0354 - Toteninsel Teneriffa
Seine Augen waren weit aufgerissen. Das Rot verschwand blitzschnell wieder.
»So nicht, mein Freund«, sagte Zamorra. »Was Magie angeht, da sind wir Ihnen doch wohl noch ein wenig über, oder?«
Alvarez preßte die Lippen zusammen. Er wirkte gehetzt. Das Abblocken seiner Magie hatte ihn niedergeschmettert.
»Es wäre wirklich besser, wenn Sie redeten«, sagte Zamorra. Er warf einen Kontrollblick auf Ramirez. Der war immer noch bewußtlos. Zamorra sah wieder zu Alvarez zurück, der jetzt an der Aufbauwand lehnte.
Seine Augen flackerten.
»Reguas wird euch vernichten«, keuchte er böse. »Ihr habt euer Todesurteil selbst unterzeichnet.«
»Na also«, sagte Nicole. »Die Zunge lockert sich schon. Nach den Flüchen kommt das Geständnis, nicht wahr? Wir kommen der Sache näher.«
Alvarez spie aus.
Der Angriff kam übergangslos. Und er kam nicht von Alvarez. Zamorra sah Nicole wie vom Blitz gefällt zu Boden stürzen, umhüllt von einem roten Lichtschimmer. Er spürte noch, wie das Amulett ihn zu schützen versuchte, doch das Rote, das auf ihn übersprang, war schneller. Ein teuflischer Schmerz durchraste seine Nervenbahnen und raubte auch ihm die Besinnung.
***
Valdez roch das Unheil förmlich, als er sich der »Montego« näherte und einen Mann und eine Frau an Deck sah, die nicht dorthin gehörten. Er kannte sie nicht. Und so wie es aussah, hatten sie alles andere als friedliche Absichten.
Valdez sah sich um. Um diese Vormittagsstunde schlief man hier im Hafen noch, oder man war zum Einkaufen unterwegs oder kümmerte sich intensiv um das eigene Schiff. Niemand in der Nähe achtete auf das, was an Deck der »Montego« geschah.
Valdez fragte sich, wer die beiden Fremden waren. Was wollten sie hier? Da sie kein Grau trugen, konnten sie unmöglich zu Reguas gehören, waren also Gegner. Dafür sprach auch ihr Verhalten.
Valdez’ Augen röteten sich, als er die Reguas-Macht abrief. Er spürte, wie sie in ihm stark wurde, und er spürte auch, wie Alvarez’ Versuch, mit dieser Macht die beiden Fremden anzugreifen, abgeblockt wurde.
Das gab ihm zu denken. Trotzdem… ein Überraschungsschlag mußte die Fremden überrumpeln.
Valdez lauerte auf seine Chance. Scheinbar unbeteiligt stand er ein wenig abseits und beobachtete seine Yacht. Er fragte sich, wer die beiden Fremden waren. Wie Polizisten sahen sie eigentlich nicht aus, zumal die Polizei von Santa Cruz keine Frauen im aktiven Dienst beschäftigte.
Jetzt…
Valdez hob die Hand und schleuderte blitzschnell hintereinander seine Reguas-Energie auf die beiden Fremden. Er sah sie zusammenbrechen.
Sofort eilte er zur »Montego« und ging an Deck.
»Wer sind diese beiden?« fragte er Alvarez, der sich gerade bemühte, Ramirez wieder zu wecken.
»Keine Ahnung«, sprudelte Alvarez hervor. »Sie waren einfach da, überfielen uns. Sie wissen von Reguas, und sie wissen von der Entführung der beiden Mädchen. Wie können sie davon erfahren haben?«
Valdez hob die Brauen.
»Vielleicht ist die Schwarzhaarige doch durchgekommen«, sagte er.
»Das darf doch alles nicht wahr sein. Nun, wir werden auch diese beiden töten. Das Mädchen… wäre ein geeignetes Opfer für Reguas, nicht wahr?« Er musterte den schlanken Körper in der engen Lederkluft. »Das trifft sich sehr gut. Wir werden sie unten einsperren. Am besten fesselt ihr sie gründlich, damit uns nicht dasselbe passiert wie bei dieser Schwarzen. Und den Mann… Ramirez darf sich mit ihm beschäftigen.«
»Und dann? Teleportieren wir ihn auch ins Hotel oder irgendwohin, wenn er tot ist?«
»Das wäre einfallslos«, sagte Valdez. »Außerdem würde man, wenn man ihn vermißt beziehungsweise tot auffindet, den Schluß ziehen, daß dieselben Täter dahinterstecken. Nein, wir werfen ihn einfach ins Wasser.«
Ramirez war inzwischen wieder zu sich gekommen. Er rieb sich den Nacken und warf Zamorra einen bösen Blick zu. »Ich bringe den Kerl um«, verkündete er. »Er hat mich einfach niedergeschlagen, dieser Hund…«
Valdez lächelte.
»Tu dir keinen Zwang an«, sagte er. »Er gehört dir.«
Ramirez grinste diabolisch. Er hockte sich über Zamorra und griff mit seinen schaufelgroßen Händen zu, um den Professor das Genick zu brechen.
***
Zamorra war zwar von dem Angriff überrascht worden. Aber die Energien des Amulettes wirkten dennoch. Sie hatten ihn nicht mehr schützen können, aber jetzt pulsierten sie und bauten die lähmende Kraft rasch ab, die sich über den Parapsychologen gelegt hatte.
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