0333 - Teris grausame Träume
hätte, hätte die Bestie sie schon beim ersten Ansprung voll erwischt und sie getötet.
Eigentlich war Shady den Fledermäusen zu Dank verpflichtet.
Die Katzenechse lag jetzt still, das Schwert immer noch tief im Rachen. Nur einige Male zuckten Kopf und Pranken noch. Aber Shady wartete weiter ab. Sie ahnte, daß das Biest ein zähes Leben hatte. So leicht starb es nicht. Sie wollte erst sichergehen, daß die Katzenechse tot war, ehe sie sich ihr Schwert zurückholte.
Der Schild war nicht mehr zu gebrauchen, vollkommen zerfetzt. Sie würde sich einen neuen anfertigen müssen. Vielleicht aus der ledrigen, harten Haut des Monstrums? Das würde allerdings bedeuten, daß sie noch einige Zeit hier verweilen und sich mit dem Biest befassen mußte.
Überhaupt war es nicht gut, wenn es hier im Wasser liegen blieb. Es gab keine Raubfische, und wenn es im Fluß verweste, würde es diesen zeitweilig vergiften. Wenn Shady genau gewußt hätte, daß der Fluß erst nach vielen hundert Meilen wieder an die Oberfläche trat und es keine menschlichen Ansiedlungen gab, die auf sein Wasser angewiesen wären, wäre es ihr egal gewesen. So aber…
»Verflixt«, murmelte sie. »Konnte das Biest sich nicht noch ans Ufer schleppen?« Sie schüttelte sich, wrang ihr nasses Haar aus, so gut es ging, und löste dann das Lendentuch, um es ebenfalls zu trocknen. In der warmen Nachmittagssonne würde das nicht lange dauern. Nackt stand die Abenteuerin da, genoß die Wärme und sah plötzlich wieder den blauen Schimmer.
»Was, bei der silbernen Mondsichel, ist das?« entfuhr es ihr unwillkürlich.
Da hörte sie das Geräusch, das vom Wasser kam. Ihre Augen weiteten sich entsetzt, als sie sah, was sich dort abspielte.
Das Monstrum, das Schwert noch im Rachen, erhob sich wieder, duckte sich zum Sprung, gerade so, als sei es noch unverletzt und frisch, und schnellte sich zum Ufer, direkt auf das Mädchen zu, das jetzt wehr- und waffenlos war!
Shady schrie gellend vor Todesangst, als sie die fingerlangen Reißzähne direkt auf sich zuschnappen sah!
***
Gryf, der Druide vom Silbermond, fuhr hoch. Teri hatte geschrien? Das Mondlicht, das durch das geöffnete Fenster fiel, reichte ihm aus. Er sah das Mädchen an, das sich unruhig auf dem Lager neben ihm bewegte. Teri Rheken wirkte, als kämpfe sie gegen etwas.
»Seltsam«, murmelte der Druide überrascht. Aber Teri erwachte nicht von seiner Stimme. Sie wurde höchstens noch etwas unruhiger. Gryf setzte sich auf. Daß Teri unter Alpträumen litt, war ihm neu. Aber offfensichtlich war es so. Sie stöhnte leise, schlug einige Male wild um sich, und Gryf war froh, daß er von dem Schrei aufgewacht war und sich in Sicherheit bringen konnte. Hätte er noch schlafend neben Teri gelegen, hätte sie ihn voll erwischt.
»He, langsam wird’s ungemütlich«, sagte er und hielt ihren Arm fest, als der wieder wild durch die Luft ruderte. »Wach auf, Mädchen! Teri!«
Aber es war, als wolle ihr Alptraum sie nicht loslassen.
Gryf schüttelte sie heftig. Dann berührte er ihre Stirn mit der flachen Hand. Immer wieder versuchte sie den Kopf unter seiner Hand wegzudrehen, stemmte sich einmal gegen Gryf und versuchte, ihn von sich zu schleudern. Aber dann floß etwas aus seiner Hand über ihre Stirn, drang in sie ein und beruhigte -sie.
Schlagartig wurde sie wach, sah ihn verstört an. Auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet.
»Gryf? Du…? Das Ungeheuer…«
»Du hast geträumt«, sagte er leise. »Ein Alptraum, nehme ich an. Was ist los mit dir?«
Er küßte sie auf die Wange und auf die Stirn. Dann erhob er sich, trat zu dem kleinen Holztisch und setzte mit einem Fingerschnipsen eine Kerze in Brand. Die ruhige kleine Flamme verbreitete einen warmen Lichtschein.
»Alptraum?« sagte Teri. »Das… das war kein Alptraum…«
Sie wollte sich erheben. Gryf wehrte ab. »Bleib liegen. Ich mache dir etwas zu trinken, ja? Versuche dich zu entspannen, und dann erzähl mir, was du erlebt hast.« Er lächelte und verschwand im Nebenraum.
Während er einen alkoholfreien Drink zusammenmixte, der vorwiegend aus allerlei heilsamen Kräuterextrakten bestand, verblüffenderweise aber auch noch schmackhaft war, überlegte er, was zu Teris Alptraum geführt haben konnte. Sie war doch sonst nicht so labil! Sie hatte schon Schlimmeres verkraftet als »Die Vertreibung aus dem Paradies«, wie Gryf es einmal scherzhaft genannt hatte.
Seit Sid Amos sich in Caermardhin aufhielt, war Merlins unsichtbare Burg
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