0352 - Die Bestie von Neapel
Gryf automatisch zur Feindin geworden, die es zu bekämpfen galt. Vielleicht hatte Leonardo deMontagne ihm sogar den entsprechenden Auftrag erteilt…
Zamorra verschob mit leichtem Fingerdruck drei der seltsam geformten Hieroglyphen auf dem umlaufenden Silberband des Amuletts. Damit aktivierte er eine bestimmte magische Funktion. Er begann einen Zauberspruch zu rezitieren und berührte dabei gleichzeitig mit dem Amulett die Stelle an der Tür, wo die Negativzeichnung des Dämonensiegels zu sehen war.
Ein bösartiges Fauchen ertönte. Das Amulett wurde wie mit einem Hammerschlag zurückgetrieben und hätte dem Professor fast die Hand verstaucht. Funken sprühten aus der Silberscheibe.
»Aha«, stellte der Meister des Übersinnlichen fest. »Er hat das Siegel auch noch mit einem Selbstschutz versehen… bloß nützen wird es im Endeffekt nichts.«
Er wiederholte den Vorgang. Diesmal klang das Fauchen, das aus der Tür kam, schon entschieden bösartiger und drohender. Statt dessen war der Schlag, der das Amulett von der Tür zurück stieß, schon nicht mehr ganz so stark.
Im nächsten Moment bildete sich ein riesiges Maul mit meterlangen Zähnen, das nach Zamorra schnappte. Statt dessen verstärkte er seine Magie. Das Maul verfehlte ihn immer wieder knapp. Hörbar schlugen die Zähne aufeinander. Aber Zamorra wußte, daß es nur eine Illusion war.
Wieder preßte er das Amulett auf das Türsiegel. Diesmal gab es keinen Schlag. Statt dessen schien Feuer seinen Arm verzehren zu wollen, und dieses Feuer kroch über seinen ganzen Körper und ließ ihn aufschreien.
Aber dann explodierte drinnen in der Hütte etwas, und im nächsten Moment war der Spuk vorbei.
»Das war’s«, sagte Zamorra. Er drückte das Amulett Nicole in die Hand und rieb sich den schmerzenden Arm.
Fenrir hatte sich verkrochen. Als Telepath hatte er die aufflammenden Kräfte deutlich gespürt und sich vorsichtshalber zurückgezogen, um nicht mit angegriffen zu werden.
»Man kann jetzt eintreten?« fragte Teri.
»Man kann. Die anderen Bannsiegel sind zwar noch vorhanden, aber wenn du ein Glied einer Kette zerstörst, zerstörst du damit die Kette auch ganz. Wir sollten uns nur hüten, den anderen Siegeln zu nahe zu kommen. Sie dürften in hellem Aufruhr glühen, und wenn sie auch nur 10 annähernd so stark sind wie dieses es war, kann es zu Verletzungen kommen«
Nicole stieß die Tür nach innen auf.
Im Innern der Hütte war es halbwegs hell. Zamorra und Nicole sahen Gryfs Behausung zum ersten Mal. Sie war einfach eingerichtet; ein großer Raum, spärlich möbliert, und eine Kochnische, irgendwo im Hintergrund eine Toilette. Das war alles.
»Mehr haben wir nie gebraucht«, erklärte Teri, die jetzt ebenfalls eintrat und Zamorra und Nicole gefolgt war. Fenrir blieb vorsichtshalber draußen. »Hier links ist das Lager, dort Tisch, Stühle und Schrank… da drüben der Kühlschrank.«
»Wie kommt der Strom?« wollte Nicole wissen.
Teri lächelte. »Magie, nehme ich an. Eine Dauermagie, ebenso wie bei dem Ding da.« Sie deutete auf das Telefon.
Zamorra hob die Brauen. »Das also ist der Anschluß, den es nicht gibt«, sagte er. In der Tat war Gryfs Telefon bei keinem einzigen Postamt der Welt angemeldet. Dennoch klappte jede Verbindung. Er konnte sich in die Amtsleitungen schalten, und er konnte auch mit einer magischen Geheimnummer angerufen werden. Wie das Ganze funktionierte und warum diese Schaltung niemals entdeckt worden war, blieb Gryfs Geheimnis.
Zamorra sah sich in der Hütte um. Kerzen als Beleuchtungskörper, ein kleiner offener Kamin zum Heizen, ein paar Felle auf dem Fußboden und auf der breiten Lagerstätte, die als Sofa ebenso diente wie als Bett…
»Nichts berühren«, warnte er. »Ich muß erst wissen, was hier Sache ist.«
Teri versuchte, den Raum mit ihren Druiden-Kräften zu sondieren.
Aber sie spürte nichts. Sie hatte auch keine Gefahr gespürt, als sie vor Wochen ahnungslos hier eintrat und dann ihre Wandlung erfuhr… sie hatte alles als normal hingenommen, war dem unheimlichen Zwang unterlegen.
Ein böser Verdacht keimte in ihr auf. »Zamorra, was passiert, wenn wir jetzt alle drei diesem Einfluß erneut unterliegen… ?«
Zamorra klopfte auf sein Amulett. »Das wüßte ich aber«, sagte er. »Es hätte schon längst sein Schutzfeld zumindest um mich herum aufgebaut. Ich werde mich mal sehr sorgfältig hier umsehen…«
Er ließ die Tür ins Schloß gleiten. Dort, wo sich auf der Innenseite das schwarzmagische
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