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0361 - Am Tor zur Hölle

0361 - Am Tor zur Hölle

Titel: 0361 - Am Tor zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Steuerbord, Habanos. Achte auf meine Weisungen. Dann haben wir es bald geschafft!«
    Zamorra half einem der älteren Männer am Ruder. In weniger als einer Stunde langten sie an einer großen Insel an. Sanft lief der »Stern von Ithaka« auf einer seichten Sandbank auf. Die Griechen sprangen an Land und zogen das Schiff so weit die Sandbank herauf, daß es die Wellen nicht zurück ins Meer ziehen konnten.
    Dann schickte Odysseus seine Männer auf Nahrungssuche. Er selbst wollte mit Zamorra die Insel erkunden.
    Sie ahnten nichts von der Zauberin, die diese Insel regierte…
    ***
    Die Griechen hatten sich geteilt. Fünf Männer waren jeweils auf der Suche nach Wasser und Früchten. Sie fanden auch alle Arten von Tieren, die sich ihnen zutraulich näherten und zum Schiff treiben ließen.
    Emplos war ein kräftig gebauter Mann, der vor Troja viele Heldentaten vollbracht hatte. Die vier Männer, die ihm folgten, waren seine guten Freunde. Aber sie hielten weniger nach Früchten, Wasser und Frischfleisch Ausschau. Sie suchten Menschen. Seit langer Zeit hatten sie keine Frau mehr gesehen. Und seit den Kämpfen vor Troja nahmen sie jede Frau, die sie erwischen konnten, zur Sklavin.
    Die Insel war von Wäldern und Laubdickicht durchzogen. Emplos und seine Männer kämpften sich durch dichtes Strauchwerk. Und dann blieben sie wie angewurzelt stehen. Die Götter hatten ihnen den richtigen Weg gewiesen.
    Dort klang die weiche, sanfte Stimme einer Frau zu ihnen herüber, die ein wundervolles Lied in einer unbekannten Sprache sang. Vorsichtig schlichen sich die Männer näher. Und dann sahen sie eine Frau, deren Anblick ihnen fast den Atem raubte.
    Sie saß an einem kristallklaren See inmitten einer Waldlichtung. Ihr graziler Körper war fast nackt und das blauschwarze Haar wallte offen auf ihre makellosen Schultern herab. Die Stellen ihres Körpers, die einen Mann am meisten erregen, waren von einem Geflecht aus aneinandergefügten dünnen Blättchen aus purem Gold den lüsternen Blicken der Griechen entzogen. Die Frau besah ihr Spiegelbild im Wasser des mit wunderschönen Seerosen verzierten Sees und kämmte sich ihr Haar.
    Mit der Hand gab Emplos seinen Gefährten ein Zeichen, näherzukriechen.
    Die Frau war viel zu konzentriert, als daß sie das leise Rascheln im Geäst vernahm als sie von den Griechen eingekreist wurde.
    Als sie hörte, daß sie nicht alleine war, war es zu spät.
    Die fünf Männer hatten sie umstellt und bauten sich in männlicher Selbstüberschätzung vor ihr auf. In ihren Augen flimmerte Begehrlichkeit: Langsam und mit den fließenden, geschmeidigen Bewegungen einer Katze erhob sich die Frau. Sie schien keine Furcht zu verspüren. Ihre dunklen Augen sahen Emplos mit einer Mischung aus Interesse und Verachtung an. Ihr schlanker Körper war ganz ruhig. Unbewußt stellte sie sich vor die Männer in der aufreizendsten Pose hin. Ihre Schenkel waren leicht gespreizt und ihre feingliedrigen Finger glitten über ihre nackten Hüften.
    »Wer seid ihr und was wollt ihr hier?« fragte sie mit sanfter Stimme.
    »Wir sind Griechen!« stieß Emplos krächzend hervor. »Und wir wollen… !« Er brachte ihr Vorhaben in obszönen Worten hervor. Unter Kriegern redet man in diesen Begriffen. Eine Frau empfindet sie als Beleidigung.
    »So was wollt ihr mit mir machen?« sagte die Frau verständnislos.
    »Dann seid ihr keine Griechen – dann seid ihr Schweine!«
    »Packt sie!« fauchte Emplos. »Jeder bekommt sie!«
    Gemeinsam sprangen sie die halbnackte Frau an, die weder Anstalten zur Flucht noch zur Gegenwehr machte. Aber Emplos spürte, wie etwas seinen Körper durchrieselte, als er die Frau berührte. Ein Brennen, das durch seinen ganzen Körper fuhr. Er fiel in sich zusammen. Als er versuchte, sich zu erheben, spürte Emplos, daß er sich nicht mehr auf zwei Beinen aufrecht halten konnte.
    Und dann erkannte Emplos die schreckliche Verwandlung, die er und seine Leute durchgemacht hatten. Sie hatten ihre menschlichen Körper verloren und waren in Schweine verwandelt worden.
    »Niemand wagte es, straflos die Ehre der Zauberin Circe zu kränken!« klang die Stimme der Frau mit silberhellem Lachen. »Ich werde gehen und nachsehen, ob die anderen Männer, die mit euch kamen, ebenfalls solche Gedanken haben wie ihr – und Schweine sind… !«
    ***
    »Dieses Schwein geht mir langsam auf die Nerven!« stöhnte Odysseus.
    »Es ist so anhänglich wie Argos, mein alter Hofhund. Und es sieht fast so aus, als ob es uns etwas sagen

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