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035 - Wettlauf gegen die Zeit

035 - Wettlauf gegen die Zeit

Titel: 035 - Wettlauf gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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von über tausend Knoten. Dave hatte nie vorgehabt, die gesamte Power des Geräts auszureizen in 36.000 Fuß müsste es eine Geschwindigkeit von über Mach 5 erreichen, also um die dreitausend Knoten, aber mit dreifacher Schallgeschwindigkeit wäre er schon gern geflogen. Viel länger als zweieinhalb Stunden hätte er auf diese Weise nicht gebraucht bis an die amerikanische Ostküste. Von diesem Gedanken müsste er sich jetzt verabschieden.
    Ich kann froh sein, wenn der Vogel nicht schlapp macht… Der Gedanke trieb ihm kalten Schweiß auf die Stirn…
    Eine Stunde später 13:06 Uhr zeigte das Head-up-Display an flog der Jet mit 1060 Koten nicht ganz 2000 km/h durch die Topopause. Ob zweieinhalb oder viereinhalb Stunden, dachte Dave, Hauptsache ich komme heil an… Er glaubte inzwischen, dass die verzögerte Beschleunigung mit dem alten Sprit zusammenhing. Wahrscheinlich hatte das Kerosin aus grobe Schmutzpartikel enthalten.
    Fünfhundert Jahre in den Tanks von Flugzeugwracks waren dem Treibstoff gewiss nicht zuträglich gewesen.
    Dave stellte die Uhr um fünf Stunden zurück
    8:07 Uhr war es nun auf der Digitalanzeige des Displays. Auch seine Armbanduhr stellte er auf US-Ostküstenzeit ein.
    Seine Augen wurden müde. LED Leuchten, Balken, Zeiger und Knöpfe auf der Konsole zwischen seinen Beinen verschwammen. Die Erschöpfung der vergangenen zwei Tage kroch ihm in die Knochen. Warm und schwer lauerte der Schlaf vor den Pforten seines Bewusstseins.
    »Du bleibst wach, Professor, alles klar…?« Dave versuchte es mit Atemübungen, streckte sich, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte in den rötlichen Dunst über der Cockpit-Kuppel… aber man kann sich nicht pausenlos bewegen; schon gar nicht wenn man im Cockpit eines Stratosphären Jets eingezwängt ist. Und kaum saß Dave wieder still und atmete normal, schwappte der Schlaf in sein Hirn und seine Augen fielen ihm zu.
    Er drehte die Heizung herunter, versuchte in Gedanken sechs Scheiben des »Turms von Hanoi« zu versetzen, ohne zwei Scheiben auf einmal zu bewegen und ohne eine größere über eine kleinere Scheibe zu schichten. Doch was er während seiner Gefangenschaft bei den Menen locker geschafft hatte, verursachte ihm jetzt Knoten im Kopf und er scheiterte bereits bei der dritten Scheibe.
    Instrumentenkontrolle, Atemübungen, der Blick auf den Radarschirm und wieder Atemübungen. 9:23 Uhr zeigte das Head-up- Display. Die Minuten wälzten sich dahin wie eiskalte Quecksilbertropfen.
    Dave begann zu frieren. Der schwere heiße Teer in seinem Hirn zog sich zurück. Er versuchte die Wurzel aus 249 im Kopf bis auf fünf Kommastellen auszurechnen. Er schaffte es bis auf vier. Er war jetzt zwar einigermaßen wach, aber es wurde eiskalt im Cockpit. Also hoch mit der Heizung, nur ein paar Grad wenigstens. 9:57 Uhr…
    Aus irgendeinem Grund viel ihm der Kredit von 15.000 Dollar ein, den er im Juni 2011 für einen neuen Wagen aufgenommen hatte einen Geländewagen von General Motors. Er rechnete aus, wie hoch seine Bankschulden heute, fünfhundertvier Jahre und sechs Monate später, theoretisch sein müssten, und kam auf eine Summe von weit über eine Million Dollar.
    »Eine Million Dollar ich bin bankrott…« Er lachte laut. 10:34 Uhr…
    Es wurde wärmer im Cockpit, Dave sah den Höhenmesser 34.000 Fuß und den Geschwindigkeitsmesser 1063 Knoten doppelt. Das warme weiche Gefühl breitete sich in seinem Hirn aus. Er drehte sich um zerklüftete Wolkenformationen verdeckten den wabernden Glutball der Sonne halb. Er blickte nach vorn aus dem schwarzen Wolkenmeer unter ihm ragten pilzartige Gebilde, Türme und Hörner herauf, teilweise bis knapp unter seine Flugebene. Sie erinnerten Dave an den schwarzen Doppelturm des Kölner Doms und einige auch an Ruinenformationen, wie er sie in Berlin gesehen hatte. Und plötzlich begannen sie sich zu bewegen, tanzten auf und ab, rissen Mäuler und Augen auf, wurden zu gigantischen Walen, Elefanten, Drachen und Eulen. Und dann verschluckte der Schlaf Daves Bewusstsein…
    Als er die Augen wieder aufriss und aufs Head-up-Display blickte, war es 11:27 Uhr. Ein Adrenalinstoß trieb seinen Herzschlag in den roten Bereich. »Shit…!« Hektik überfiel ihn, seine Finger flogen über Instrumente und Kontrollanzeigen. Höhe und Geschwindigkeit war konstant geblieben, auch sonst nichts Auffälliges. Dave seufzte laut und fiel zurück in die Sitzschale. »Gott im Himmel sei Dank…«
    Er holte den Radar auf das Display nichts zu

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