0334 - Aufruhr in der Unterwelt
den Kopf auf den Knien, eine Gestalt. Ich packte zu und riß sie heraus.
Maud war eiskalt, ihre Augen geschlossen, aber ihr Körper war noch nicht steif. Er war schlaff. Ich nahm das Mädchen auf die Arme und trug es ins Wohnzimmer.
Leise, unendlich leise und langsam ging der Puls.
»Einen Arzt und den Krankenwagen, schnell!«
Schon hing Phil am Telefon. Aber nicht genug damit, er nahm dann den Hausapparat ab. Merkwürdigerweise meldete sich der Hausbesorger sofort.
»Wohnt hier im Hause ein Arzt?« fragte mein Freund. »Fragen Sie nicht so lange. Es ist dringend. Er soll sofort zum Apartment 290 kommen.«
Während wir warteten, versuchte ich es mit Massage der Arme.
Drei Minuten später erschien ein alter Herr im Hausmantel mit einem Arztköfferchen unter dem Arm. Wir stellten uns vor. Seinen Namen verstand ich nicht.
Er schob uns zur Seite, fühlte die Haut des Mädchens an, setzte das Stethoskop an und lauschte angestrengt. Er öffnete das Köfferchen und fragte dabei:
»Wie kommt das Mädchen in diesen Zustand?«
»Mordversuch«, antwortete ich kurz. »Sie wurde gewaltsam in einen auf stärkste Kälte eingestellten Kühlschrank gesperrt.«
»Pfui Teufel«, murmelte der Arzt. Dann trat seine Injektionsspritze in Tätigkeit.
»Telefonieren Sie nach einem Krankenwagen«, ordnete er an. »Sie muß sofort ins Hospital.«
»Der Unfallwagen ist schon unterwegs«, sagte mein Freund.
Der Arzt runzelte die Stirn und sagte:
»Ich bin nicht sicher, ob wir sie durchbringen. Die Unterkühlung ist schon sehr weit fortgeschritten. Los. Ziehen Sie die Jacken aus und massieren Sie. Machen Sie schon!«
Wir haben noch selten so geschwitzt wie während der nächsten Viertelstunde. Dann kam der Unfallwagen mit dem Arzt. Auch dieser untersuchte kurz und sagte:
»Der Puls geht schon wieder ganz ordentlich, das heißt, soweit das bei ihrem Zustand möglich ist. Wahrscheinlich schaffen wir es. Die Gefahr ist jetzt eine Lungenentzündung.«
»Wohin wird sie gebracht?« fragte ich, als die Träger mit der Bahre hinausgingen.
»Ins St. Vincent’s. Das ist das nächste.« Jetzt erst konnten wir uns an eine Durchsuchung des Apartments machen.
Wir fanden einen Schrank voller Kleider, Wäsche und‘mindestens fünfundzwanzig Paar Schuhe. Es schien Esther Hardy durchaus nicht schlecht zu gehen. Im Toilettentisch lagen neben Schmuck, dessen Wert wir nicht beurteilen konnten, annähernd tausend Dollar in verschiedenen Scheinen. Das einzige, was wir nicht fanden, war ein Ausweis, ein Brief oder irgend etwas, das ihren Namen getragen hätte.
Well, wir brauchten diesen Namen nicht mehr. Wir kannten ihn. Die Tatsache, daß wir Maud hier gefunden hatten, genügte.
***
Eine halbe Stunde später kamen zwei unserer Kollegen an, die Phil angefordert hatte.
Wir verabredeten, daß einer von ihnen in dem Apartment blieb, das er mit dem vom Hauswart geliehenen Reserveschlüssel von innen abschließen sollte, während der zweite unten im Hausflur blieb, damit Esther Hardy, falls sie Verdacht schöpfen sollte, nicht die Flucht ergreifen konnte.
Dann verzogen wir uns schnellstens. Wieder einmal ging eine Fahndungsanordnung über Funk und Fernsprecher hinaus. Zwar bestand die Möglichkeit, daß Esther Hardy ahnungslos in ihr Apartment zurückkehren werde, aber ich glaubte nicht so recht daran. Ich hatte das Gefühl, daß sie bereits wußte, wir seien dort gewesen.
Die Nacht verging ereignislos, wenn man davon absieht, daß es wieder zu einigen unaufgeklärten Überfällen kam und daß die Opfer zum größten Teil kleine Rauschgifthändler waren.
Auch der nächste Tag brachte nichts. Esther Hardy war, wie ich geahnt hatte, nicht in ihr Apartment zurückgekommen.
Am Abend um sechs Uhr kam die Meldung. Es war ein Telegramm aus New Orleans. Die dortige FBI.-Stelle drahtete:
sarg mit leiche eleonor rainer mit eisenbahnfähre aus habana angekommen stop begleitpapiere kubanischer behörden stop transport per flugzeug new york ankommt zwei uhr dreißig morgen früh stop district office new orleans.
Von diesem Augenblick an lief unsere .Maschinerie auf Hochtouren. Es galt zu ermitteln, ob es in New York jemanden gab, der die sterblichen Überreste einer in Habana wohnhaft gewesenen Eleonor Rainer erwartete. Ich für meine Person hatte meine eigene Idee darüber.
Sämtliche Polizeistationen der Stadt wurden alarmiert. Alle Beerdigungsunternehmer wurden aufgefordert, sich sofort bei uns zu melden, falls jemand für heute nacht einen
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