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0363 - Der Teufel machte Überstunden

0363 - Der Teufel machte Überstunden

Titel: 0363 - Der Teufel machte Überstunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Teufel machte Überstunden
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erster hinab. Die Lampe machte ich vorsichtshalber wieder aus.
    Unten angekommen, legte ich mein Ohr auf die Kabelstränge. Es waren Hohlleiter darunter, die den Schall über Meilen hinweg noch verstärken.
    Ein gleichmäßiges Tap-tap sagte mir, dass wir dem Verbrecher dicht auf den Fersen waren.
    Aus den dunklen Flecken an den Leitungen, die entstehen, wenn Leder auf Gummi reibt, erkannte ich, in welche Richtung er sich gewandt hatte. Phil und Reading folgten mir lautlos, Amity ließen wir zurück. Er sollte Purvis bewachen.
    Die Smith & Wesson in der Rechten, die Lampe in der Linken, huschten wir durch den knapp mannshohen Gang.
    Nach zwanzig Metern kam die erste Biegung. Es war stockdunkel.
    Wir gingen tastend weiter. Solange keine Hindernisse auftauchten, ging es zügig vorwärts.
    Nach der dritten Biegung stoppte ich plötzlich. Nicht weit vor uns klang ein merkwürdiges Geräusch.
    So, als wolle jemand mit einer Kneifzange Fingernägel schneiden.
    Auf allen vieren kroch ich vorwärts. Mit den Händen tastete ich den Boden auf Unebenheiten zwischen den Kabeln ab, um uns nicht zu verraten.
    Der Schacht wurde enger und niedriger. Er war hier höchstens noch einen Meter hoch.
    Als ich um die nächste Ecke sah, erkannte ich einen schwachen Lichtschimmer. Irgendwo weiter vorn musste der Schacht ins Freie führen. Ich konnte beruhigt die nächsten zwanzig Meter weiter kriechen. Nach dieser Biegung sah ich das Viereck, das den Ausgang markierte.
    Ein dichtes Drahtnetz hatte den Ausgang abgeschlossen. Mit einer Kneifzange hatte der Verbrecher auf drei Seiten die einzelnen Drähte durchgezwickt.
    Ich sah nur noch einen Schatten und gab ein Zeichen nach hinten.
    ***
    Als ich am Ausgang angekommen war, blieb ich erstaunt liegen. Vor mir fiel eine Wand etwa zehn Meter senkrecht zu den Gleisen ab. Ein Teil der Züge lief eine Etage tiefer ein.
    Die elektrischen Oberleitungen wurden durch Verbindungskabel gespannt.
    Diese Kabel liefen senkrecht zu den Leitungen in Abständen von etwa 50 Metern von einer Wand zur anderen.
    An einem dieser Kabel hangelte sich ein Mann quer über die Schienen.
    Ich erstarrte und hielt den Atem an. Die Chancen, dass er heil die andere Wand erreichte, waren gering.
    Er musste hinüber, weil dort das Spannseil in der freien Wand festgemacht war.
    Um zu dem Befestigungspunkt zu gelangen, musste man ein paar Dutzend Steigeisen emporklettern.
    Diese wollte der Mann benutzen, um den Boden zu erreichen.
    Seine Flucht war ein Kampf mit der Zeit und den Nerven.
    Jeden Moment konnte ein Zug einfahren und ihn abstreifen. Oder er verlor die Nerven und berührte das Hochspannungskabel.
    Doch der Mann war kaltblütig wie ein Eisbär. Er hatte für seine Füße einen kurzen Halt gefunden und ruhte einen Moment aus.
    Phil und Reading hatten sich neben mich geschoben. Mit angehaltenem Atem betrachteten auch sie das Kletterkunststück.
    Wir sahen nur seinen Rücken und die behandschuhten Hände.
    »Lauf zurück und schneide ihm den Weg ab«, flüsterte ich Phil zu. »Beeil dich!«
    Wie eine Schlange wand sich Phil zurück durch den Gang, er nahm die Lampe mit.
    »Bleiben Sie stehen, Lyman Deer«, rief ich schallend.
    Der Mann zuckte zusammen. Er hielt sich eisern fest und drehte den Kopf.
    Sheriff Reading fielen fast die Augen aus dem Kopf. Er vergaß Luft zu holen und behielt vor Erstaunen den Mund offen.
    »Geben Sie auf«, rief ich weiter. »Ihr Spiel ist zu Ende. Entweder Sie kommen zurück, oder wir schießen.«
    Ein irrsinniges Lachen wurde von den Wänden zurückgeworfen. Lyman Deer hatte nichts Menschliches mehr in seiner Stimme.
    »Ihr werdet mich nie bekommen«, stieß er hervor.
    Er angelte nach seiner Pistole und verlor fast den Halt dabei.
    Nur noch mit einer Hand hielt er sich fest, mit der anderen versuchte er zu zielen.
    Zwei Schüsse bellten auf. Weit ab von uns schlugen die Kugeln in die Wand.
    Reading war blass geworden und hatte die Zähne zusammengebissen.
    »Wir bekommen ihn schon«, sagte ich rau, »er hat keine Chance mehr.«
    Wir gingen in Deckung, als wieder zwei Schüsse aufbellten. An ein genaues Zielen war bei dieser schwankenden Lage nicht zu denken.
    Dann hörten wir ein Erschüttern der Gleise.
    Ein Zug fuhr ein!
    Die gesamten Leitungen kamen ins Vibrieren. Lyman Deer, der Direktor der Farmers Bank, versuchte verzweifelt, noch vor dem Zug die andere Wand zu erreichen.
    Er stieß sich über ein-, zwei Meter ab. Dann griff seine Hand daneben. Er hing nur noch am ausgestreckten

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