0359 - Die Korvette der Todeskandidaten
und drehte sich herum. Nach den riesigen Räumlichkeiten an Bord der CREST erschien der Kommandostand der Korvette lächerlich eng. Ein Rund von kaum zehn Metern Durchmesser, die Decke gewölbt, damit der Panoramaschirm Platz hatte, Schalt- und Kontrollpulte entlang der Rundwand. Zwei Offiziere und ein Sergeant taten Dienst. Die Korvette flog mit Autopilot. Der Kurs war festgelegt, und solange sich kein Zwischenfall ereignete, brauchte sich niemand um die Astrogation zu kümmern.
Nur deswegen hatte Don Masters den Pilotensitz frei gefunden, als er sofort nach dem Ausschleusen den Kommandostand betrat. Er war dankbar dafür, denn er brauchte einen Platz, an dem er ungestört seinen Gedanken nachhängen konnte.
Er sah auf, als das Hauptschott sich öffnete. Ein Mann von beachtenswerter Statur trat ein. Noch größer als Don Masters (was nicht oft vorkam), bewegte er sich langsam, aber keineswegs unbeholfen, und wenn sich mit der Güte und Sanftheit seiner Miene nicht ein wahrnehmbares Quantum an Selbstsicherheit gemischt hätte, wäre dem unbefangenen Beobachter unweigerlich der Eindruck entstanden, der Mann hätte Angst fest aufzutreten, weil er dabei Lärm machte.
Tschai Kulu, dunkelhäutig und nahezu reinrassiger Afro-Terraner, trug die Arbeitsmontur der Flotte mit den Rangabzeichen eines Majors. Er war der Kommandant der Korvette und des Unternehmens und war zu diesem Amt berufen worden, weil er sich als erster freiwillig gemeldet hatte.
Was ihn, wenn sie nicht alte Bekannte gewesen wären, in Don Masters, Vorstellung automatisch zu einem jener Bedauernswerten gestempelt hätte, die nicht alle Tassen im Schrank hatten.
Kulu schritt auf den Pilotensitz zu. Don Masters löste den Gurt und erhob sich. Er verspürte keine Lust zu einer Unterhaltung. Tschai Kulu schien seine Stimmung zu erkennen. Er nickte mit freundlichem Lächeln und trat zur Seite, um Masters an sich vorbeizulassen. Masters hatte die feste Absicht, sich auf dem geradesten Weg zu seiner Kabine zu begeben, aber als er zwei Schritte an Kulu vorbei war, gewann die Bitterkeit, die in ihm war, die Oberhand und zwang ihn dazu, stehenzubleiben und sich umzudrehen.
„Viel Glück zur allerletzten Fahrt", schnarrte er. Dann, als schämte er sich des Ausbruchs, wandle er sich hastig ab und stürmte hinaus.
12. Juni 2436,1300 Uhr Allgemeiner Zeit.
*
Eine Woche zuvor hatte sich die Lage für die in der fremden Galaxis M-87 infolge der geringen Reichweite ihrer Raumschiffe hilflos gefangenen Terraner und Haluter auf unerwartete Weise schlagartig geändert. Nach langen Monaten der Abgeschlossenheit war endlich eine Verbindung zwischen M-87 und der Heimatgalaxis hergestellt worden. Die CREST IV und das kleine Raumschiff der Haluter Icho Tolot und Fancan Teik trafen im Molak-System mit dem Posbiraumer BOX-13111 und einem weiteren halutischen Fahrzeug zusammen BOX-13111 und der Haluter hatten sich planmäßig und überlegt den Effekt zunutze gemacht, dem Monate zuvor die CREST IV und Tolots und Teiks Fahrzeug weitaus weniger absichtlich zum Opfer gefallen waren: Die ungestüme Entladung zweier aufeinanderprallender Paratronschirme hatte sie durch einen Raum, dessen Komplexität selbst erfahrenen Mathematikern Unbehagen bereitete, in den Kugelhaufen M-87 geschleudert. Die Begegnung fand in den der heimatlichen Milchstraße zu gelegenen Randzonen der fremden Galaxis statt - mehr oder weniger ein glücklicher Zufall, obwohl halbbewußte Motive, unvoreingenommene Beobachtungsgabe und die Rasse der Mooghs das ihre getan hatten, um das Zusammentreffen zustande zu bringen.
Die Mooghs waren jene Rasse, vor der die übrigen intelligenten Arten der M-87 zitterten, wenn nur ihr Name erwähnt wurde. Die Mooghs waren die Bestienabkömmlinge jener Humanoiden, die die Skoars vor Jahrzehntausenden in einem mißglückten Experiment zu züchten versucht hatten, und, nach allem, was man wußte, die Vettern sowohl der Haluter als auch der Zeitpolizisten der Zweiten Schwingungsmacht.
Molak war eines der Systeme, die die Mooghs beherrschten. Eine riesige Flotte von Dumfrie-Raumschiffen war ihrem Versteck auf die Spur gekommen und griff nahezu zu gleichen Stunde an, in der die beiden Hälften der terranisch-halutischen Streitmacht nach langer Suche endlich aufeinandertrafen. Angesichts der Dumfrie-Übermacht war schleunige Flucht der einzige Ausweg aus dem Hexenkessel, der sich über Molak alsbald entleerte.
Aus sicherer Entfernung beobachteten die vier Schiffe die
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