0343 - Planet der tausend Freuden
hervorquellenden Augen trat ins Freie. Gleich darauf erkannte Tschubai, daß das, was er zunächst für einen Buckel gehalten hatte, eine Art Sammelsack für verschiedene Organe war. Der Snebor besaß zwei dürre Beine, vier Ärmchen und einen verkümmerten Schwanzansatz.
„Sie müssen über den Südhang gekommen sein", sagte er mit einer Stimme, die in keinem Verhältnis zu seinem kümmerlichen Körper stand. „Nur der Südhang ist während der Dunkelheit passierbar, und Sie müssen im Verlauf der Nacht aufgebrochen sein, sonst wären Sie jetzt noch nicht hier."
Tschubai begriff, daß er einen Fehler begangen hatte. Das kleine Wesen vor ihm war scharfsinnig und angriffslustig.
Tschubai wandte sich um und blickte über das Tal.
„Ich hatte gehofft, daß es von hier oben schöner aussehen würde" seufzte er. „Aber jetzt frage ich mich, warum ich mir die Anstrengung des Aufstiegs nicht erspart habe."
Der Snebor scharrte im Sand.
„Der Anblick ist unvergleichlich", sagte er. „Wenn Sie dieses Land nicht bewundern, besitzen Sie keinen Sinn für Schönheit. Wie lange sind Sie schon auf Geegival?"
„Fünf Tage", antwortete Tschubai. „Meine Freunde und ich wollen nicht länger in diesem Tal bleiben.
Die Unterkunft ist schlecht und das Essen bekommt uns nicht."
Der Snebor musterte ihn verächtlich.
„Sie sind Techniker auf einem Speisungsplaneten, nicht wahr?"
„Was hat das damit zu tun?" fragte Tschubai verblüfft.
„Das will ich Ihnen erklären", sagte der Snebor boshaft. „Sie werden verwöhnt und gelobt. Niemand wagt, Ihnen zu widersprechen. Sie halten sich für kleine Könige. Dabei sind Sie nur winzige Räder in einem gewaltigen Getriebe."
Tschubai wußte, daß er sich auf Glatteis begab, wenn er sich in ein Gespräch mit diesem seltsamen Wesen einließ. Der Snebor wußte gut über die einzelnen Kasten Bescheid. Er konnte Tschubai helfen, er konnte ihm aber auch gefährlich werden.
„Warum beschimpfen Sie mich?" fragte Tschubai beleidigt. „Was ist mit den Stützpunktingenieuren?
Warum steht für sie ein besonderer Kontinent zur Verfügung? Zwei meiner Freunde sind in die Stadt unterwegs, um zu erreichen, daß man uns die gleichen Vorteile einräumt."
Der Snebor brach in brüllendes Gelächter aus. Er bückte sich und griff nach Steinen, die er ins Tal hinabschleuderte. Fassungslos sah Tschubai dem Tobenden zu.
Schließlich beruhigte sich die häßliche Kreatur.
„Sie wagen es, sich mit Stützpunktingenieuren zu vergleichen?" schrie der Zwerg atemlos. „Dahin hat Sie also Ihre Verblendung geführt. Nun gut, Sie werden sehen, was dabei herauskommt. Hoffentlich haben Sie Glück und werden an das Ziel Ihrer Wünsche gebracht. Dann werden Sie ja sehen."
„Was heißt das?" fragte Tschubai verwirrt. „Was wissen Sie über die Stützpunktingenieure und über ihren Ferienkontinent?"
„Ich bin ein Snebor", fauchte der Berghüttenbewohner. „Ich bin hier, um ein paar ruhige Tage in dieser herrlichen Einsamkeit zu verleben. Ich kümmere mich nicht um andere. Die Geschichte lehrt mich vieles. Ich brauche keinen Umgang mit Angehörigen anderer Völker."
Tschubai wußte, daß er eine Quelle wichtiger Informationen entdeckt hatte. Er bedauerte, daß er Marshall nicht mit heraufgebracht hatte. Der Telepath hätte vielleicht etwas von dem Snebor erfahren können.
Wollen Sie mir ein paar Fragen beantworten?" fragte Tschubai.
„Fragen! Fragen!" Der Snebor schüttelte sich angewidert. „Die Geschichte beantwortet alle Fragen.
Sie wird nicht von Technikern sprechen, die auf Speisungsplaneten leben. Aber sie wird von den Stützpunktingenieuren sprechen, nur von ihnen, davon bin ich überzeugt."
Mit diesen Worten stürmte das Wesen in seine Hütte und schlug die für hinter sich zu. Tschubai begriff, daß der Snebor keinen Wert darauf legte, sich noch länger mit ihm zu unterhalten. Orlat can Sur hatte ihm ein ähnliches Verhalten des Geschichtsschreibers prophezeit.
Der Teleporter stieg den Pfad hinab, bis er sich hinter einigen Felsen verstecken konnte. Dann entmaterialisierte er. Unten im Tal suchte er sofort John Marshall auf und berichtete ihm von dieser seltsamen Begegnung.
„Es wird wenig Sinn haben, wenn wir den Snebor noch einmal zusammen besuchen", meinte der Telepath „Ich entnehme Ihren Worten, daß er uns nicht mehr anhören wird."
Ras Tschubai ließ sich seufzend in einen Sessel sinken.
„Wir können nur hoffen, daß der Chef und Danton in der Stadt Glück haben", sagte
Weitere Kostenlose Bücher