0354 - Toteninsel Teneriffa
innen gediegener, sauberer Luxus wartete. Das war eigentlich überraschend. Wer sein Schiff innen picobello pflegte, der hielt es auch äußerlich auf Hochglanz!
Ein Mann in grauer Jeans turnte auf dem Deck herum. Zamorra nickte Nicole zu. Der Beschreibung nach war es Ramirez.
»Drei Leute. Einer oben, die beiden anderen möglicherweise unter Deck…«
»Oder nicht an Bord…«
»Darauf dürfen wir nicht vertrauen«, warnte Zamorra. Er öffnete sein Hemd, so daß das Amulett vor seiner Brust freilag. Nicole hatte den Dhyarra-Kristall in einer Tasche ihres schwarzen Leder-Overalls griffbereit.
Sie hatte von vornherein ihren »Kampfanzug« angelegt, der zum einen ihre Figur eng nachmodellierte und sinnverwirrend auf jeden männlichen Gegner wirkte, ihr zum anderen aber jede nur mögliche Bewegungsfreiheit gab. Sie hatte den Reißverschluß bis zum Nabel geöffnet und bot einen verwegen-aufregenden Anblick.
»Wir gehen einfach an Bord und kaufen uns diesen Knaben da oben«, sagte Zamorra. Er sah sich um. Nirgendwo war jemand zu entdecken, der etwas mit der »Montego« zu tun hatte. Das war auch nicht weiter verwunderlich. Die Crew konnte ja nicht ahnen, daß Rafaela überlebt hatte und jemanden auf sie aufmerksam machte.
Der Mann, der Ramirez sein mußte, hatte Zamorra und Nicole wohl gesehen, dachte sich aber nichts dabei. Das wurde anders, als sie über den Steg an Bord gingen, ohne vorher gefragt zu haben.
Ramirez nahm den Schrubber, mit dem er das Deck scheuerte, quer in beide Hände wie eine Hellebarde. »Was wollen Sie hier?«
Zamorra und Nicole strebten sofort auseinander, um ihn zwischen sich zu haben. Ramirez sah von einem zum anderen. »Soll das ein Überfall werden oder was?« fragte er. »Sie müssen verrückt geworden sein! Wer sind Sie?«
»Gute Freunde von Reguas«, sagte Zamorra. »Wir suchen ihn. Und auch einen gewissen Señor Valdez.«
Ramirez erblaßte. Und dann griff er an. Er schnellte den Schrubber vor. So schnell, wie er reagierte, hätte er Zamorra treffen müssen. Aber der Parapsychologe warf sich zu Boden, machte einen Purzelbaum vorwärts und hörte das Holz über sich hinwegzischen. Im nächsten Moment hatte er Ramirez erreicht und riß dem überraschten förmlich die Beine unter dem Leib weg. Ramirez stürzte. Zamorra warf sich über ihn und schlug zu. Ramirez verdrehte die Augen und verlor das Bewußtsein.
Nicole war unterdessen zur Kommandobrücke hinaufgestürmt. Jetzt kam sie wieder heraus. »Leer«, sagte sie.
Zamorra nickte. Er durcheilte die Kabinen der Decksaufbauten. Auch hier war niemand.
»Bleib oben«, verlangte er dann und stürmte den Niedergang hinunter.
Seine Schuhe hämmerten auf den eisernen Stufen. Unten im Gang tauchte ein zweiter Mann auf, der ein graues T-Shirt trug. Er starrte Zamorra fassungslos an, als dieser ihn ansprang und überwältigte. Im Polizeigriff führte er den Reguas-Anbeter nach oben.
»Was fällt Ihnen ein?« fauchte Alvarez. »Ich werde Ihnen die Polizei auf den Hals hetzen! Lassen Sie mich sofort los und verlassen Sie das Schiff, oder es gibt mächtigen Ärger.«
»Den Ärger hast du schon, mein Junge«, sagte der Meister des Übersinnlichen.
»Was habt ihr mit Eva Rolant gemacht? Sie umgebracht? Wo befindet sich die Opferstätte?«
Alvarez lachte böse. »Wovon reden Sie?«
»Von Reguas«, sagte Zamorra.
»Wer ist das? Nie gehört, Sie Spinner.«
»Halten Sie uns nicht für dümmer, als wir aussehen«, sagte Zamorra.
»Wir sind hinter Ihnen und vor allem dem Dämon her. Wo ist Valdez?«
»Häh?«
Nicole trat lächelnd vor den Mann. »Wissen Sie was, Señor?« fragte sie kühl. »Wir finden Reguas auch ohne Ihre Hilfe. Sie haben sich eines Verbrechens schuldig gemacht, wahrscheinlich sogar mehrerer Verbrechen. Unter anderem der Entführung zweier Touristinnen. Rafaela Moricone 65 und Eva Rolant. Rolant ist vermutlich von Ihnen oder dem von Ihnen verehrten Reguas ermordet worden, das bleibt sich gleich. Wir werden Sie der Polizei übergeben. Sollten Sie aber kooperativ sein und uns damit das Suchen ersparen, könnten wir ein gutes Wort für Sie einlegen.«
»Gehen Sie zum Teufel«, fauchte Alvarez.
Seine Augen verfärbten sich schwach. Ein roter Schimmer erschien.
Nicole spürte, wie in dem Mann Schwarze Magie erwachte. Sie griff in die Tasche, um den Dhyarra-Kristall einzusetzen, aber Zamorra kam ihr zuvor.
Aus seinem Amulett glitt ein silbriges Leuchten hervor, das Alvarez traf. Der Mann schrie gellend auf. Er taumelte.
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