0362 - Der Zombie-Apache
einen Truck zu stoppen. Das ist wie im Kino, aber das alles hat sich nicht auf der Leinwand abgespielt, sondern in unserem Staat, nahe unserer Stadt Cameron…«
Suko und Bill warfen sich einen bedeutsamen Blick zu. Einen Kommentar gaben sie nicht ab, aber in den Augen stand die Lösung des Falles bereits zu lesen.
Die Krankenschwester hockte auf der Stuhlkante und war bleich geworden. Sie hatte einen Arm halb erhoben und ihren Handballen gegen die Lippen gepreßt.
»Raketen.« Noch einmal sprach der Reporter das Wort aus. »Von einem Hubschrauber wurden sie gegen den Truck abgefeuert. Sie müssen treffen, sie haben auch getroffen. Nur…« Wieder steigerte sich seine Stimme. »Nur haben die beiden Geschosse nichts gebracht. Sie konnten den Wagen nicht zerstören. Er war stärker. Ja, stärker als die Raketen, und die Folgen grauenhaft. Die Raketen machten sich selbständig. Wissen Sie, was die Folge davon war. Sie flogen zurück. Nahmen sich selbst ein neues Ziel, als hätte sie der Teufel persönlich programmiert. Und dieses Ziel war der Hubschrauber. Zwei Volltreffer landeten sie. Da blieb nichts mehr übrig, nur mehr eine Feuerwolke, eine Flammensäule, aus der die glühenden Metallteile in alle Himmelsrichtungen schossen. Auch von den drei Besatzungsmitgliedern wird man wohl nie mehr etwas finden …«
Bill stand auf. Mit langsamen Bewegungen drückte er sich in die Höhe. Sein Gesicht sah aus wie eine frisch gestrichene weiße Wand.
»O Gott«, sagte er nur.
Suko enthielt sich eines Kommentars. Dafür mischte sich die Krankenschwester ein. »Ist das wirklich wahr?« hauchte sie.
»Können Menschen zu so etwas fähig sein?«
Bill lachte auf. »Menschen?«
Die Schwester begriff die Bemerkung in diesem Zusammenhang nicht, Bill gab auch keine Erklärung ab, sondern schaute weiter auf den Schirm, wo der Reporter eine kleine Sprechpause eingelegt hatte. Die Überraschung seiner Zuhörer und Zuschauer mußte sich erst legen.
Die Kamera schwenkte. Sie zeigte auch die Gesichter der vor dem Polizeigebäude stehenden Zuschauer. Auch sie wirkten blaß.
»Was können wir tun?« meldete sich der Mann wieder. »Nichts können wir tun. Vielleicht in den Häusern bleiben und warten, bis dieser mörderische Spuk vorbei ist. Das können Sie tun, Ladies und Gents. Ich aber bleibe am Ball. Es ist mein Job, Ihnen hautnah zu berichten, was sich ereignet. Darüber vergesse ich die Gefahr. Bleiben Sie auf dem Sender. Bleiben Sie auf Texas TV!«
Nach dem letzten Wort verschwand der Reporter. Dafür flimmerte ein Werbefilm über den Schirm. Es wurde für eine Windelsorte geworben.
»Und jetzt?« fragte die Schwester.
»Wir wissen es auch nicht«, erwiderte Suko.
»Aber dieser Wagen ist nicht zu stoppen. Wenn ich die Meldungen richtig verfolgt habe, befindet er sich auf dem Weg nach Cameron. Und da muß er praktisch bei uns vorbei. Es wird also unser Sanatorium hier…«
»Das ist nicht sicher«, schwächte Bill ab.
»Ich glaube aber daran!«
»Das bleibt Ihnen frei«, sagte der Reporter. »Tun Sie sich nur einen Gefallen und auch allen anderen. Sagen Sie bitte nichts. Behalten Sie alles für sich!«
»Sicher. Ich… ich weiß, welche Verantwortung ich hier zu tragen habe.«
»Fein.«
Bill und Suko bedankten sich noch einmal für die Hilfe und verließen die Anmeldung. Auch in der Halle stehende Patienten hatten mitbekommen, daß der Apparat gelaufen war. Die Leute bestürmten die Freunde mit Fragen. Durch Radiomeldungen wußten sie auch, daß der Amokfahrer unterwegs war, und Bill konnte einfach nicht anders, als Antworten zu geben.
Er beruhigte die Männer und Frauen. »Bitte, es besteht kein Grund zur Besorgnis. Sie werden sich in keinerlei Gefahr befinden. Bleiben Sie ruhig, der Polizei wird es gelingen, den Wagen zu stoppen.«
»Aber Raketen haben es nicht geschafft«, meldete sich Al Trunk, der Mann mit dem Radio, aus dem Hintergrund.
»Das ist vielleicht eine Übertreibung des Sprechers gewesen«, erwiderte Bill und bat um etwas Platz, da er und Suko das Gebäude verlassen wollten.
Sie gingen auch nach draußen, wo sie ihre Ruhe hatten und erst mal nicht belästigt wurden.
Bill Conolly rauchte eine Zigarette. Er schaute dem grauen Qualm nach und schüttelte den Kopf. »Eigentlich müßten wir John Bescheid geben.«
»Willst du in den OP?«
»Ja…«
»Ich bin dagegen!«
»Und weshalb!«
»Weil wir unter keinen Umständen stören dürfen. Die Ärzte, Jane und auch John befinden sich in einer anderen
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