0334 - Aufruhr in der Unterwelt
zerrriß. Ein Stück Stoff blieb in meiner Hand. Ich schob es in die Tasche. Ich suchte krampfhaft nach der Pistole, die mir der Stuhl aus der Hand gerissen hatte. Als ich sie endlich wiedergefunden hatte, knallte die Flurtür zu.
Jetzt erst erinnerte ich mich, natürlich zu spät, der Taschenlampe und rannte hinaus.
Ich hörte die polternden Schritte, aber das Treppenhaus war zu eng, als daß der Strahl der Lampe ihnen hätte folgen können. Ein Schrei klang auf, als einer der beiden die Stufen hinunterrollte. Ein Fluch, und gerade als ich halb unten war, heulte ein Motor auf. Kreischend wurde gekuppelt und geschaltet, und dann donnerte ein Wagen die Straße hinunter.
Es war zwecklos, die beiden zu verfolgen. Ich ging wieder hinauf und knipste das Licht an. Ich brauchte gar nicht zu suchen. Auf dem Tisch stand ein Pappkarton, der mit den bewußten weißen Paketdien und Kästchen mit je zehn Ampullen Heroin bis zum Rand gefüllt war.
Was ich da vor mir sah, stellte einige zigtausend Dollar Wert, wenigstens auf dem schwarzen Markt, dar. Unten im Treppenhaus kreischte jemand, und eine Flurtür wurde zugeschlagen. Ich verließ die Wohnung, schloß ab und nahm den Schlüssel mit.
In aller Ruhe ging ich hinunter. Im ersten Stock steckte eine Frau den Kopf aus der Tür. Als sie mich sah, quiekte sie wie ein junger Hund, dem man auf den Schwanz getreten hat, verschwand und knallte die Tür zu.
Eine Sirene gellte, und die Cops rückten an. Ich schnappte mir den Sergeanten, hielt ihm meinen Ausweis unter die Nase und ersuchte darum, die Wohnung zu bewachen, bis unsere Leute kämen Dann rief ich durch Sprechfunk das Office an und veranlaßte das Nötige.
Zwar hatte ich weder Herreira noch die zweite Person erwischt, aber immerhin einen ordentlichen Fang gemacht. Das Rauschgiftdezernat der Stadtpolizei würde sich freuen.
Noch während der Nacht veranlaßte ich, daß die Fahndung nach Herreira unter dem ausdrücklichen Hinweis verstärkt wurde, daß er sich eines falschen Schnurrbartchens, einer Sonnenbrille und vielleicht auch noch anderer Tarnungen bediente.
Dann dachte ich an die zweite Person. Der Kerl hatte zuerst ein Messer nach mir geworfen, und zwar mit beachtlichem Geschick.
Ich griff in die Tasche. Das Stückchen Stoff war mir eingefallen, daß ich beim Versuch, den Burschen festzuhalten, abgerissen und eingesteckt hatte.
Es war tatsächlich noch da, und erstaunt betrachtete ich es.
Es war ein Stück von ungefähr zwei Inches im Quadrat mit hellblauem Untergrund und bunten Blümchen. Ein Stückchen Nylon, das nur aus einem Damenkleid stammen konnte.
Das Messer… Der helle Schrei und die Gewandtheit, mit der der Stuhl geschleudert worden war…
Jetzt wußte ich es. Die zweite Person war kein Mann gewesen, sondern eine Frau, eine sportlich durchtrainierte Frau, die Messerwerferin von Beruf war… Esther Hardy.
Ich war schon zum zweitenmal mit ihr zusammengestoßen, und sie war mir zum zweitenmal entwischt.
***
Der nächste Tag war der 14. August und der siebente Tag nach Mario Collos Ermordung. Es war aber auch der dritte Tag, nachdem die drei Burschen aus dem »Carlyle« verschwunden waren, ohne daß es bisher gelungen war, einen Hinweis auf ihren Verbleib zu erhalten.
Von Phil bekam ich gewaltig einen auf den Hut, weil ich ihn in der Nacht nicht zu Hilfe geholt hatte.
»Wären wir zu zweit gewesen, wir hätten Herreira und das Girl einkassiert«, sagte er. »Jetzt können wir wieder von vorn anfangen.«
Ich war geknickt, ich wußte, daß er recht hatte, und aus eben diesem Grunde war ich auch ärgerlich. Ich rief das Polizei-Hauptquartier an und erfuhr, daß immer noch ein Cop vor der Wohnungstür in der Third Avenue auf Wache stand. Ich schimpfte leise in mich hinein und bat meinen Freund, mich zu der Wohnung zu begleiten.
Wie uns der Hauswart sagte, wohnte Herreira erst seit zwei Tagen dort. Er hatte vier Wochen im voraus bezahlt und die kleine Wohnung möbliert gemietet. Der Eigentümer, ein Maschinenmonteur, war gerade auf Montage nach dem Süden gefahren und würde dort mindestens zwei Monate bleiben.
Da Herreira vier Wochen vorausbezahlt hatte, machte sich der Hauswart keine Sorgen darüber, ob die Räume bewohnt würden oder nicht. Nur der Polizeiposten störte ihn. Wir schickten den Cop nach Hause und sahen uns drinnen um.
In einer Schublade im Schlafzimmer entdeckten wir einen falschen Schnurrbart, falsche Bartkoteletten und zwei verschiedene Sonnenbrillen. Im Schrank hingen nur ein
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