0354 - Mordmotiv nach Maß geschneidert
Augenblick polterte seine Waffe auf das Straßenpflaster unter uns.
»He!«, schrie Phil von unten. »Warum wirfst du mit Kanonen nach mir, Jerry?«
»Damit du nicht einschläfst!«
Ich ließ Rudy an mir vorüberziehen und folgte ihm bei unserem Abgang. Er versuchte nicht zu fliehen, weil er sah, dass wir ihn in der Falle hatten.
Unten wurden wir liebevoll empfangen.'
Phil legte dem Ausreißer die stählerne Acht um, damit wir nicht noch 10 einmal über New Yorks Dächer laufen mussten.
***
»Jerry«, sagte Phil mit Grabesstimme, als wir wieder in unserem Office saßen, »hat Mister High uns wirklich den Fall McGuir anvertraut?«
»Warum sollte er nicht? Schließlich haben wir mit der Vorarbeit bereits begonnen.«
»Du verstehst mich nicht«, meinte Phil, »jetzt haben wir nämlich die Suppe auszulöffeln, die wir uns eingebrockt haben.«
»Phil, du sprichst in Rätseln. Ich habe keine Ahnung, auf was du hinauswillst.«
»Na schön. Also: Was glaubst du, wird Rudys geheimnisvoller Boss davon halten, dass wir ein so unschätzbares Mitglied seiner Vereinigung plötzlich aus dem Verkehr gezogen haben?«
Mir ging ein Licht auf.
»Glaubst du…?«, begann ich.
Phil nickte betrübt und fuhr fort: »Jawohl, ich glaube. Wir haben uns danebenbenommen wie Anfänger. Wir hätten Rudy hochnehmen können, aber dann heimlich still und leise, dass keiner was merkt. Wir haben aber die einschlägige Branche darauf aufmerksam gemacht, dass Oats dem FBI wichtig ist, dass man nachts eine wilde Verfolgungsjagd auf ihn veranstaltet.«
Phil hatte recht.
Wir hatten Rudys geheimnisvollen Boss unmissverständlich klargemacht, dass Teddy McGuir sich wider Erwarten aufgebäumt und uns die ganze Sache erzählt hat.
»Könnten wir Rudy nicht wegen einer anderen Sache eingebuchtet haben, Jerry?«
Ich überlegte einen Augenblick. Das wäre eine schwache Möglichkeit, die Scharte wieder auszuwetzen.
»Wir müssten ein paar Leute losschicken, die in Rudys Lieblingskneipen verbreiten, Rudy habe ein Ding auf eigene Rechnung gedreht«, sagte ich. »Aber die Sache müsste plausibel klingen, Phil, sonst kauft niemand sie uns ab.«
»Weißt du«, meinte mein Freund, »mir ist die ganze Geschichte völlig schleierhaft: Ein paar Gangster machen einem zwanzigjährigen Schuljungen vor, sie hätten einen legalen Job für ihn und erpressen dann hundert Dollar von ihm. Hundert Dollar, Jerry! Ich versteh das einfach nicht.«
»Wenn das ein Alleingang von Rudy war, lässt es sich leicht erklären: Rudy brauchte dringend hundert Dollar.«
Phil schüttelte den Kopf.
»Du vergisst Mister Gibson, den Boss der Bande.«
»Wenn er überhaupt der Boss ist. Ich glaube nicht, dass der Boss jedem Anfänger seine Nase zeigt.«
»Ein Alleingang Rudys wird es deshalb nicht gewesen sein, weil der Ganove erwarten musste, dass Teddy ihn bei Mister Gibson verpfiffen hätte«, meinte Phil. »Warum war er so sicher, dass Teddy ihn nicht verraten würde? Der Einsatz Rudys war sehr hoch, und für hundert Dollar lohnte er sich nicht.«
»Gehen wir schlafen, Phil«, sagte ich. »Vielleicht fällt uns im Traum das ein, was wir wissen wollen.«
»Ich gehe nicht ins Bett, bevor wir nicht einen Grund für Rudys Verhaftung ausgeknobelt haben.«
Seufzend hängte ich meinen Hut wieder an den Haken.
Wir einigten uns auf Rauschgift. Rauschgift war unverfänglich.
Ich langte zum Telefon und rief zwei Männer an, die uns schon häufig Spitzeldienste geleistet hatten.
Die beiden versprachen, sofort loszuziehen und jedem zu erzählen, Rudy Oats hätte sich neuerdings auf Rauschgift verlegt, und das FBI hätte ihn mit fünfzig Gramm Heroin in der Tasche erwischt. Offenbar hatte jemand dem FBI den Tipp gegeben, Oats einmal auf die Finger zu sehen. Wenn man sie fragte, woher sie das wüssten, sollten die Spitzel behaupten, in derselben Sache verhört worden zu sein, doch ihnen habe das FBI nichts beweisen können.
»Jetzt können wir nur hoffen, dass die Brüder, die es angeht, diese Story auch schlucken«, sagte Phil, als ich die beiden Spitzel, die bei uns V-Leute genannt werden, informiert hatte.
***
Das Telefon schrillte.
Ich warf mich herum, griff mit der Rechten nach dem Apparat, knipste mit der Linken die Nachttischlampe an und sah, von dem Licht noch etwas geblendet, auf die Uhr.
Zehn Minuten nach zwei! Ich hatte also erst eine Stunde geschlafen.
»Hallo!«, knurrte ich schlaftrunken und mit äußerster Missbilligung ins Telefon.
»Hallo!«, meldete sich eine
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