0365 - Die Grotte der Saurier
Höhleneingang gezogenen Kopf nach links und nicht in die entgegengesetzte Richtung, wo ich meinen Platz gefunden hatte.
Dafür kam der Schwanz. Er schabte über den Boden, wurde schneller, und ich jagte in die Höhe.
Es war ein blitzartiger Sprung, der mich aus der unmittelbaren Gefahrenzone brachte, da ich einige Schritte zur Seite gelaufen war.
Hinter meinen Hacken wischte der harte hornige Schwanz vorbei.
Auf einen kleinen Erdhügel lief ich hoch, drehte mich dort und leuchtete mit der eingeschalteten Lampe nach unten.
Der armdicke Strahl stach schräg in die Tiefe und traf, da sich die Bestie gedreht hatte, genau gegen deren Schnauze, wobei er auch die relativ kleinen Augen traf.
Aus ihnen strahlte mir ein tückisches Blitzen entgegen. Es lag auf der Hand, daß der Saurier es nicht aufgegeben hatte. Nahezu provozierend langsam öffnete er sein Maul, ich konnte direkt in den Schlund hineinblicken, und da wurde mir schon ganz anders.
Ich bekam Zeit, meine Beretta zu ziehen. Bisher hatte ich es mit einer Kugel noch nicht versucht. Dennoch wollte ich es wagen, weil ich mich einfach überzeugen mußte.
Die Öffnung war nicht zu verfehlen.
Der Schuß peitschte, sein Echo rollte durch die Höhle, und die Kugel traf haargenau.
Ich konnte sogar noch sehen, wie sie gegen die harte Zunge schlug und dort eine Wunde riß.
Dafür gelang es ihr nicht, den Saurier zu stoppen. Ich hätte auch mit einer Erbse werfen können und hätte den gleichen Erfolg erzielt.
Nein, das mußte ich anders machen. Aber wie?
Das Maul klappte zu, als wollte der Saurier die Kugel aus geweihtem Silber zerbeißen.
Dabei glitt ein Rollen durch die Gestalt des Sauriers, und der Unterkörper wurde mit in die Höhe gedrückt.
Ich suchte nach einem Ausweg. Mein Blick fiel auch auf den Höhleneingang. Dort sah ich einen tanzenden Lichtstrahl und hörte den Ruf des Inspektors van Liechem.
»Verdammt, Sinclair, haben Sie es geschafft?«
»Nein!«
»Kommen Sie rein, hier…«
Ich hörte ihm nicht länger zu, denn mir war etwas aufgefallen.
Bisher hatte ich inmitten einer fast absoluten Finsternis gestanden, die nur vom Licht meiner Lampe erhellt wurde.
Das änderte sich.
Aus einem der Höhleneingänge fiel ein breiter dunkelroter Lichtstreifen.
Mein Staunen war echt. Ich kam mir vor wie in einem Spielberg-Film, wo ein gravierendes Ereignis ebenfalls durch das Kommen eines unfaß- und nicht erklärbaren Lichts angekündigt wird.
Ich blieb auf meiner erhöhten Insel stehen. Der Saurier war in diesem Augenblick zweitrangig geworden, mich interessierte nur das Licht, das sich rasch, aber dennoch nachvollziehbar ausbreitete und die Höhle in eine blutrote Farbe tauchte.
Auch den Saurier.
Irgendwie schien es ihm nicht zu gefallen, denn das Reptil brüllte schaurig auf. Es war ein regelrechtes Schreien, das durch die Grotte toste, gegen die Wände hallte und sich zu einem Echo vervielfältigte, das sich aus tiefen und hohen Tonlagen zusammensetzte, die mich umkreisten und umjaulten.
Der Saurier wandte sich von mir weg. Das für mich nicht erklärbare Licht übte eine magische Anziehungskraft auf die Bestie auf.
Der nach unten durchhängende Körper schabte über den Boden, er bewegte seinen Kopf von einer Seite auf die andere, und ich hörte die Stimme meines holländischen Kollegen.
»Ein Wunder. Verdammt, ein Wunder!«
Daran konnte ich nicht glauben. Dieser Vorgang war zwar unwahrscheinlich, doch eine Erklärung mußte es einfach geben.
Wenn auch eine magische.
Ich fühlte mich auf einmal sicher.
Den Platz auf dem Hügel behielt ich nicht mehr. Ich gab mir Schwung, sprang hinunter und folgte der Bestie.
Ich schritt trotzdem vorsichtig hinter ihr her, behielt sie stets im Auge, da ich nicht durch eine schnelle Drehung ihrerseits und durch das Ausschlagen des Schwanzes erwischt werden wollte.
Der Saurier tauchte in die Höhle ein, aus der das rote Licht strömte. Kaum war es bis zur Hälfte seines Schädels darin verschwunden, als ich bereits den gellenden Hilfeschrei vernahm.
Mir war unbekannt, welche Person dort steckte. Ich lief schneller, das Reptil war bereits verschwunden, so daß ich über den flachen Körper hinweg bis zum Ende der Höhle schauen konnte.
Dort sah ich die Wand.
Dunkelrot glühte sie, aber in ihr malte sich noch etwas ab. Zwei Männer und ein Würfel.
Bill und Suko!
Also doch!
Ich stand da und merkte kaum, daß mir die Fingernägel ins Fleisch stachen, weil ich die Hände zu Fäusten geballt hatte. Was
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