0345 - Die Falle auf dem Rummelplatz
Morgen!«, sagte ich fröhlich, aber er schniefte nur.
»Hör mal, Pete, was weißt du über den Aristo Club?«
»Was krieg ich dafür?«
»Eine gute Story, wenn’s soweit ist, erst brauch ich mal das Mitgliedsverzeichnis.«
»Habt ihr so was nicht selber, in der Presseabteilung oder so?«
»Erstens schlafen die Public-Relations-Leute längst, und zweitens brauch ich nicht die frisierte Liste, sondern eine vollständige Ausgabe.«
»Du willst doch nicht etwa dort hin?«, fragte er, plötzlich wach und in einem Ton, als wollte ich mit dem Fahrrad zur Venus fahren, und so ähnlich war es ja auch.
»Ja, siehst du, Pete«, sagte ich todernst. »Ich möchte so schrecklich gern einen Gin im Aristo Club trinken.«
»Wenn du dafür 15 Dollar hinblättern kannst und riskieren willst, aus dem 20. Stock ohne Fallschirm auf die Straße zu sausen, dann komm mal vorbei.«
Ich hängte ein, prüfte kurz den spärlichen Inhalt meines Brieftasche und fuhr los. Um diese Zeit fand ich sogar einen Parkplatz beim New Herald.
Pete saß trübsinnig vor dem Fernschreiber und sah mir mit müden Augen entgegen. Aber das änderte sich schlagartig. Er brüllte los, er bog sich vor Lachen, dass es nur so durch die ausgestorbenen Redaktionsräume hallte.
»So möchtest du in den Aristo Club ? Dass ich nicht lache! In einem 3-Dollar-Anzug und mit einer 20-Cent-Krawatte!«
Ich setzte mich erst mal hin.
»Ist es wirklich so schlimm?«
»Na ja«, Pete musterte mich von oben bis unten. »Ich fürchte einfach, dass man dir dort den G-man an der Nase ansieht, oder man sieht dir an, dass du keine Moneten hast, und eins ist so schlimm wie das andere. Wieso musst du denn plötzlich ins Aristo ? Da steckt doch mehr dahinter? Doch nicht etwa der mächtige Mister Michael T. Foltridge? Los, pack aus, warum gehst du nicht offiziell hin? Sag schon, vielleicht kann ich dir helfen.«
»Du kannst, gib mir mal das Verzeichnis.«
»Ich krieg die Story, pünktlich und exklusiv!« Er stand auf und wühlte in dem Papierwust auf seinem Schreibtisch, »Na…, wo hab ich’s denn, wir haben doch letzte Woche den Bericht gemacht, da hatte ich noch alles so schön beisammen.« Er wirbelte einen Stoß rosarotes Durchschlagpapier auf und stieß einen Siegesschrei aus. »Ha! Da ist es! Siehst du«, er setzte sich wieder zu mir und zeigte mir eine Mappe, in der ein paar Zeitungsausschnitte lagen, verschiedene Briefe, eine kleine, quadratische silberne Karte, auf der mit schwarzem Stahlstich gedruckt stand: Mr. Jake Geralds, Mitglied des Aristo Clubs etc., etc. und dann eine Menge eindrucksvoller Stempel und einer über der ganzen Karte in Zinnoberrot: UNGÜLTIG! MUSTER!
Dann kam ein dünnes, quadratisches Heft, mit silbernem Einband und der poetischen Aufschrift: Aristo. Ich schlug das Heft auf. An erster Stelle stand der alte Foltridge. Dann kamen seine Familienangehörigen, das heißt, seine vier Töchter, und dann ging’s nach dem Alphabet quer durch die Dollar-Dynastien New Yorks. Ich las die ganze Liste durch, es waren keine Freunde von mir dabei, und das war ja auch zu erwarten gewesen. Die einzigen Leute, die ich persönlich kannte, hatte ich sozusagen geschäftlich kennen gelernt, das heißt aufgrund ihrer Geschäfte und meines Berufs. Diese Art von Bekanntschaften ist naturgemäß etwas kühl.
»Kreuz mal alle an, die du gut kennst, die mich nicht kennen«, sagte ich zu Pete und hielt ihm die Liste hin.
»Du denkst, ich bin der Bürgermeister höchstpersönlich, was?«
Pete schüttelte den Kopf und machte ein Türchen mit der Aufschrift »Eilumlauf«, auf, an dem eben ein Birnchen aufgeflammt war.
Er zog ein Tablett mit einer dampfenden Kaffeekanne und einer halb vollen Cognacflasche vom Aufzug und machte die Tür wieder zu.
»Ich bin nur ein schlichter Zeitungsmann«, beteuerte er und teilte den Kaffee, »die einzige Person, die ich kenne, ist Lucielle.«
»Die jüngste Tochter, wenn ich recht unterrichtet bin«, sagte ich und erinnerte mich an die Nachrichten und den Klatsch, die ich über die vier Foltridge-Töchter gehört hatte.
»Die Jüngste ist es, sie ist recht nett, ich hab sie damals in einer Bar aufgegabelt, ziemlich blau, bei dem Bentson-Mord in Beverly Hills. Sie hatte nichts damit zu tun. Sie ist netter als die anderen drei, sie hat ganz vernünftige Anschauungen, und den Alten mag sie auch nicht.«
»Was sie aber nicht daran hindert, von seinem Geld zu leben, und das nicht schlecht.«
»Was erwartest du? Ich find’s ganz
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