0366 - Er kam aus der Tiefe
rötliche Dimension, die ihr als Nebelwelt kennengelernt habt«, sagte Amos. »Ihr erinnert euch - die Blaue Stadt in Mexiko, die zwischen Ash’Cant und der Erde pendelte und euch mitriß!«
Zamorra schluckte. Niemand hatte ihnen damals verraten, wie diese Nebelwelt hieß, in der sie in der Blauen Stadt auf Sara Moon stießen und wo Nicole ihre Para-Fähigkeit verlor, Schwarze Magie zu fühlen.
»Ash’Cant ist eine vielfältige Dimension«, erläuterte Sid Amos, als stehe er vor einer Schulklasse. »Es gibt nicht nur den Nebelbereich. Sicher, der größte Teil ist lebensfeindlich wie Ash’Naduur und von Nebeln verhangen. Urzeit-Ungeheuer tummeln sich dort. Aber in einem anderen Bericht gibt es auch Städte, die von Menschen bewohnt sind und von einigen anderen Kreaturen…«
»Menschen?« echote Nicole. »Menschen von der Erde?«
Amos nickte. »Ja. Aber sie leben dort schon seit Jahrtausenden. Bereits ihre Vorfahren verschlug es dorthin. Auch heute bekommt Ash’Cant zuweilen noch Zuwachs. Es ist eine Art Schmelztiegel. So wie Ash’Naduur eine leere, tote Ödwelt ist, wimmelt es in Ash’Cant von Leben in jeglicher Form. Die Lebensformen versuchen aber möglichst unter ihresgleichen zu bleiben. Es gibt aus vielen anderen Welten Tore, die nach Ash’Cant führen.«
»Und Sara Moon ist also wieder dort, sagtest du.«
»Ich erhielt entsprechende Informationen«, sagte Amos. Zamorra glaubte ihm. Amos benutzte Merlins Nachrichtenapparat, der ihm Einblicke in tausenderlei Welten ermöglichte.
»Ich würde selbst hinübergehen und sie hierher zwingen - wenn ich könnte«, fuhr Sid Amos fort. »Aber seit ich Merlins Nachfolger bin, bin ich ja an diese verdammte Burg gebunden und darf sie nur in äußersten Ausnahmefällen verlassen. Also bitte ich dich, Zamorra: Hole Sara Moon hierher. Wie du es machst, ist mir egal. Und überreden, ihren Vater aus dem Eis zu erwecken, werde ich sie schon. In diesen Dingen bin ich Spezialist.«
»Du wirst dich hüten, sie zu foltern«, drohte Zamorra.
Sid Amos grinste. »Ich habe bessere Mittel«, sagte er. »Merlins Mittel. Es wird Zeit, daß der alte Knabe die Kontrolle wieder selbst übernimmt. Also, wie ist es, gehst du nach Ash’Cant?«
»Natürlich«, erwiderte Nicole an Zamorras Stelle. »Wir wechseln hinüber, sobald du uns erklärst, wie das vonstatten gehen soll. Denn die Möglichkeit, mittels der Blauen Stadt in Mexiko hinüberzupendeln, gibt es ja nicht mehr.«
Sid Amos schüttelte grinsend den Kopf.
»Nicht ihr - Zamorra allein«, sagte er. »Das ist ein Einmann-Job. Ich kann ein Tor öffnen, das maximal zwei Personen passieren läßt.«
»Also - dann geht es doch…« Nicole verstummte, als ihr klar wurde, daß es doch nicht ging. »Zurück wären wir zu dritt… du hast recht, Sid.«
»Ich habe immer recht«, grinste der Ex-Teufel. »Wenn es ginge, würde ich euch liebend gern als Duo hinüberschicken. Zwei Leute erreichen mehr als einer. Aber es stößt halt auf Grenzen. Leider kenne ich das Tor nicht, das Sara Moon besitzt. Also muß Zamorra allein hinüber.«
»Ein Völkerschmelztiegel ist es also«, sagte Zamorra, »und die Lebensformen halten sich unter ihresgleichen… ich nehme also an, daß ich unter Menschen komme, weil Sara Moon ja ebenfalls menschlicher Abstammung ist.«
»Oh, so menschlich ist sie gar nicht«, sagte Amos. »Ihre Mutter war die Zeitlose, ihr Vater Merlin, und die Zeitlose wiederum war das Resultat einer Verbindung zwischen einem MÄCHTIGEN und einem Angehörigen der DYNASTIE DER EWIGEN, während Merlin seinerseits…«
»Ein Kind des Teufels sein soll, wie der Volksmund raunt. So genau wollte ich es gar nicht wissen, außerdem erzählst du uns nichts Neues«, wehrte Zamorra ab. »Ich meinte ihr äußeres Aussehen.«
»Ja«, kam Amos auf den Kern der Unterhaltung zurück. »Du kommst nach Faronar. Das ist eine von Menschenabkömmlingen bewohnte Stadt. Fantasy-Filme und -Romane hast du dir mit Sicherheit verinnerlicht, außerdem hast du einschlägige Erfahrungen. Ich werde dir sagen, was wichtig ist. Du bekommst eine Ausstaffierung, die dich zu einem Kind jener Welt werden läßt, zumindest äußerlich. So fällst du wenigstens nicht unangenehm auf. Und alles weitere liegt dann bei dir. Bring Sara Moon hierher.«
»Warum ist sie dort?« wollte Nicole wissen. »Sie war damals in der Blauen Stadt, und jetzt ist sie in Ash’Cant… was macht sie dort?«
»Das ist auch noch so eine Sache«, bequemte sich Sid Amos zu verraten.
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