Burnout - Auftanken Und Heilen
Einleitung
In diesem Buch geht es um einen Zustand, den wir mit Worten schwer beschreiben können. Einen Zustand des Ausgebranntseins, der Schwäche und Fühllosigkeit. Man fühlt sich schwer krank und depressiv. Man hat das Gefühl, nun zu wissen, wie das ist, alt zu sein. Man erkennt seine Sterblichkeit.
In der alten Medizin nannte man diesen Zustand den der „Vererdung“. Das kühle, trockene Element Erde ergreift Besitz von uns. Es löscht die Lebensgeister (die dem jugendlichen Element der Luft entsprechen) und erinnert uns an das Wort: Staub bist du und zu Staub wirst du zurückkehren, nämlich Erde werden. Wir kommen aus der Erde, vermischen uns mit Wasser und Luft und Feuer, die beweglichen Elemente, die uns Leben schenken, und scheiden diese alle im Laufe des Lebens wieder aus und das, was wir vor unserer Geburt waren: Sandkörner in einer Wüste von Sand.
„Ausgebrannt“ sein heißt also, das was uns feucht und warm gemacht hat, zu verlieren. Medizinisch gesprochen sind das unsere Hormone. Sie befeuchten den Körper, machen ihn jung. Wer sich erschöpft, entzieht dem Körper die Kraft, sich zu verjüngen. Er tut das, indem er lichterloh brennt, wie eine Kerze auf beiden Seiten. Ihr Feuer vertreibt den Schlaf (der uns mit dem Element Wasser erfüllt) und die Lebenslust (die Fülle der in uns kreisenden Hormone), und letztendlich verlöscht das Feuer, das unsere Tatkraft und unsere Leidenschaft ausgemacht hat, plötzlich, von einem Tag auf den anderen und hinterlässt eine Wüste, in der wir uns karg und leblos fühlen. Das ist das Burnout-Syndrom, von dem in diesem Buch die Rede sein soll.
Die Frage, die wir uns zur Analyse unserer Schwäche stellen müssen, lautet: Warum brannten wir? Was war unser Ziel? Sind wir durch diesen intensiveren Leistungsschub auch am Ziel angekommen und dadurch vielleicht gar nicht „ausgebrannt“, sondern einfach nur „erschöpft“? Schöner ist ja dieses Wort „Erschöpfung“ für so einen Zustand der Ruhe nach vollbrachter Tat. Es setzt einen Schöpfer heraus, der müde geworden ist und zufrieden auf seine Leistung zurückblickt. So ähnlich steht es ja in der Bibel nicht nur im Alten Testament, sondern auch im Neuen, wo Jesus seinen bevorstehenden Tod mit den Worten „Es ist vollbracht!“ kommentiert. Getrieben war auch er zu einer Lebensleistung, wie schon sein Vater, der Schöpfergott, der seine Existenz in die berufliche (als er die Welt schuf) und den Ruhestand (alles Nachfolgende) einteilte. Dieses Denken in den Kategorien eines „Lebenswerks“ ist den meisten Menschen eigen, so lange sie streben. Wir kennen das von Künstlern, die mitunter Opus-Zahlen anlegen, mit denen sich die Lebensleistung beziffern lässt. Aber auch von Firmengründern, die daran arbeiten, ihren Kindern etwas vererben zu können. „Opus“ und „Erbe“, also Hinterlassenschaften, sind für viele Frauen die Kinder und Kindeskinder. Doch es gibt auch besondere Formen der Lebensleistung, die oft nur über kleinere Zeitabschnitte erbracht werden. Hier ist der Marathonläufer ein gutes Beispiel. Die Griechen hatten bei Marathon die Perser besiegt, ein unglaubliches Ereignis, an das man in der Hauptstadt Athen nicht mehr zu hoffen gewagt hatte. Ein Läufer wurde beauftragt, um den Sieg zu verkünden und damit neue Hoffnung in die Heimat zu bringen. Er erfüllte diesen Auftrag so schnell wie möglich, wagte es nicht, abzusetzen, und rief: „Freut euch, wir haben gesiegt!“ bevor er tot zusammenbrach. Erschöpft auch er, ausgebrannt durch die übergroße Anstrengung innerhalb weniger Stunden.
Diese Geschichte ist zu gut, um wahr zu sein. Eigentlich hat sie sich so zugetragen, dass im Krieg gegen die Perser von Athen der Läufer Pheidippides nach Sparta geschickt wurde, um dort um Truppenunterstützung zu bitten. Er starb kurz nach der Ankunft, und der Geschichtsschreiber Herodot berichtete darüber. Dass später Plutarch und Lukian daraus eine Legende gebildet haben, die zweitausend Jahre später noch Millionen Menschen fasziniert und in der anhaltenden und weltweiten Abhaltung von Marathonläufen resultiert, zeigt, dass sie unser Inneres an einer entscheidenden Stelle berührt. Wir alle werden geboren und leben. Doch das Gefühl, dass sich das Leben lohnt, beziehen wir aus einem Auftrag, den wir erhalten zu haben glauben. Entweder vom Schöpfer oder vom Zufall, oder aus unseren natürlich Anlagen heraus. Ein Vorbild, mitunter aber auch die Verhältnisse
Weitere Kostenlose Bücher