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036 - Die Hand des Würgers

036 - Die Hand des Würgers

Titel: 036 - Die Hand des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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hineinkommen. Überall hatte sie Löcher und Lücken. Beim Silo war es anders. Der war hochmodern, und die Tür hatte ein Schloß und war immer abgesperrt. Auch Renaud glaubte, an der Tür den Umriß einer Gestalt gesehen zu haben. Aber vielleicht hatte er es sich auch nur eingebildet und sich von dem beeinflussen lassen, was Loulou gesagt hatte.
    Natürlich haben Mädchen meistens eine sehr lebhafte Phantasie. Klar, daß sich Loulou sehr beeindrucken ließ von dem Unglück in der Sägemühle. Er, Renaud, war ja der Meinung, daß man schon ein ausgemachter Idiot sein mußte, wenn man seit Jahren in einer Sägemühle arbeitete und dann noch die Hand in die Kreissäge brachte.
    Die Polizei mußte wegen des Unfalls natürlich Nachforschungen anstellen. Die Arbeiter hatten alle ausgesagt, sie hätten überhaupt nicht begriffen, wie so etwas möglich sei, und sie könnten den Unfall nur auf Pascals Beschränktheit zurückführen. Kein vernünftiger Mensch bringe seine Hand unter die Kreissäge, weil man ja sowieso zu zweit arbeite und normalerweise nicht einmal in die Nähe der rotierenden Scheibe komme.
    Renaud machte eine zweite Runde um die Gebäude. Weit und breit war niemand zu sehen. Wer würde sich auch freiwillig einem solchen Unwetter aussetzen? Hier hielt man sich nur dann auf, wenn man die Felder bestellte oder die Runkelrüben im Silo einlagerte.
    Das Unwetter tobte noch immer in der gleichen Stärke weiter. Innerhalb von zehn Sekunden war Renaud bis auf die Haut durchnäßt. Er fluchte fürchterlich auf das Gewitter, auf die ganze Welt, auf Loulou, die so verrückte Ideen hatte, auf den Mann ohne Hand, ob er nun wirklich da war oder nicht, und auch auf sich selbst, weil er ein solcher Narr war, der sich in diesem Wolkenbruch hinausjagen ließ.
    Von der schadhaften und teilweise verstopften Dachrinne der Scheune kamen wahre Sturzbäche herunter. Durch den Regenvorhang ließ sich kaum etwas erkennen, vor allem nicht in dieser infernalischen Dunkelheit.
    Endlich erreichte Renaud wieder die Scheunentür und schlüpfte in die warme, trockene Dunkelheit hinein. Er klappte sein Taschenmesser zu, das er immer offen in der Hand getragen hatte, denn er war entschlossen gewesen, dem Mann ohne Hand einen ordentlichen Denkzettel zu verpassen, wenn er ihm begegnete.
    Aber gesehen hatte er nichts. Also war es nur ein Phantasiegebilde gewesen, eine Halluzination.
    „Loulou? He, Loulou!“ rief er.
    Das Gewitter schien allmählich abzuziehen, und es donnerte nur noch in größeren Abständen. In der Scheune herrschte tiefstes Schweigen. Nur an einer Stelle, wahrscheinlich unmittelbar unter einer Dachrinne, regnete es herein, und das Wasser plätscherte auf den gestampften Boden. Sonst war kein Laut zu vernehmen.
    „He, Loulou! Ich bin wieder da. Keine Angst, Loulou, ich habe keinen Menschen draußen gesehen!“
    Er hatte das Licht nicht wieder eingeschaltet. Käme jetzt jemand, dann würde man sich über das Licht wundern, das durch die Mauerritzen fiele. Die Gewitterdunkelheit ging allmählich in die Dunkelheit der hereinbrechenden Nacht über. Er tastete sich zur Leiter und stieg hinauf zum Heuboden.
    „Sag mal, Loulou, warum bist du denn so schweigsam? Ich bin’s doch, Renaud. Loulou, ich habe keinen Menschen draußen gesehen. Hu, ich bin völlig durchweicht, Schätzchen. Hier ist’s wenigstens warm und trocken. Loulou, hörst du nicht, daß ich mit dir rede?“
    Aber Loulou gab keine Antwort. Das kam ihm recht merkwürdig vor.
    Er tastete das Heu ab, um Loulou zu finden, rutschte auf den Knien weiter, streckte die Hände aus und rief immer wieder leise und zärtlich nach Loulou. Dann fühlte er ihren Rockstoff. Er lachte leise und legte sich neben sie.
    „Aber Loulou.“
    Daß sie so stumm blieb und sich nicht rührte, bestürzte ihn. Er nahm sie in die Arme näherte sein Gesicht dem ihren, berührte ihre Wange mit seinen Lippen.
    Nicht einmal einen Seufzer, nicht den leisesten Hauch tat das Mädchen.
    Und seine Hand fühlte nicht die sanfteste Bewegung leisen Atems. Nichts. Der Körper war ganz schlaff.
    Da ahnte Renaud Schreckliches.
    „Loulou! Nein, das ist nicht möglich! Loulou, so sag doch etwas! Liebling, ein Wort nur! Loulou. Loulou!“
    Er legte ihr die flache Hand auf die Stirn. Dann preßte er das Ohr auf ihre Brust. Nein, was war kein Irrtum möglich. Ihr Herz schlug nicht mehr.
    Entsetzt ließ er Loulou in das Heu zurückgleiten. Langsam wich er zurück. Plötzlich hatte er so zu zittern angefangen,

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