0336 - Die Geburt des Schwarzen Tod
und Gebeine verborgen hatte. Es waren Gestalten, die wir auf dem Weg kennengelernt hatten. Eine davon hatte ich getötet.
Ein mit Schlamm bedeckter Kopf fiel nicht weit von uns entfernt wieder zurück. Dabei hatte er sich so gedreht, daß uns weiße, leblose Augen anklagend anstarrten.
Claudine schlug die Hände vor das Gesicht. Sie konnte den Anblick nicht ertragen, denn der Schädel sank, ebenso wie die anderen Knochenteile, nicht tiefer in den kochenden und gierigen Sumpf.
Auf der Oberfläche blieben sie liegen und wurden von den Sumpfwellen von einer Seite zur anderen geschaukelt.
Hier trennte sich die Spreu vom Weizen.
Ob Claudines Hände wieder nach unten gesunken waren, darauf wollte ich nicht achten, denn nun trat das Ereignis ein, auf das ich gewartet hatte.
Der Schwarze Tod wurde geboren.
Es begann mit einem Kreisel, der tief in den Sumpf hineinstach und einen Trichter bildete, der an seinem Ende so spitz wie eine Schultüte zulief und sich rasend um die eigene Achse drehte.
Er drückte genau die Massen in die Tiefe, die dem aus der Tiefe hervorsteigenden Monstrum im Weg standen. Und er sorgte dafür, daß der Sumpf durchlässig wurde und ich hineinschauen konnte.
Dort tat sich etwas.
Ein Schatten bewegte sich da. Er war noch dunkler als der Sumpf, und ich dachte daran, daß auch das riesige Skelett des Schwarzen Todes pechschwarz gewesen war.
Bis auf die Augen.
Sie hatten in einem düster-gefährlichen Rot geleuchtet.
Vielleicht hatte sich in den sonst leeren Augenhöhlen das Licht gefangen, das auch uns schon seit einiger Zeit umgab.
Und er kam.
Intervallweise wurde der Unheimliche in die Höhe gedrückt. Mit jedem Meter, dem er sich der Oberfläche näherte, verstärkte sich auch die Aura des Schreckens, die ihn umgab.
Ich wollte noch über das Ereignis nachdenken, das schaffte ich nicht mehr, denn das Grauen persönlich legte sich über meine Psyche und schaltete mich regelrecht aus.
Ich konnte nur dastehen, staunen – und erleben!
Ja, er kam!
Zuerst schob sich sein Schädel aus dem Sumpf. Ein gewaltiger pechschwarzer Totenkopf, der nach hinten gedrückt war, damit seine Augenhöhlen das Licht aufnehmen konnten.
Allmählich wurden sie ausgefüllt, und sie begannen zu glühen.
In diesem Moment begann die Geburt des Schwarzen Tods…
ENDE des zweiten Teils
[1] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 005 »Alptraum in Atlantis«
[2] Siehe John Sinclair Nr. 360 »Die Rache des Kopflosen«
[3] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 006 »Die Rache der Horror-Reiter«
[4] Siehe John Sinclair Nr. 261 »Vom Teufel besessen«
[5] Siehe John Sinclair Nr. 102 »Das letzte Duell«
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