0332 - Die Pest aus den Slums
bei den Leuten, die so schrecklich behandelt wurden, erschien nie jemand und holte Geld?« fragte er höhnisch. »Jemand, den ich geschickt hatte?«
»Das unterscheidet dich von einem gewöhnlichen Rackett-Gangster, Lescort. Du hast nie versucht, deinen Opfern Geld abzunehmen. Das war der Hauptgrund, warum du nicht gestellt werden konntest.«
»Ich sagte ja, ich mache es aus Spaß, aber ich glaube, nicht ich bin verrückt, sondern die Polizisten aller Schattierungen, die mir solchen Unsinn Zutrauen.«
»Surth hat herausgefunden, daß du, Warren, Hodson und die anderen — daß ihr hinter allen Verbrechen steckt, die in Hunts-Point begangen wurden. Ihr organisiert und finanziert die Banden von Halbstärken, die die Straßen des Bezirkes unsicherer machen als in jedem anderen Viertel der Stadt. Du steckst den Strolchen und Tramps die Steine in die Taschen, mit denen sie die Schaufenster zertrümmern. Acht Brände in den Lagerhallen kleiner Fabriken kommen auf dein Konto. Du hast dein Ziel erreicht. Die Fabriken sind geschlossen, Du hältst dich für den Herrn von Hunts-Point, und du hast den Mörder bezahlt, der Allan Surth erschoß.«
»Geben Sie mir die Billardkugel zurück, G-man«, sagte Warren. »Ihre Geschichte beginnt mich zu langweilen. Ich möchte weiter spielen.«
Ich sah Harry Lescort an.
»Allan Surth war nahe daran, herauszufinden, warum du das alles unternimmst, Lescort. Du schicktest ihm seinen Mörder. Allan wurde niedergeknallt, und niemand will seinen Mörder gesehen haben. Alle schweigen aus Angst.«
Ich stand auf.
»Ich habe Allans Zimmer bezogen, Lescort. Ich tarne mich nicht. Jeder Bewohner der Truxton / Oak-Point-, Barry Street soll wissen, daß ein FBI-Beamter zwischen ihnen lebt. Das wird ihnen eines Tages die Furcht nehmen, und an dem Tage werde ich dich vor ein Gericht bringen.«
Ich rollte die Kugel aus der Hand auf das Billard zurück. Sie berührte die Bande. Dann klickte sie gegen die beiden anderen Kugeln.
»Karambolage«, sagte ich.
***
Am Abend sammelten sie sich vor dem Haus der Barry Street, in dem ich wohnte. Sie kamen einzeln oder in kleinen Gruppen von zwei und drei Mann. Um zehn Uhr mochten es fünfzig Burschen oder mehr sein, kaum einer älter als zwanzig. Sie grölten, sie lachten rauh, sie standen auf den Bürgersteigen und der Fahrbahn. Sie hatten Kofferradios und Grammophone bei sich. Jazzrhythmen und Twists vereinigten sich zu einem ohrenbetäubenden Konzert.
Ich beobachtete sie von einem Fenster des Hausflurs aus. Sie trugen Lederjacken und Nietenhosen. Ich sah ihre jungen Gesichter, und ich fragte mich, ob sich die Burschen unter ihnen befanden, die bei dem Mord an Surth eine Rolle gespielt hatten.
Es gab für uns keinen Zweifel daran, daß Harry Lescort den Mord an dem G-man befohlen hatte. Er hatte die Rollkommandos der Halbstarken eingesetzt, um Surth zu entwaffnen. Als der Mörder gekommen war, als die Kugeln Allan Surth getroffen hatten, da waren die Jungen längst verschwunden gewesen. Keiner von ihnen war Augenzeuge des Mordes geworden.
Und jetzt standen sie vor dem Haus, von Harry Lescort gegen mich mobilisiert.
Ich konnte zum nächsten Telefon gehen und die City Polizei anrufen. Ein Dutzend Cops hätte genügt, um die Straße zu räumen, aber in den Augen der Bewohner von Hunts-Point hätte das eine Niederlage bedeutet.
Einer der Boys entdeckte mich am Fenster. Er machte die anderen darauf aufmerksam. Im Handumdrehen richteten sich alle Blicke auf mich.
Ein schwerer Bursche in einer knallroten Lederjacke sagte etwas zu seinem Nebenmann. Der gab die Parole weiter.
Die Jungen wurden still. Der Anführer in der knallroten Lederjacke hob den Arm.
»Los!« schrie er.
Fünfzig Rowdys schrien im Sprechchor: »Schnüffler ‘raus! — Schnüffler ‘raus! — Schnüffler ‘raus!«
Ich blieb am Fenster. Ich schob mir eine Zigarette zwischen die Lippen und wartete. Irgendwann würden sie sich heiser gebrüllt haben und aufhören.
Plötzlich schoß ein Mann aus der Tür des Hauses. Er stieß wie ein Habicht in die Horde der Halbstarken hinein, griff sich einen schlanken Burschen mit hellen Haaren, packte den Jungen am Arm und zog ihn aus der Reihe seiner Kumpane.
Der Sprechchor zerbröckelte. Einzelne schrien noch, während die anderen einen Kreis um den Mann und den Jungen bildeten.
Der Junge sträubte sich und riß sich aus den Fäusten des Mannes. Bevor der Mann zum zweitenmal zugreifen konnte, schob sich der Anführer in der roten Lederjacke
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