0334a - Wir gegen 'Mastermind'
Augen sah er plötzlich die große Bronzetafel in Washington stehen. All diese Namen standen darauf. Und er sah, wie man einen neuen hinzusetzte. Den Namen Jerry Cotton.
***
Wie gehetzt wanderte Tom Constant in seiner Zelle auf und ab.
Wie lange musste er noch warten? Wann würde er endlich Gewissheit über sein Schicksal haben?
In seinem Herzen brannten noch die Worte, die Attorney Brown gesagt hatte.
Jedermann musste ihn ganz einfach für schuldig halten. Constant lachte bitter auf.
Er konnte es der Jury noch nicht einmal verübeln, wenn sie ihn zum Tode verurteilen würde. Nichts, aber auch wirklich nichts, hatte er zu seiner Entlastung beibringen können.
Alles sprach ganz einwandfrei gegen ihn.
Alles lief darauf hinaus, dass er ein ganz abgefeimter und gewissenloser Mörder war, der einen angesehenen Arzt aus Gewinnsucht mit einem Beil erschlagen hatte.
Aber Constant war unschuldig.
Als er anfangs im Gefängnis erwacht war, hatte sein Schädel fürchterlich gebrummt. Sein Erinnerungsvermögen war beeinträchtigt gewesen. Der Alkohol war schuld.
Constant wusste, dass er Whisky noch nie vertragen hatte. In den vielen schlaflosen Nächten seiner Inhaftierung war ihm aber nach und nach jede Einzelheit der verhängnisvollen Nacht wieder ins Gedächtnis zurückgekommen.
Er erinnerte sich an die Blicke, die ihm Carter zugeworfen hatte, als sie zusammen getrunken hatten. Hatte 62 nicht etwas Lauerndes in ihnen gelegen?
Hatte ihn der Doktor nicht immer wieder zum Trinken animiert und ihm selbst dann noch etwas eingegossen, als er schon längst nicht mehr in der Lage war zu trinken?
»Ich bin unschuldig! Unschuldig!«, tobte es in Constants Hirn.
Er spürte den dröhnenden Schmerz in seinen Schläfen. Er konnte es kaum noch ertragen, jeden Morgen zur Verhandlung geführt zu werden. Hunderte von Augenpaaren richteten sich immer wieder neugierig auf ihn. So sieht also ein gewissenloser Mörder aus, dachten sie gewiss.Tom Constant stöhnte leise auf.
Wann würde das alles vorbei sein? Wann?
Die Hoffnung auf einen Freispruch hatte Constant schon längst fallengelassen. Wer würde ihm schon glauben. Wer konnte ihm überhaupt glauben? Niemand!
Doch, seine Mutter. Seine alte Mutter, die sich vieles vom Munde abgespart hatte, um ihren Sohn studieren zu lassen.
Er dachte an die zurückliegenden Jahre. Immer hatte er davon geträumt, einmal seiner Mutter das Gute zu vergelten, das sie ihm getan hatte.
Und jetzt? Jetzt hatte sie sogar erleben müssen, wie ihr Sohn öffentlich zum gemeinen Mörder abgestempelt worden war.
Tom Constant hatte von dem Selbstmordversuch seiner Mutter selbst in der Abgeschlossenheit seiner Zelle gehört. Hilflose Verzweiflung hatte ihn damals überfallen. Tom Constant dachte an die letzten Besuche seiner Mutter im Gefängnis.
Mit einem Mal hatte Zuversicht in den Agen der alten Frau aufgeleuchtet. Zuversicht, weil sie einen G-man namens Jerry Cotton kennengelernt hatte.
Jerry Cotton, der unter Einsatz seines Lebens seine Mutter gerettet hatte.
Constant hätte nur zu gern einmal mit diesem Jerry Cotton gesprochen. Nicht, um ihn um Hilfe zu bitten. Seinen Fall hielt er für aussichtslos.
Er wollte ihm nur danken.
***
Brennender Schmerz schoss durch meinen Körper. Ich zog die Hände zur Doppeldeckung an und bekam für ein paar Sekunden Luft.
Carter schlug wahllos. Die Wut raubte ihm jede Überlegung.
Blitzschnell brachte ich einen Haken an. Für einen Augeblick wurde er zurückgeworfen. Taumelnd kam ich auf die Füße.
Ich hörte, wie er etwas sagte. Aber ich verstand es nicht.
Mit einem metallischen Klicken fiel etwas zu Boden. Als ich nachsah, erkannte ich den blaugoldenen Stern des FBI.
Ich sah die Nummer. Es war dieselbe Marke, die in meinem Pass stand, dieselbe, die auf der Waffe eingeprägt war, die ich sonst immer trug.
Und es war die Nummer, unter der ich mich verpflichtet hatte, der Gerechtigkeit zu dienen.
Der Boden drehte sich. Carters massige Gestalt schaukelte vor meinen Augen. Aber ich war noch nicht geschlagen. Mit dem Rücken lehnte ich mich an die schwarze Limousine und schlug zurück.
Viel Kraft saß nicht mehr hinter meinen Schlägen. Dennoch spürte ich, wie sie meinen Gegner zermürbten.
Ich musste jedoch viel einstecken.
Meine Arme fielen herab. Für einen Augenblick war ich ohne Deckung.
Carters Arm mit der Prothese schoss vor. Ich konnte nicht mehr zur Seite springen. Ich war ganz einfach zu schwach. Die Hand sauste heran.
Instinktiv ließ ich
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