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036 - Die Hand des Würgers

036 - Die Hand des Würgers

Titel: 036 - Die Hand des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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ihn auf der Straße durch den Regen rennen sehen, und er hat furchtbar gejammert und geschrieen. Dann sind die Leute der Sache nachgegangen und haben Loulou in der Scheune gefunden. Sie war erwürgt worden.
    Dann sind Polizisten gekommen, auch Herren aus Paris, und alle sahen sehr ernst drein. Viele Leute wurden vernommen, und Monsieur Velier war es schrecklich unangenehm, daß dies gerade in seinem Dorf passieren mußte.
    Nein, Renaud hat mich nicht angeschuldigt. Er hat nur gesagt, jemand sei um die Scheune herumgeschlichen, und Loulou hatte deshalb sehr Angst gehabt. Kurze Zeit ehe sie ermordet wurde, habe sie dann von dem Mann ohne Hand gesprochen.
    Und einen Mann ohne Hand gibt es in diesem Dorf nur einen – das bin ich.
    Ich weiß aber ganz bestimmt, daß ich Loulou nicht umgebracht habe. Oder, um genau zu sein, daß es nicht mein fleischlicher Körper war.
    Dem Polizisten habe ich natürlich gesagt, daß ich es nicht gewesen bin. Ich sah, daß Monsieur Velier, der bei den Vernehmungen anwesend war, recht besorgt dreinschaute. Man hat mir sehr viele Fragen gestellt. Alles hat sich dann ziemlich schnell geklärt, als man mich fragte, wo ich zur Zeit des schrecklichen Gewitters gewesen sei, weil während dieser Zeit die reizende Loulou auf sehr geheimnisvolle Art ermordet wurde, erwürgt mit einer Hand.
    Aber ich war ja um diese Zeit bei Monsieur Feras, und er sagte auch, das sei wahr. Auch Madame Vaison und Corinne konnten das bestätigen. Als das Gewitter nämlich kurz bevorstand, bat Monsieur Feras meine Arbeitgeberin, sie möge mich ihm zur Verfügung stellen, damit ich ein Gemüsebeet umgraben könne. Es sei sehr wichtig, sagte er, daß die Erde umgegraben sei, bevor das Gewitter komme, denn dann könne sie das Himmelsnaß viel besser aufnehmen. Genauso hat er gesagt.
    Mit solchen Zeugen ließ man mich natürlich dann ganz in Ruhe, und Monsieur Velier hat mich sehr freundlich behandelt.
    „Mein guter Pascal“, sagte er, „ich weiß recht gut, daß du kein Mörder bist. Aber du verstehst schon, daß die Polizisten und die Politiker auch ihre Pflicht tun müssen, und die Polizei muß eben herauskriegen, wer das Verbrechen begangen hat, und die Politiker müssen ihnen dabei helfen. Du kannst jetzt aber ganz beruhigt sein, Pascal, weil die Damen Vaison und Monsieur Feras für dich ausgesagt haben.“
    Oh, ich bin ganz ruhig. Ich weiß, daß ich ganz ruhig sein kann.
    Aber die kleine Loulou geht mir immer im Kopf herum. Loulou ist tot. Ich bin an ihrem Sarg vorbeigegangen. Er war ganz weiß und mit vielen weißen Blumen geschmückt, und alle Leute trugen weiße Blumen.
    Corinne und Monsieur Feras haben ihren Garten geplündert, und sie haben alles abgeschnitten, was an Lilien, weißen Rosen, Narzissen, weißen Nelken und Kalla vorhanden war.
    Loulou wurde also in der ganzen Schönheit und Frische ihrer Jugend inmitten einer untröstlichen Trauergemeinde ins Grab gesenkt. So hieß es in den Reden, und das hat mir so gefallen, daß ich es nicht vergessen werde. Aber ich habe irgendwie auch gespürt, daß ein großer Haß auf den Menschen da war, der Loulou getötet hat.
    Man hat mir manchmal schiefe Blicke zugeworfen, weil. durchgesickert war, daß Renaud von einem Mann ohne Hand gesprochen hatte.
    Aber auch er wurde angefeindet. Die Eltern des unglücklichen Mädchens haben es ihm nie verziehen, daß er der Geliebte ihrer Tochter gewesen war. Andere flüsterten sich schon zu, als Loulou beerdigt wurde, daß Renaud ein jähzorniger, eifersüchtiger und gewalttätiger Bursche sei, dem man die Tat zutrauen könne, weil sie sich geweigert habe, ihm zu Willen zu sein, oder vielleicht habe er sie auch mit einem anderen Liebhaber erwischt.
    Und keinen Menschen gibt es, der bestätigen kann, daß er es nicht getan hat.
    Wer es war, weiß anscheinend nur der Mörder selbst. Aber der ist ja …
    Ich bin viel in der Sonne, und oft ist es sehr heiß. Meistens schwitze ich schrecklich, doch das rührt selten nur von der Hitze her. Wenn nämlich meine Gedanken zu wandern anfangen, dann habe ich immer ein ganz entsetzliches Gefühl.
    Ganz gewiß habe ich niemals getötet. Ich weiß genau, was ich getan habe und was nicht. Und ich könnte sogar bestätigen, daß ich mir die Hand mit der Kreissäge abgeschnitten habe, um nicht töten zu müssen, weil ich es mit dem Beil auf dem Hackstock nicht fertiggebracht hätte. Mit der Kreissäge war es sehr einfach.
    Ich habe es nur deshalb getan, weil ich kein Verbrechen an den jungen

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