034 - In den Krallen der Nebelhexe
noch
etwas wackelig auf den Beinen, aber das hängt mit dem langen Liegen zusammen.
Ein Spaziergang durch den Garten wird mir guttun. Komm, alter Schwerenöter«,
sagte sie dann und reichte ihrem Bruder den Arm.
Es war später
Nachmittag. Die meisten Patienten hatten Besuch. Die aufstehen durften und
konnten, nutzten die Gelegenheit zu einem Spaziergang im Freien.
»Wenn es dir
einigermaßen gut geht, Miriam«, sagte Larry auf dem Weg durch den gepflegt
angelegten Garten, »wäre es ganz nett, wenn du mir alles der Reihe nach
erzählen würdest.«
»Versteht
sich von selbst, daß ich dir alles sage, was ich weiß… nur wird das verdammt
wenig sein. Mitbekommen hat im Grunde genommen keiner etwas von uns…«
Miriam
erzählte mit knappen Worten den genauen Verlauf. Kurz vor Ende ihrer
Schilderung wurde sie plötzlich auffallend nachdenklich.
»Nachdem Rose
in der Gartenlaube ohnmächtig geworden war, lief ich auf den Weg zurück, wollte
das Messer aus Lorettas Hand entgegennehmen, und es sah auch ganz so aus, als
ob sie bereit sei, es mir zu geben, und…«
An dieser
Stelle stutzte sie plötzlich.
»Sie stand
vor mir, Larry! Aber ich habe eine Stichverletzung im Rücken! Loretta… kann
unmöglich der Täter gewesen sein… wenn sie kopflos und geistesverwirrt
reagierte, hätte ich logischerweise doch von vorn verletzt sein müssen.«
Sie sah ihn
verwirrt an.
»Darüber habe
wir uns auch schon Gedanken gemacht, Freely und ich.«
»Es muß noch
jemand im Garten gewesen sein, Larry. Ich wurde von hinten angegriffen… Auch
Loretta behauptet, daß sie Murphy Cullens nicht niedergestochen hat… Das waren
ihre ersten Worte, als wir ihr begegneten. Wir glaubten ihr nicht, aber nun
sehe ich das mit anderen Augen. Es gibt einen Unbekannten in dem grausamen
Spiel.«
»Wir würden
das lieber glauben als etwas anderes, Miriam.«
»Und warum
könnt ihr es nicht glauben?«
»Die
Tatwaffe. Sie steht einwandfrei fest. Mit dem Messer, das Loretta Queen bei
sich hatte, wurde Murphy Cullers bestialisch ermordet.«
»Von einer
Frau, Larry? Cullers hätte sich zur Wehr setzen oder wenigstens einen
Fluchtversuch unternehmen können. Aber er ließ es einfach geschehen. Nicht mal
einen Schrei haben wir gehört. Dabei sind Rose Margonny und ich ganz nahe an
der Laube gewesen…«
»Das
bestätigt das medizinische Untersuchungsergebnis, Miriam. Der erste Stich war
bereits tödlich. Die Klinge durchbohrte Cullers’ Herz. Er ist gar nicht mehr
zum Schreien gekommen. Und auch deine Stichverletzung, stammt eindeutig von
derselben Waffe her…«
»Aber, das
ist unmöglich! Wie kann Loretta vor mir stehen und mir in den Rücken stechen?«
»Vielleicht
weißt du den Ablauf des Ereignisses nicht mehr so genau.«
»Und wie
könnte es deiner Meinung nach gewesen sein?«
»Du wolltest
das Messer entgegennehmen, da mußtest du feststellen, daß Loretta Queen sich
auch auf dich stürzte. Da hast du ganz mechanisch gehandelt. Du hast dich
herumgeworfen, um zu fliehen. Loretta Queen konnte noch zustechen…«
»Nein, Larry,
nein, so war’s nicht!«
Sie beharrte
auf ihrem Standpunkt mit einer Selbstsicherheit, die ihn nachdenklich machte.
»Ich kann
mich an alles erinnern, außer an den Moment meiner Bewußtlosigkeit und das, was
danach kam«, fuhr sie überlegend fort. »Wer hat mich gefunden? Wer die Polizei
verständigt?«
»Mehrere
Party-Gäste gleichzeitig, die die gleiche Idee wie Rose Margonny und du hatten.
Sie machten einen Spaziergang durch den nächtlichen Park, um frische Luft zu
schnappen…«
»Wie hat
Loretta Queen sich verhalten? Gibt es darüber Aussagen?«
»Ja. Sie
stand vor dir wie eine Puppe und hielt noch das Messer in der Hand.«
»Hat sie
etwas gesagt?«
»Die gleichen
Worte, die du auch von ihr vernommen hattest.«
»Sie
behauptete, es nicht getan zu haben?« Larry Brent nickte.
»Da stimmt
etwas nicht, Larry. Da ist etwas faul. Ich bleibe dabei: außer Loretta Queen
gab es noch jemand… Ich lasse mich nicht davon abbringen.« Da glaubte er ihr.
●
Er war am
frühen Abend in die Praxis bestellt. Es wurde gerade dämmrig, als Joe Akers mit
seinem Wagen vorfuhr.
Praxis und
Wohnung seines Analytikers lagen im selben Haus. Im Parterre befanden sich die
Behandlungsräume, in der ersten Etage lagen die privaten Zimmer.
Vor dem Haus
standen keine weiteren Fahrzeuge.
Um diese Zeit
empfing Dr. Pronx keine Patienten und Ratsuchenden mehr. Bei Akers jedoch
machte er eine Ausnahme. Der seltsame
Weitere Kostenlose Bücher