0334a - Wir gegen 'Mastermind'
konnte ich eine Menge Rezepte in den Handel bringen und mir so Rauschgift in größeren Mengen beschaffen.«
»Und warum sind Sie nicht bei dem Geschäft geblieben?«
Meine Zunge klebte am Gaumen, das Sprechen wurde immer schwieriger. Noch zwei Minuten…
Wollte die Zeit denn überhaupt nicht verstreichen?
»Warum nicht? Sollte ich solange warten, bis man mich schnappt? Jeder vernünftige Mensch wechselt hin und wieder die Branche. Das ist gesünder. Besonders in meinem Beruf. Zum anderen kann man bei Raubüberfällen viel mehr verdienen.«
»Wenn das kein Irrtum ist«, meinte ich gelassen.
Carter sah mich böse an.
»Wie meinen Sie das, Cotton?«
Ich blickte zur Uhr. Noch eine dreiviertel Minute. So lange musste ich durchhalten. Neville hatte mir die untere Zeitgrenze genau angegeben.
»Wir wussten doch schon längst, dass Sie diesen Raubüberfall planten. Folb war der Coup zu groß. Deswegen musste er sterben. In Ganz New York gibt es zurzeit keine größere und wertvollere Juwelensammlung als die in dem Kaufhaus.«
»Richtig«, kicherte der Gangster geschmeichelt, »deswegen hab ich ja auch dort das Ding gedreht.«
»Wir wussten also von Ihrem Plan, Carter. Und Hunderte von Polizisten verfolgten genau, wie Sie den Überfall ausführten.«
»Und keiner konnte mich hindern!«
»Irrtum. Selbstverständlich hätten wir Sie hindern können. Dann hätte es aber sicherlich eine Schießerei im Kaufhaus gegeben. Vielleicht wären Unschuldige verletzt oder gar getötet worden.«
»Wie edel!«, höhnte der Gangster.
»Und dann gab es noch einen Punkt für uns. Sie hatten Decker noch in der Gewalt. Wir mussten erst wissen, wo er versteckt war.«
»Deswegen haben Sie also so lange gewartet und in Ruhe zugesehen, wie ich die Juwelen im Wert von drei Millionen Dollar einsackte?«
»Zweihundert Dollar«, korrigierte ich ihn sanft.
Ich blickte wieder zur Uhr. Noch elf Sekunden, noch zehn, noch neun, noch acht, noch…
»Was soll das heißen?«, keuchte Carter mit einem Mal schreckensbleich.
Er nahm die Pistole in die Rechte Hand und die Tasche mit dem Nitroglyzerin in die Linke.
Genau darauf hatte ich gewartet. Ich steuerte für einen winzigen Augenblick nur mit einer Hand und entriss ihm mit der anderen die Waffe.
Das war kein Kunststück. Schließlich war Carters Rechte nur eine ziemlich gut gemachte Prothese.
»Ich habe das Nitroglyzerin noch in der Hand. Rühren Sie mich nicht an! Ein Ruck, und wir fliegen beide in die Luft«, schrillte die hysterische Stimme des Verbrechers neben mir.
»Natürlich, Carter, gleich fliegen wir alle in die Luft. Vorher will ich Ihnen aber sagen, was Sie heute wirklich geraubt haben. Die gläsernen Steinchen, die wir in der letzten Nacht in die Vitrinen des Woolworth-Kaufhauses legten, haben einen Wert von zweihundert Dollar. Ich sagte Ihnen doch schon, dass wir von dem Überfall wussten. Halten Sie uns für so dumm, dass wir dann das Risiko eingehen und Ihnen die echten Juwelen in die Hände fallen ließen?«
Ich sah die maßlose Wut in den Augen des Gangsters und wusste, dass Carter in diesem Augenblick alles egal war. Selbst sein eigenes Leben.
»Dafür büßt du mir, Schnüffler«, schrie er grell. »Jetzt fahren wir gemeinsam in die Hölle.«
Seine klauenartige Hand öffnete sich und ließ die Tasche mit dem Nitroglyzerin fallen.
***
»Ich halte es einfach nicht mehr aus«, rief Phil. Steve Dillagio versuchte ihn zu beruhigen.
»Wir können doch nichts unternehmen. Wir müssen abwarten, wie alles verläuft.«
Gemeinsam hatten die beiden alle Vorgänge in der schwarzen Limousine über einen Sender mitgehört, den unsere Spezialisten noch in letzter Minute in den Wagen gebaut hatten.
»Steve, du nimmst jetzt Jerrys Wagen. Ich kann ihn nicht steuern. Mein Fuß spielt noch nicht wieder richtig mit. Wir fahren hinter Jerry her. Vielleicht können wir ihm doch noch irgendwie helfen.«
»Okay«, seufzte Steve.
Im Grunde genommen war er auch nicht der Mann, der stundenlang auf seinem Stuhl sitzen und den Dingen ihren Lauf lassen konnte.
Er war genauso unruhig wie Phil. Nur dass er es nicht so laut sagte.
Sie wollten gerade den Raum verlassen, als Mr. High eintrat.
Sein Gesicht war weiß wie die Wand. In seiner Hand hielt er einen Zettel.
»Was ist passiert?«, wollte Phil wissen.
Mr. High sagte eine ganze Zeit lang nichts. Immer wieder starrte er auf den Zettel. Kleine Schweißtröpfchen hatten sich auf seiner Stirn gebildet.
»Die Inspektion«, murmelte er
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