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0366 - Er kam aus der Tiefe

0366 - Er kam aus der Tiefe

Titel: 0366 - Er kam aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mich. Du hast noch mehr Geld - ich soll es holen«, murrte er.
    Zamorra lachte grimmig auf. Das wäre leicht verdientes Geld für den Inhaber der Schänke gewesen. Er hatte auf das Goldstück eine Menge Wechselgeld zahlen müssen, und er hatte die anderen beiden Goldstücke in Zamorras Börse gesehen. Welche Gier wäre in ihm erwacht, wenn er die restlichen Münzen gesehen hätte? Zamorra glaubte nicht, daß der Sklave ihn belog. Es ließ sich ja für Zamorra relativ leicht feststellen.
    »Weißt du, was ich mit einem Sklaven mache, der mich hinterrücks überfällt?« fragte Zamorra.
    Der Dunkelhäutige sah ihn starr an. Er nahm an, daß Zamorra ihn erschlagen würde.
    Der Parapsychologe grinste.
    »Ich empfehle ihm, die Beine in die Hand zu nehmen und mir nicht mehr unter die Augen zu kommen. Verschwinde!«
    Der Sklave riß die Augen weit auf, dann wirbelte er herum und rannte davon, froh, so glimpflich davongekommen zu sein. Nun würde er nur noch seinem Herrn auseinandersetzen müssen, daß sein Überfall gescheitert war. Schmunzelnd schob Zamorra das Schwert in die Scheide zurück. Trotz seines schmerzenden Nackens war er zufrieden.
    Mit einer Kupfermünze aus den Beständen des Wechselgeldes löste Zamorra sein Pferd aus. Er sattelte es selbst und führte es ins Freie. Auf den Straßen herrschte immer noch reges Treiben; Männer und Frauen, die von der täglichen Arbeit heimkamen oder zu den Tavernen sowie zu Freunden und Bekannten unterwegs waren. Andere arbeiteten sogar während der Nacht. Unweit des Mietstalles stoben Funken aus dem Schlot einer Schmiede, und das Hämmern von Metall auf Metall war zwei Straßenzüge weit zu hören.
    Zamorra saß auf und trabte an. Er näherte sich der Festungsmauer des Palastes von der Seite. Im Schatten mächtiger Bäume in der Nähe eines Brunnens band er das Pferd an. Er hoffte, daß niemand auf die Idee kam, es zu stehlen. Aber er mußte das Risiko eingehen. Es wurde Zeit. Er hoffte, daß »sein« Bruder vom Blauen Stein den Palast in der Zwischenzeit nicht schon wieder auf Nimmerwiedersehen verlassen hatte.
    Er sah zum Palast hinauf. Hier und da brannten auf den Zinnen der Wachtürme und hinter den Wehrgängen Fackeln und verbreiteten ein eigenartiges Zwielicht.
    Der Mond am Nachthimmel kroch bedächtig der Spitze des Fledermausturms entgegen.
    ***
    Zamorra wartete vielleicht eine halbe Stunde fast reglos in der Dunkelheit, bis er den Hinkenden wieder sah. Der Bruder vom Blauen Stein verließ gerade das äußere Tor und bewegte sich über den Vorplatz.
    Zamorra erkannte zufrieden, daß der Bruder dicht an seinem Versteck vorbei mußte. Der Dämonenjäger stand im Dunkeln zwischen zwei Häusern der Seitengasse, in welche der Bruder abbog. Niemand konnte ihn sehen. Drüben auf dem Platz war alles von Fackeln und vom Mondlicht erleuchtet. Hier, direkt daneben, waren die Schatten.
    Ein Schatten vertrat dem Bruder vom Blauen Stein plötzlich den Weg. »Du wirst mir deine Kutte ein wenig leihen müssen, Freund«, flüsterte eine Stimme.
    »Was soll das?« keifte der Bruder schrill. »Was fällt dir ein, Strolch?«
    »Still«, raunte die Stimme. »Wir wollen doch ein Geschäft machen. Ein Goldstück für deine Kutte, mein Freund.«
    In einer offenen Hand blinkte die Münze.
    In einer anderen Hand zuckte ein spitzer Dolch auf, raste dem Schatten entgegen. Es gab einen dumpfen Schlag und das Rascheln von Stoff, als der Schatten den Zusammenbrechenden auffing und vorsichtig in die Dunkelheit gleiten ließ. Wieder raschelte es, diesmal länger anhaltend, und bald hinkte eine Gestalt in der dunklen Kutte, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und den Kopf gesenkt, wieder der Burg entgegen.
    Zamorra bedauerte es, daß er den Bruder hatte niederschlagen müssen. Er hatte ihm tatsächlich eine »Leihgebühr« und ein hohes Schweigegeld zahlen wollen. Geschäftstüchtige Leute wie die Brüder vom Blauen Stein hätten eigentlich darauf eingehen müssen! Aber statt dessen hatte der Bruder versucht, Zamorra ohne jede Vorwarnung den Dolch zwischen die Rippen zu jagen.
    Falls er kein unangenehmer Einzelfall war, zeigte dies, von welchem Schlag die Brüder waren…
    Am Festungsmauertor schüttelten die Wächter die Köpfe. »Was wollt Ihr denn schon wieder hier? Nimmt das mit Euch Steinleuten denn heute kein Ende mehr? Man sollte meinen, Ihr hättet Euren Tempel in der Burg errichtet!«
    »Was vergessen. Muß noch einmal zurück«, murmelte Zamorra undeutlich. Die winzige Veränderung der

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