Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
036 - Die Hand des Würgers

036 - Die Hand des Würgers

Titel: 036 - Die Hand des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
Vom Netzwerk:
mich gefühlt, und ich habe alle Stimmen um mich herum und den ganzen Aufruhr und Tumult viel lauter gehört, als er gewesen sein kann. Dann hat man mich sofort ins Krankenhaus gebracht, und dort waren alle sehr gut zu mir.
    Leider handelte es sich aber um die Güte der Erwachsenen Kindern gegenüber, die ein wenig zurückgeblieben sind. Zu denen habe ich mich eigentlich nie gezählt, wenn ich auch weiß, daß ich nicht besonders gescheit bin. Aber damit stehe ich nicht allein auf der Welt, da gibt es andere Erwachsene auch noch.
    Die Wunde, diese schreckliche Wunde ist vernarbt, viel besser sogar, als man geglaubt hatte. Dann bin ich wieder in mein Dorf zurückgekehrt, ohne zu wissen, was ich tun konnte, um mein tägliches Brot zu verdienen.
    Man hat mich aber nicht im Stich gelassen. Monsieur Velier, der Bürgermeister, hat den ganzen Papierkram für mich erledigt. Mein armer, guter Faraud, mein treuer Hund, der mich niemals verlassen würde, war von Monsieur Feras versorgt worden.
    Die Damen Vaison brauchten einen vertrauenswürdigen Menschen, der ihnen den Garten besorgte. Das ging dann praktisch ganz von selbst, und auf die Art habe ich Arbeit und komme ganz gut zurecht.
    Die Leute betrachten mich immer mitleidsvoll, und seit mir die eigene Hand fehlt, hassen mich die Kinder noch viel mehr als früher. Und dabei tue ich keinem Menschen etwas Böses.
    WEISS ICH DAS ABER SO BESTIMMT?
    Kein Mensch weiß es, daß ich mir absichtlich die Hand abschneiden ließ, und niemand wird es je erfahren, daß ich es nur deshalb gemacht habe, weil ich von dem Wunsch besessen war, einen anderen Menschen zu töten. Ich habe in mir diese bösen Kräfte gespürt, und ich glaube, das geht auch nicht nur mir so. In den Büchern von Monsieur Feras habe ich öfter von solchen Sachen gelesen.
    Ich weiß nicht, ob ich je von dieser Besessenheit erlöst werden kann. Gleich nach dem ‚Unfall’ habe ich es aber geglaubt. Wenig später kamen dann wieder diese seltsamen Träume. Und immer, wenn ich träumte, hatte ich auch meine rechte Hand noch, ganz so wie früher.
    Und dann handelt immer meine Hand, und sie sucht etwas ganz Bestimmtes.
    Immer wache ich dann sehr plötzlich auf, bin am ganzen Körper schweißgebadet und weiß, daß ich töten wollte, daß ich auch einmal töten und eine fürchterliche Grausamkeit begehen werde.
    Wem könnte ich mich anvertrauen? Dem Arzt? Er ist ein sehr guter Mensch, aber ich glaube, das würde er nicht verstehen. Ich weiß, wie verrückt diese Träume sind, und er ist ein nüchterner Mann. Er kennt mich seit meiner Kindheit und weiß auch, daß er mich nicht ernst nehmen darf. Für ihn bin und bleibe ich der Dorftrottel. Aus Gutmütigkeit sorgt er für mich, wo er kann, aber meinen Hirngespinsten würde er wahrscheinlich doch nicht zuhören.
    Monsieur Verlier? Nein, der Mann ist eine wichtige Person und hat zu viele Pflichten, als daß er sich auch noch mit mir befassen könnte. Corinne? Diese Idee ist absurd, aber ich stelle es mir herrlich vor, mit einer so wundervollen Person über diese Schrecken reden zu können. Wie gesagt, die Idee ist absurd.
    Bleibt also nur noch Monsieur Feras.
    Einmal habe ich ihm ganz schüchtern erzählt, daß ich immer noch die Hand spüre, die ich doch gar nicht mehr habe. Ich spüre sie so, als sei sie noch da. Ich dachte, das sei auch wieder eine meiner verrückten Ideen.
    Aber Monsieur Feras hat nur gelächelt und mir versichert, das sei ganz normal und absolut nicht erstaunlich, und den Schmerz, den man an verlorenen Gliedmaßen spüre, nenne man Phantomschmerz.
    Bei dieser Gelegenheit hat er mir noch etwas ganz anderes erzählt, das mich in großes Erstaunen versetzt hat.
    Er sagte, jeder Mensch habe einen biologischen Körper und einen Astralleib. Den biologischen Körper könne man verwunden, sogar Gliedmaßen abschneiden, aber der Astralleib werde davon nicht berührt. Dieser Astralleib bleibe immer unversehrt, und er mache die richtige Persönlichkeit eines Menschen aus.
    Das heißt also kurz ausgedrückt: Mein Astralleib ist noch ganz, und mit dem könnte auch meine Hand …
    Unsichtbar, aber fühlbar und lebendig, verbindet sie sich täglich wieder mit meinem gemarterten Armstumpf.
    Monsieur Feras ist ein kluger Mann, und ich wußte schon immer, daß er sehr viel Verstand hat. Und er hat recht. Mir scheint, ich spiele mit meinen Fingern noch genauso wie früher.
    Und dann gab es doch da das Verbrechen, den Mord an Loulou.
    Renaud war halb wahnsinnig.
    Man hat

Weitere Kostenlose Bücher