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0362 - Der Irre und der Tote

Titel: 0362 - Der Irre und der Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Scanlon Ocachee würde in wenigen Augenblicken vom Sockel abheben, langsam zur Decke schweben und durch diese Öffnung ins Freie schweben.
     
    *
     
    Screecher hatte nicht zu sagen vermocht, warum er diese Nacht so unruhig war. Vielleicht hing es mit Ocachees Tod zusammen, vielleicht waren es aber auch die Fremden, die seine Gedanken immer wieder beschäftigten. Mitten in der Nacht erhob sich Screecher von seinem Lager und trat ins Freie hinaus. Die Nacht war ruhig. Warme Luft strich über das Industriegebiet hinweg. Screecher fühlte sich verbunden mit zahlreichen anderen Okefenokees, die jetzt ähnliche Probleme hatten wie er.
    Screecher ging langsam durch die Nacht. Auf der anderen Seite des großen Industriegeländes sah er die mächtigen Umrisse des terranischen Schiffes. Die hellen Vierecke in der dunklen Masse kennzeichneten die beleuchteten Mannschleusen. Screecher wünschte, es hätte eine Möglichkeit gegeben, die Fremden ohne Komplikationen aus dem Scintilla-System zu vertreiben. Die Okefenokees verfügten über die Mittel, um die Terraner zu verjagen, aber sie würden sie nicht einsetzen, solange sich die Raumfahrer friedlich verhielten.
    Was, wenn die Terraner das Angebot der Zwerge annahmen und auf Kliban und Pompeo Posar blieben? Screecher erschauerte. Die Anwesenheit dieser Materialisten und Technokraten würde sich nach einer gewissen Zeit auch auf die Lebensweise der Okefenokees auswirken. Deshalb hoffte Screecher, daß die Fremden weiterhin mit allen Mitteln versuchen würden, in ihre Heimat zurückzukehren.
    Screechers Blicke wanderten weiter und blieben schließlich an dem silbernen Schimmer hängen, der den Himmel über der Trauerhalle färbte. Bald würde Scanlon Ocachee die Reise zum Licht antreten.
    Screechers Gedanken waren ehrerbietig' wenn er an Ocachee dachte. Der Dreidenker war für viele Okefenokees ein Vorbild gewesen. Sein Tod bedeutete einen großen Verlust für das Volk der Zwerge.
    Screecher blieb stehen und atmete tief. Der kurze Spaziergang hatte ihn beruhigt. Er fragte sich, ob er noch bis zur Trauerhalle gehen sollte, aber er verwarf diesen Gedanken sofort wieder. Es war unschicklich, einen Dreidenker bei seinem Aufbruch zur letzten Reise zu beobachten.
    Screecher beschloß, den Rest der Nacht mit leichten Meditationen zu verbringen. Vollkommen verinnerlichen wollte er sich nicht. Die Bäume auf Kliban waren um diese Zeit meistens besetzt, und er scheute davor zurück, wegen der verbleibenden Nachtstunden bis nach Pompeo Posar zu teleportieren. Bei Anbruch des Tages mußte er sich wieder um die Fremden kümmern.
    Screecher erledigte diese Aufgabe ohne besondere Begeisterung, obwohl ihm die Terraner nicht unsympathisch waren.
    „Morgen werde ich mit ihnen über ihre Pläne sprechen", murmelte er.
    Dann kehrte er in seine Behausung zurück.
     
    3.
     
    Jean Beriot legte beide Hände auf den Sargdeckel.
    In dieser Stellung verharrte er.
    Zwischen seinen Fingerspitzen und dem harten Metall des Sarges floß ein gleichmäßiger Energiestrom hin und zurück. Wäre Beriots Gehirn gesund gewesen, hätte er nicht bemerkt, daß der Sarg unter seinen Händen wie lebendig war.
    Im grellen Licht, bekleidet mit dem weißen Umhang, den alle Raumfahrerin der Krankenstation der CREST IV trugen, wirkte Jean Beriot wie ein Gespenst. Seine körperlichen Mißbildungen verstärkten diesen Eindruck.
    Die Musik in der Halle brach plötzlich ab. Nur Beriots keuchender Atem war zu hören.
    Da sprang der Sargdeckel auf.
    Beriot fuhr mit einem erschreckten Grunzen zurück.
    Das Licht des Kristalls fiel in den Sarg und beleuchtete Scanlon Ocachees wächsernes Gesicht.
    Obwohl Ocachee nach menschlichen Begriffen häßlich war, drückte sein Gesicht noch im Tode Würde und Intelligenz aus.
    Behutsam kam Beriot wieder an den Sarg heran. Er kletterte auf die seitliche Erhöhung des Sockels und starrte in den Sarg hinein. Es schien, als würde er mit dem Toten stumme Zwiesprache halten.
    Nach einiger Zeit strich er mit zitternden Fingern über Ocachees Gewänder. Sie fühlten sich weich an, während der Körper darunter hart wie ein Brett war. Beriots Griffe wurden entschlossener. Er ging auf die andere Seite des Sockels, weil er von dort besser an den Sarg herankam. Mit beiden Händen packte er zu und zog Ocachee an den Beinen. Gleich darauf ließ er sie wieder fallen. Das wiederholte sich ein paarmal. Schließlich hingen Ocachees Beine über den Sargrand.
    Beriot knurrte verwundert.
    Mit der hohlen Hand

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