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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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Prolog
     
    Püttlingen im heutigen Saarland, 1618
    Johann von Baßy preschte auf seinem Rappen in den Burghof, saß ab und überließ das Pferd dem Stallburschen, der sogleich herbeigeeilt kam. Ohne anzuklopfen, riss er das Eingangsportal auf, rannte den Gang entlang und stürmte geradewegs in den Wohnsalon. Durchnässt stellte er sich vor den wärmenden Kamin und rieb sich die klammen Finger über dem Feuer.
    »Es muss dir sehr unter den Nägeln brennen, wenn es dich bei diesem Wetter zu mir treibt«, lachte Thomas Königsdorfer spöttisch. Er saß in einem Sessel am Feuer und hatte von Baßy bereits erwartet. »Hier, trink den heißen Würzwein!«, sagte er und reichte dem Freund einen Becher.
    Dankend nahm der Amtmann aus Wellingen das dampfende Getränk entgegen. Zwischen zwei Schlucken sah er auf und fragte: »Hast du meine Nachricht bekommen und dir meinen Vorschlag überlegt?«
    Königsdorfer zuckte mit den Schultern. »Du bist Amtmann in Wellingen und kannst die Frau jederzeit ins Gefängnis schaffen lassen. Warum belästigst du mich damit? Ich habe in meinem eigenen Amtsbezirk genug zu tun.«
    Johann von Baßy wusste, dass Thomas Königsdorfer nur versuchte Gewinn aus der Sache zu schlagen.
    »Du hast mehr Macht, Thomas!«, schmeichelte er ihm. »Wenn ich die junge Frau bei mir ins Gefängnis bringen lasse, läuft meine Tante direkt zu den Nassauern nach Saarbrücken. Dann ist sie schneller wieder frei, als mir lieb sein kann.«
    »Woher stammt die Frau? Ich habe gehört, dass es mehrere Fremde sind, die bei der alten Rehmringer Unterkunft erhalten haben.«
    Von Baßy nickte. »Es sind drei Männer und zwei Frauen. Sie sollen von der anderen Seite der Werra kommen. Der Landstrich heißt angeblich Eichsfeld.«
    »Das weiß ich bereits.« Thomas Königsdorfer schien zu überlegen. Dann stand er auf, ging zum Fenster und blickte hinaus.
    Johann von Baßy stellte sich neben ihn und folgte seinem Blick. Als er das mächtige, runde Gebäude vor sich sah, das in der Abenddämmerung unheimlich und düster wirkte, fragte er: »Wie viele Frauen sind zurzeit im Hexenturm eingesperrt?«
    »Bis jetzt sind es fünf Weiber«, antwortete Königsdorfer mit Abscheu in der Stimme. »Seit heute Morgen werden sie der peinlichen Befragung unterzogen.«
    »Sind sie schuldig?«
    »Dass es Hexen sind, wusste ich schon, bevor sie gestanden haben!«, sagte Königsdorfer voller Hohn. »Und bereits morgen werden sie brennen.«
    Erstaunt blickte von Baßy auf. »So schnell?«
    »Worauf soll ich warten? Schließlich haben sie schlimmen Wetterzauber über uns gebracht.«
    »Das haben sie zugegeben?«
    »Kannst du dich erinnern, dass wir jemals um diese Jahreszeit solches Wetter gehabt haben?«, fragte der Püttlinger Amtmann zornig. Von Baßy wollte Königsdorfer nicht weiter reizen und blieb stumm. Schweigend wandten sich die beiden Männer vom Fenster ab und setzten sich.
    »Was ist jetzt, Thomas? Wirst du die Frau verhaften lassen?«
    Königsdorfer musterte sein Gegenüber. »Weshalb willst du ausgerechnet diese eine Frau in den Hexenturm werfen lassen? Und weshalb nicht gleich alle fünf?«
    Der Amtmann überlegte kurz. »Nein, die Frau reicht. Wir wollen ja nicht übertreiben!« Er lächelte zynisch, bevor er hinzufügte: »Sollten die anderen dann noch immer nicht vom Gestüt verschwinden, kannst du sie meinetwegen alle einsperren lassen!«
    »Und was springt für mich raus?«
    Von Baßy wusste, dass es dem Amtmann von Püttlingen im Grunde nur auf seine Entlohnung ankam. »Es soll dein Schaden nicht sein, Thomas! Das Geldsäckchen wird reich gefüllt sein. Und wenn ich das Gestüt erbe, erhältst du außerdem ein prächtiges Ross.«
    Fragend zog Königsdorfer eine Augenbraue in die Höhe. »Weshalb so großzügig? Da steckt doch noch mehr dahinter!«
    Von Baßys Gesichtsausdruck verfinsterte sich. »Es geht mir nur um die eine Frau. Und die will ich dort drüben im Hexenturm weggesperrt sehen!«

Kapitel 1
     
    Irgendwo in Nassau – Anfang Oktober 1617
    Der Sturm hatte nachgelassen, und das Donnergrollen war nicht mehr zu hören. Clemens kroch auf allen vieren zum Höhleneingang und streckte vorsichtig den Kopf hinaus. Überrascht stellte er fest, dass es bereits dämmerte. Er drehte den Kopf zur Seite und rief seinen Weggefährten über die Schulter zu: »Wacht auf, ihr Schlafmützen! Es regnet nicht mehr. Lasst uns weiterziehen.«
    Franziska setzte sich auf und schüttelte ihre rötlichen Haare. Trockenes Laub fiel zu Boden.

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