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0340 - Sinfonie des Schreckens

0340 - Sinfonie des Schreckens

Titel: 0340 - Sinfonie des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Allgemeinbildung unter Beweis zu stellen und las mittlerweile in vier verschiedenen Sprachen, bloß traute er sich an die niveauvolleren Blätter nicht heran, sondern konzentrierte sich auf die in wesentlich schlichterem, leichter übersetzbaren stilgetexteten Revolverblätter. Drei davon hatte er zusammengerollt in der Hand, als er eintrat und bei Nicoles Anblick bewundernd durch die Zähne pfiff. Nicole trug zum Platzen enge Jeans, Stiefel, und ein rotes, verwegen über dem Nabel verknotetes Hemd. Sie hatte sich an einem der Tische niedergelassen, trank ein Glas Rotwein und unterhielt sich mit einem der jungen Burschen, die für Zamorra in Sachen Zeitung auftragsmäßig tätig waren.
    Der blonde Pascal hatte einige ausgeschnittene Zeitungsmeldungen vor Nicole gelegt und einen sorgfältig übersetzten Text.
    Unaufgefordert setzte sich Jean-Claude.
    Der Wirt schlurfte heran. »Was darf’s sein?«
    Jean-Claude deutete mutig auf Nicoles Glas. »So was«, verlangte er.
    »Eh, es ist Mittag und du bist noch im Dienst, Mann!« erinnerte ihn der Wirt. »Nimm lieber einen Kaffee, damit du endlich wach wirst.«
    »Den brauche ich bei Feierabend«, versicherte Jean-Claude glaubhaft. »Hallo, Mademoiselle Duval! Ich habe da wieder was für den Professor.«
    Pascal grinste.
    »Wieder deine Regenbogenpresse? Wahrsagerin heiratet Nachtgespenst? Kopfloser erhängte sich an der alten Eiche? Werwolf von Briefträger zu Tode gebissen…«
    Jean-Claude seufzte. »Du verstehst das nicht, Pascal«, sagte er. »Gerade diese Zeitungen gehen an die Basis. Das ist echte Volksliteratur, Mann. Einfach und unkompliziert. So was versteht jeder. Nicht so einen hochgestochenen superwissenschaftlichen Kram, wo du dreißig Wörterbücher brauchst, um einen Satz zu verstehen.«
    »Ja, wenn man nur eien Grundwortschatz von fünfhundert Wörtern hat«, spöttelte Pascal.
    »Wollt ihr streiten oder was?« warf Nicole ein. »Jean-Claude, Post war keine dabei? Oder muß ich gleich noch bei Ihnen aufkreuzen?«
    »Nichts dabei, Mademoiselle.« Da Château Montagne zwar im Loire-Tal, aber bereits hoch am Hang lag, der Weg entsprechend weit und steil und Zamorra und Nicole zudem häufig genug auf Reisen waren, hatte es sich so eingespielt, daß die Post im Dorf abgeholt wurde.
    Jean-Claude entrollte die Zeitungen. »Hier, Mademoiselle. Das müßte den Professor bestimmt interessieren.«
    Die Zeitungen kamen aus Amerika und waren schon drei Tage alt. War Franco Samara scheintot? - Rätselhafter Zusammenbruch des berühmten Dirigenten! - Samara-Konzert findet statt! - Franco Samara irrtümlich für tot erklärt! - Schock im Obduktionsraum! Wie gut sind Amerikas Ärzte? So und ähnlich sprangen die Schlagzeilen Nicole entgegen. Einen kurzen Einspalter hatte auch Pascal ihr über das Thema vorgelegt, aber mehr Text war diese Geschichte der seriöseren Zeitung, die Pascal durchgestöbert hatte, nicht wert gewesen.
    Dennoch war sie bereits dadurch aufmerksam geworden.
    Das Scheintod-Phänomen war nicht gerade selten. Berühmte Dirigenten gab es auch mehr als einen. Und wenn eine seriöse Zeitung, die mit Klatschgeschichten eigentlich nichts am Hut hatte, sich dieses Falles immerhin in einem einspaltigen Artikel annahm, schien vielleicht doch etwas dran zu sein.
    »Danke, Jean-Claude. Ich leg’s ihm vor«, versprach sie. Jean-Claude erglühte förmlich, war es doch nicht das erste Mal, daß vielleicht ein gefürchteter, grausliger Dämon gerade durch seine, Jean-Claudes, Aufmerksamkeit erlegt werden konnte. Die Sache mit der Bestie im Death Valley, die Jean-Claudes Aufmerksamkeit zu verdanken war, lag noch gar nicht solange zurück.
    Jean-Claude warf noch einen sehnsuchtsvollen Blick auf Nicoles halboffene Bluse und entfernte sich dann seufzend wieder. Nicole nahm den letzten Schluck aus ihrem Glas, legte eine Münze auf den Tisch und erhob sich.
    »Danke, Pascal«, sagte sie. »Kennen Sie übrigens jemanden, der das Schlachtschiff da draußen kaufen will?«
    »Den Caddy?« staunte Pascal. »Was ist damit? Mögen Sie ihn nicht mehr?«
    »Manchmal braucht der Mensch etwas Abwechslung«, sagte Nicole. »Ich glaube, ich fahre den Wagen jetzt lange genug. Und sinnlos herumstehen soll er auch nicht. Also steht er zum Verkauf.«
    »Ich hör’ mich mal um«, verspach Pascal.
    Nicole ging nach draußen und kletterte in den offenen Wagen. Der heckflossenbewehrte weiße Cadillac aus den Endfünfziger Jahren sprang mühelos an. Nicole entschwebte mit dem riesigen Wagen in

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