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035 - Wettlauf gegen die Zeit

035 - Wettlauf gegen die Zeit

Titel: 035 - Wettlauf gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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kalt am Potomac, kälter als am Rhein. Den Sack mit dem Proviant und das Deckenbündel warf er sich über die Schultern. Dann kletterte er aus dem Jet.
    Bis zu den Knien versank er im Schnee. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, um die Kuppel zu schließen. Dann stapfte er am Heck des Jets vorbei in Richtung Stadtmauer…
    ***
    Er hatte noch keine hundert Meter zurückgelegt, als sich plötzlich vier Männer aus dem Schatten der Mauer lösten. Zwei kletterten das Steilufer hinunter und sprangen aufs Eis. Die Schöße, ihrer schwarzen Ledermäntel flatterten. Als wäre jemand hinter ihnen her, pflügten sie durch den Schnee. Es war aber niemand hinter ihnen her. Dave blieb stehen. Misstrauen beschlich ihn. Aus schmalen Augen spähte er den beiden Männern entgegen. Sie wollten ihm nicht gefallen.
    »Kommen Sie, kommen Sie!« Einer der beiden winkte hastig. »Beeilung, Mann! Bewegen Sie sich!« Sein Amerikanisch klang einigermaßen vertraut.
    Einer der Männer sprang an ihm vorbei, der andere packte ihn am Arm. »Kommen Sie schon! Sie sind in Gefahr!«
    Mehr reflexartig hetzte Dave hinter ihm her. Wer flieht nicht, wenn jemand lautstark und mit der nötigen Angst in der Miene Gefahr beschwört?
    Im Laufen blickte Dave sich kurz um. Der zweite Mann hatte die Cockpit-Kuppel geöffnet und legte etwas hinein.
    Sie erreichten das Ufer. Die beiden zurückgebliebenen Männer junge schwarze Burschen in Lederjacken streckten die Hände nach ihm aus und zogen ihn die steile Böschung hinauf. »Zur Mauer«, sagte einer und rannte auch schon los.
    Dave fühlte sich nicht wohl bei all dem, weiß Gott nicht, aber er hatte keinen Plan. Und die Männer fühlten sich bedroht Dave hörte es ihren heiseren Stimmen an, sah es an ihrer Haltung, ihren Mienen. Also folgte er ihnen.
    Die Mauer war nur zehn, zwanzig Schritte entfernt. Einer der Schwarzen warf einen Widerhaken an einem Seil auf die Krone, zog es straff und kletterte hinauf. »Hinterher!« Jemand verpasste Dave einen Stoß in den Rücken. Er packte das Seil und kletterte hoch.
    Auf der Mauerkrone, während die anderen drei sich am Seil hoch hangelten, sah Dave zurück auf die F-17. Dunkle Gestalten liefen dreihundert Meter flussabwärts über den vereisten Fluss. Dort unten sah die Mauer breiter aus als hier. Türme überragten sie. Ein Tor, dachte Dave. Die Gestalten auf dem Eis steuerten den Jet an. Scheiße…
    Der letzte Mann zog sich auf die Mauerkrone und drängte sich zwischen den Spitzhölzern hindurch. »Runter mit Ihnen!« Er warf das Seil auf die andere Seite. Der erste Mann kletterte auf eine Art breiten Grenzstreifen hinab. Dahinter, etwa fünfzig Meter entfernt, sah Dave Dächer, niedrige Türme, kahle Bäume alles winterlich weiß. »Jesus«, murmelte er, »eine mittelalterliche Stadt im Winter…«
    »Quatsch nicht! Runter mit dir!« Einer der Schwarzen packte ihn und deutete auf das Seil. Dave kletterte hinunter.
    Einer nach dem anderen folgte. Die Burschen sahen ganz und gar nicht mittelalterlich aus.
    Eine Detonation ließ den Boden vibrieren. Dave hielt den Atem an und blickte zurück.
    Menschen schrien irgendwo dort draußen auf dem Fluss, dumpfe Schläge prasselten jenseits der Mauer aufs Eis. Trümmerstücke, schoss es Dave durch den Kopf. Ein Rauchpilz erschien in Daves Blickfeld; er quoll in den Winterhimmel hinauf.
    »Mein Jet!«, brüllte Dave. »Seid ihr übergeschnappt?! Seid ihr vollkomm ?!« Ein Faustschlag riss ihm das Wort aus dem Mund. Rücklings prallte er in den Schnee.
    Einer der Schwarzen beugte sich über ihn. Etwas Kaltes, Hartes drückte sich in Daves Stirn. Es sah aus wie ein Revolver. »Wir durften nicht zulassen, dass er dem Weltrat in die Hände fällt«, zischte der Kerl. »Du tust, was wir sagen. Wenn du weiter so einen Lärm veranstaltest, bist ein toter Mann…!«
    ***
    »David McKenzie…«
    Der Mann sprach den Namen gedehnt und langsam aus, als würde er jede einzelne Silbe auf der Zunge prüfen. »Professor Doktor David McKenzie…« Die körperliche Präsenz des Mannes war so groß, dass sie den grell erleuchteten Raum auszufüllen schien.
    Dave vergaß die vier anderen Burschen. Sie lehnten an den kahlen Betonwänden und belauerten ihn.
    »Hören Sie zu, Mac…«, sagte der Mann. Breitbeinig stellte er sich vor dem Stuhl auf, an den sie Dave gefesselt hatten. Er musterte ihn mit fast steinerner Miene. »… ich glaub Ihnen kein Wort.«
    Der Mann war groß und gebaut wie ein Schwerathlet. Pralle Muskelpakete strafften den

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