne Grünanlagen, ohne Villen, ohne breite Boulevards.
    Ich betrat das Eckhaus. Ich ging hinauf bis zur vierten Etage. Vier Türen gab es in dieser Etage. Vor einer standen zwei Frauen.
    Sie unterbrachen bei meinem Auftauchen ihr Gespräch. Sie sahen, wie ich auf die erste Tür rechts von der Treppe zuging. Als ich an der Tür war, rief eine der Frauen mich an:
    »Heh, Sie! Lassen Sie lieber die Finger davon. Um die Bude hat sich neulich die Polizei gekümmert.«
    »Ich weiß«, antwortete ich.
    Ich öffnete die Tür, trat ein und schloß sie hinter mir.
    Ich gelangte in eine winzige Diele. Links befand sich eine Tür, die zu dem Bad führte. Ein Vorhang trennte die Diele von dem Wohnzimmer.
    Langsam durchquerte ich das Zimmer, ließ den Blick über die schäbige Einrichtung gleiten, öffnete den Schrank neben dem Elektrokocher und blickte auf die wenigen Teller, Tassen und Gläser; Gegenstände, die noch vor vierzehn Tagen von einem Mann benutzt worden waren, der jetzt unter der Erde lag.
    Ich schloß die Tür und ging zum Fenster. Ich zog die billige Gardine zurück, die sich schmutzig und stumpf anfühlte.
    Ich sah das Viereck des mit Mülltonnen und Gerümpel vollgestellten Hofes und das Schienengewirr des Hunts-Point-Verschiebebahnhofes, und dahinter den Eastriver, Rikers Island und die Flushing Bay, begrenzt von der weiten Fläche des La Guardia Flughafens und vom Häusermeer Brooklyns.
    Ich dachte an den Mann, der oft in den sechs Monaten, die er in diesem Zimmer gehaust hatte, an der gleichen Stelle gestanden haben mochte. Er war hergekommen, um die Pest auszurotten, die die Häuser verfallen ließ, deren Macht die Menschen lähmte, die immer wieder Opfer gefordert hatte.
    , Er hatte seine Aufgabe nicht erfüllen können. Die Pest traf ihn und streckte ihn nieder, aber er hatte so viel Material zusammengetragen, daß andere seine Arbeit fortsetzen konnten.
    Ich stand im Zimmer des ermordeten G-man Allan Surth.
    Ich war hier, um den Hunts-Point-Bezirk zu säubern.
    ***
    Das Haus trug die Nummer 100. Genauso nannte sich die Kneipe im Erdgeschoß: »Nummer hundert.«
    Es war Mittag, als ich »Nummer hundert« betrat. Die Kaschemme war leer bis auf vier Männer, die an einem runden Tisch saßen und pokerten. Einer von ihnen schien der Wirt zu

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