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Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Titel: Träume wie Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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PROLOG
    Er wollte nicht hier sein. Nein, er hasste es geradezu, in dem eleganten alten Haus festzusitzen, wo ihn rastlose Geister quälten und alte Wunden aufrissen. Die Möbel mit weißen Laken abzudecken, die Haustür hinter sich zuzusperren und einfach davonzugehen, damit war es nicht getan. Er musste das Haus leerräumen und sich dadurch von einigen quälenden Albträumen befreien.
    »Captain Skimmerhorn?«
    Der Titel ließ Jed unwillkürlich zusammenzucken. Seit letzter Woche war er kein Captain mehr. Er hatte den Polizeidienst quittiert, seine Uniform an den sprichwörtlichen Nagel gehängt, empfand es aber als ausgesprochen lästig, seine Mitmenschen auf diese Veränderung aufmerksam zu machen. Er trat einen Schritt beiseite, um zwei Möbelpackern Platz zu machen, die einen Rosenholzschrank die Treppe hinunter, durch das große Foyer und hinaus in den frostigen Morgen schleppten.
    »Ja?«
    »Wollen Sie mal nach oben schauen und sich vergewissern, ob wir alles mitgenommen haben, was ins Lager soll? Ansonsten wären wir nämlich so weit fertig.«
    »Fein.«
    Er verspürte nicht die geringste Lust, diese Treppe hinaufzusteigen, durch die Räume zu gehen, die auch ohne Möbel keineswegs leer waren. Es war die quälende Erinnerung, die diese Räume immer noch beherrschte, überlegte er, ehe er widerwillig die Stufen emporstieg.
    Wie von einem Magneten angezogen, trieb es ihn den Korridor entlang zu seinem alten Zimmer. Das Zimmer, in dem er groß geworden war, das Zimmer, das er auch wieder bewohnt hatte, als er allein in dem Haus lebte. Doch kurz vor der Türschwelle zögerte er. Die Hände zu Fäusten geballt und tief in den Taschen seines Jacketts vergraben,
wartete er darauf, dass ihn die Erinnerungen wie Heckenschützen aus dem Hinterhalt überfielen.
    Er hatte in diesem Zimmer geweint, heimlich natürlich, und sich deshalb geschämt. Kein männlicher Skimmerhorn zeigte jemals öffentlich eine Schwäche. Und dann, als die Tränen getrocknet waren, hatte er in diesem Zimmer Ränke geschmiedet, sich harmlose, kindische Rachepläne ausgedacht, die ihn stets selbst getroffen hatten wie ein ungeschickt geworfener Bumerang.
    In diesem Zimmer hatte er gelernt zu hassen.
    Und trotz allem war es nur ein gewöhnliches Zimmer. Ein Zimmer in einem ganz gewöhnlichen Haus. Diese Tatsache hatte er sich immer wieder ins Gedächtnis gerufen, vor vielen Jahren, als er als erwachsener Mann zurückgekommen war, um wieder in diesem Haus zu leben. Und war er dort nicht zufrieden gewesen?, fragte er sich jetzt. War es nicht ganz einfach gewesen?
    Bis Elaine auftauchte.
    »Jedidiah.«
    Er fuhr zusammen. Ganz automatisch zog er die Hand aus der Jacketttasche, um nach der Waffe zu greifen, die er aber nicht mehr trug. Diese instinktive Reaktion und die Tatsache, dass er zu sehr mit seinen morbiden Gedanken beschäftigt gewesen war, um zu bemerken, dass jemand hinter ihm stand, erinnerten ihn daran, weshalb die Waffe nicht länger in dem Halfter an seiner Seite steckte.
    Er atmete einmal tief durch, ehe er sich zu seiner Großmutter umwandte. Honoria Skimmerhorn Rodgers war in einen Nerz gehüllt, an ihren Ohren blitzte ein schlichtes Diamantgehänge, das schneeweiße Haar war perfekt frisiert. Sie verkörperte vom Scheitel bis zur Sohle die typische reiche, alte Lady, auf dem Weg zu einer Lunch-Verabredung in ihrem Lieblingsklub. Doch in ihren Augen, die ebenso blau und lebendig waren wie die ihres Enkels, stand ernste Besorgnis.
    »Ich hatte gehofft, dich davon überzeugt zu haben, dass es klüger wäre zu warten«, begann sie ruhig, während sie eine Hand ausstreckte und auf seinen Arm legte.
    Unwillkürlich wich er zurück. Berührungen dieser Art waren bei den Skimmerhorns nicht üblich. »Es gab keinen Grund, noch länger zu warten.«
    »Und hierfür gab es einen?« Sie deutete in den leeren Raum. »Es gab einen Grund, dein Heim leer zu räumen, dich von deinem ganzen Besitz zu trennen?«
    »In diesem Haus gehört mir nichts.«
    »Das ist doch absurd«, empörte sie sich und verfiel dabei in ihren Bostoner Dialekt »Es ist deins.«
    »Weil ich meine Pflicht versäumt habe? Weil ich zufällig noch am Leben bin? Nein, vielen Dank.«
    Wäre sie nicht so besorgt um ihn gewesen, hätte ihm seine schroffe Antwort mit Sicherheit eine saftige Rüge eingetragen. »Mein Lieber, hier geht es nicht um Versäumnis oder um irgendeine Schuld.« Als sie merkte, wie er sich zusehends in sich zurückzog, seine Miene immer teilnahmsloser wurde,

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