0333 - Teris grausame Träume
ein Fahrrad im Schuppen oder ein Pferd in der Koppel? Notfalls reite ich auch ohne Sattel und Zaumzeug. - He, warte mal! Du hast doch einen Wagen…«
Teri hustete.
»Ich? Nein… ich hatte mal, aber der ist doch als Totalschrott in Spanien geblieben, weil mir einer ein Kuckucksei hineinlegte und den Wagen sprengte… aber da warst du doch selbst dabei! Hast du das etwa vergessen?« [2]
Das hatte Nicole in der Tat! In der Zwischenzeit hatte sie so viel anderes erlebt, daß sie an diese eigentlich unbedeutende Episode gar nicht mehr gedacht hatte. »Und ich hielt es nicht für nötig, mir wieder ein Auto zu beschaffen«, fuhr Teri fort. »Wenn man die Fähigkeit hat, mit Gedankenkraft von einem Ort zum anderen zu kommen, muß man nicht die Luft mit Abgasen verpesten. - In Ausnahmefällen kann das natürlich von Nachteil sein«, fügte sie etwas bedrückt hinzu.
»Aber Jim, der Wirt, hat tatsächlich ein Pferd draußen auf der Weide laufen. Vielleicht kannst du mit dem Tier etwas anfangen - Jim hat mit Sicherheit nichts dagegen. Ich rede morgen mit ihm.«
»Morgen?«
»Benutzen kannst du es trotzdem jetzt schon«, sagte Teri. »Vorausgesetzt, du findest es. Paß auf, ich beschreibt dir…«
Sie war wieder einigermaßen wach, daß sie zwar keine Bäume ausreißen konnte, aber auch nicht mehr sofort einschlief. Sie griff nach einem Stück Papier und begann zu zeichnen. Die Umrisse von Anglesey, Gryfs Hütte, das Dorf, der Berghügel und die Holzhütte am Hang… Mona, setzte sie wie in Gedanken in druidischer Silbermondschrift darüber, zeichnete noch den Fluß ein, und Nicole fragte sich, was diese zu detaillierten Angaben noch sollten, in welche Teri sich verzettelte. »Hier ungefähr wirst du das Pferd finden. Es wird Luzifer genannt…«
»Wie tröstlich«, bemerkte Nicole.
»… ist aber recht fromm und läßt sich gut reiten.« Sie kritzelte die aktuelle Jahreszahl nach druidischer Rechnung neben den Namen der Insel. Nicole schüttelte den Kopf. Die Silbermond-Schrift konnte sie auch, wenn auch mit Schwierigkeiten, lesen. »Was soll das? Willst du das Blatt in dein Tagebuch einheften?«
»Das nicht«, sagte Teri ernsthaft. »Aber ich muß doch… muß doch aufschreiben, wo wir sind, und vielleicht auch besser, wann! Denn ich glaube, der Traum kommt aus einer Zeit, die sehr, sehr weit zurückliegt…«
»Das verstehe ich nicht«, gestand Nicole. Aber sie wollte auch nicht weiter darüber grübeln. »Kommst du allein hier zurecht? Habt ihr hier irgend welche Hilfsmittel, die ich einsetzen kann?«
»Das, was du in der Hütte findest«, sagte Teri. »Ich werde trotz des Aufputsch-Kaffees wahrscheinlich einschlafen, sobald du fort bist. Geh kein Risiko ein. Vielleicht versuchst du besser erst, Zamorra abzufangen und ihn zu beeinflussen, ehe du dich direkt gegen den EWIGEN stellst. Auch wenn das für Gryf eine weitere, vielleicht tödliche Verzögerung ergibt… aber wenn du Zamorra von seinem Einfluß befreien kannst, dann…«
Nicole nickte.
»Ich werde sehen, was ich tun kann«, versicherte sie. Sie nickte Teri zu. Dann trat sie in die Nacht hinaus.
Ein frischer Wind begann zu wehen und die Wipfel der Bäume zu bewegen.
Weit im Osten zeigte sich ein schmaler grauer Streifen am Horizont.
An Teris seltsame Träume dachte Nicole Duval in diesem Moment nicht mehr.
***
Gryf hatte in seinem magischen Schutzkreis gesehen, was er sehen wollte. Unter schier unvorstellbarem Kraftaufwand hatte er Shadys Traum verfolgt. Der Traum, in dem Shady ein goldhaariges, völlig erschöpftes Mädchen war, das einem anderen Mädchen eine Wegbeschreibung zeichnete. Jetzt wußte Gryf, woran er war.
Mona, die Druideninsel. Es hatte sich also nicht viel verändert. Die Umrisse der Insel waren ihm sehr bekannt, und er befand sich nicht weit von ihr entfernt. Der Gegner befand sich also durchaus in der Nähe.
Aber die Zeit gab ihm zu denken, die noch freiwillig angegeben worden war. Konnte das wirklich stimmen? Die Zeit dieses Traums befand sich in weiter Zukunft! Tausende von Jahren entfernt… eine Zukunft, in der es aber dann ihn, Gryf, noch geben mußte.
Sofern diese Zukunft wirklich fest und nicht wandelbar war.
»Zukunft«, murmelte er. »Deshalb also entgleitet mir der Kristall, dieser Kraftpol, immer wieder… deshalb erreiche ich ihn niemals wirklich… aber wer in der Zukunft kann ein Interesse daran haben, mir jetzt Energie zu entziehen und Träume zu senden, die Realität sein müssen?«
Er begriff die
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