0352 - Die Bestie von Neapel
wahrgenommen. Nur weil ich sie zufällig mit der Hand berührte… es ist schon eigenartig.«
»Das Fell muß Gryf und mich umgepolt haben«, sagte Teri. »Ziemlich perfide, diese Angelegenheit. Die Schlafgelegenheit so zu bearbeiten… mich wundert nur, wie das geschehen konnte. Die Dämonenbanner, die Gryf damals angebracht hatte, waren unversehrt, als ich kam. Und doch muß jemand irgendwie eingedrungen sein.«
»Leonardo kann seinen Schatten aussenden«, warf Nicole in einem Anflug von Hellsichtigkeit ein. »Könnte es nicht sein, daß die Abwehrmagie auf diesen Schatten nicht anspricht, weil er einfach nur zweidimensional und sozusagen gar nicht existent ist? Er ist nichts Körperliches, also wirkt die Magie nicht so gut auf ihn… Also konnte er eindringen…«
»So könnte es gewesen sein«, sagte Zamorra.
»Aber die Abschirmung um Château Montagne hat der Schatten doch auch nie durchdringen können, oder er wäre doch längst drin gewesen«, gab Teri zu bedenken.
»Du vergißt, daß Château Montagne weitaus stärker und komplizierter abgesichert war als diese Hütte. Ich habe es nämlich nicht bei lediglich sieben Siegeln bewenden lassen. Das Château war so abgeschirmt, daß die ganze Hölle sich die vereinigten Schädel daran eingerannt hätte. Hier war es ein Kinderspiel.«
»Woher willst du das wissen?«
»Ich kenne Gryf und seine mangelnde Gründlichkeit«, sagte Zamorra.
»Außerdem hat er mir irgendwann einmal erzählt, mit welchen Mitteln er seine Hütte abschirmte. Nun, jetzt hat er die Mittel leider gewechselt…«
»Ihr seid also durch dieses verflixte Fell manipuliert worden«, sagte Nicole. »Ob mit seiner Vernichtung die Manipulation rückgängig gemacht wird? Dann müßte Gryf, ganz gleich wo er sich jetzt aufhält, wieder normal werden…«
»Daran zweifele ich«, sagte Teri leise. »So leicht wird es uns die Hölle nicht machen. Und dieser Zauber, der hier wirkte, war ja kein normaler 16 Zauber. Denn sonst hätten wir die Magie ja rechtzeitig spüren können. Weiß der Himmel, wie er das angestellt hat.«
»Wir werden ihn bei Gelegenheit fragen«, sagte Zamorra. »Spätestens dann, wenn ich ihn für immer in den Abyssos schicke. Vielleicht wird er es uns dann gestehen.«
Wir sollten überprüfen, ob es nicht noch mehrere solcher kleiner Gemeinheiten in der Hütte gibt, ließ sich Fenrir vernehmen. Sonst nützt unsere Aufräumaktion hier nämlich überhaupt nichts.
»Da hat der Riesenköter natürlich recht«, sagte Nicole. »Ich glaube, ich bin die einzige unter uns, die diese Magie spüren kann. Also werde ich mal in aller Ruhe alles betasten. Jedes einzelne Teil, jedes Stück Wand, Zimmerdecke und so weiter.«
»Das dauert ja ewig…« murmelte Zamorra. Nicole zuckte mit den Schultern. Sie konnte es nicht ändern. Sie sah keine andere Möglichkeit.
Das eintönige, langweilende Suchen nach den magischen Schatten Leonardos begann…
***
»Was bin ich?« stieß April überrascht hervor. »Bjern Gryms Erbin?«
»Seine Para-Fähigkeit ist auf Sie übergegangen, April«, sagte Landrys.
»Haben Sie das noch nicht gemerkt? Ich spüre sie doch in Ihnen. Sie sind jetzt wie früher Grym in der Lage, Traum-Phänomene zu erzeugen und handeln zu lassen. Sie haben es doch schon getan, als Sie in der Hölle vor Leonardos Knochenthron standen! Das war mehr als ein Traum. Das war Realität. Sie haben ein Traum-Phänomen erzeugt, ein Abbild von sich selbst, und Ihren Geist, Ihr Bewußtsein in dieses Phänomen projiziert. So haben Sie sich mit Leonardo unterhalten.«
April schluckte heftig. Sie konnte es einfach nicht fassen. Die Worte dieses blonden Mannes klangen unglaubwürdig, fantastisch. Und doch würde es eine Erklärung dafür sein, daß dieser Traum so unglaublich realistisch gewesen war. Und da war noch etwas…
Erinnerungen brachen in April auf…
Erinnerungen an die Tage direkt nach Bjern Gryms Tod…
Jeden zweiten Tag hatte sie an seinem Grab gestanden. Bis etwas Eigenartiges geschah, das sie später völlig verdrängte. Dennoch nistete es tief in ihr und kam erst jetzt zum Ausbruch, da Landrys ihrer Erinnerung irgendwie nachhalf und zu einer Art Katalysator wurde.
Etwas war aus dem Grab emporgezuckt. Etwas, das nur April hatte sehen können und sonst niemand. Sie spürte, daß es etwas Unheimliches, Böses war, wollte noch ausweichen und konnte es nicht mehr.
Das Unheimliche aus der Tiefe packte zu wie eine Raubtierpranke.
April keuchte verzweifelt, wehrte sich gegen
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